Spoiler: Mithes & Saphira Kapitel Eins Band 2 Rohfassung

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Nach 30 Minuten parkt Mithes vor dem Wohnkomplex in der Innenstadt von Honolulu.
„Die Schilder haben ihren Sinn, man soll sich daran halten!", schimpfe ich mit vom Fahrtwind zerzausten Haaren.„Stell Dich nicht so an. Meine Reflexe sind um ein Vielfaches schneller und besser wie die eines Menschen. Wir waren nie in Gefahr!"
„Vielleicht wir nicht, und die anderen Verkehrsteilnehmer?"
„Ebenfalls nicht. Nun steig schon aus, ich will endlich mit meinem Wasserdämon das Bett teilen!"Als sich die Aufzugtüren zu seiner Suite öffnen, glühen seine Augen bereits rot vor Verlangen. Er schmachtet mich voller Begierde an, so dass sich mein Unterleib in freudiger Erwartung auf das Kommende zusammenzieht.Die Wohnung ist blitzeblank und auf Hochglanz gereinigt. Nichts erinnert mehr an das Chaos von vor zwei Stunden. Kirsten sitzt zitternd in der Mitte des Raumes auf einem Stuhl und schluchzt leise vor sich hin. Auf der Couch hat ein Mann Platz genommen und dem Fahrstuhl den Rücken zugekehrt. Mithes stellt sich schützend vor mich.
„Kirsten, ist alles in Ordnung mit Ihnen?" Doch die Putzfrau reagiert auf die Frage nicht.„Mithes, da Du nicht auf meine Einladungen geantwortet hast, musste ich selbst vorbei kommen!", sagt der bislang unerkannte Mann. Diese feine schneidende Stimme kommt mir bekannt vor, noch bevor ich ihn erblicke, ist mir bewusst, wer vor uns steht. „Jason!", flüstere ich. Dieser würdigt mich keines Blickes und lässt erkennen, wie sehr er Frauen noch immer verachtet. Er hat sich in den letzten 2.000 Jahren nicht verändert.
„Diesen Namen benutze ich schon sehr lange nicht mehr. In diesem Jahrhundert heiße ich Galvin Shax."
„Du bist Shax?!" Mithes schlägt eine Hand vor die Stirn. „Oh, das erklärt so Einiges!"Aus der Unterhaltung der Männer werde ich nicht schlau. Doch ich erkenne den Grund, weshalb Mithes wie versteinert in seinem Wohnzimmer steht und seine Fähigkeiten nicht nutzen kann. An den Wänden sind die Bannrunen aufgemalt, welche uns die dämonischen als auch die göttlichen Talente nehmen. Auf der Fensterscheibe, sowie auf der Tür des Fahrstuhles und an den gegenüberliegenden Wänden ist jeweils eine große Rune gezeichnet. Panik macht sich in mir breit, im Moment sind wir Menschen. Wehrlos und verletzbar. Jason kann uns hier und jetzt mit dem Schuss aus einer Pistole ausschalten.Waren diese Runen bereits bei unserem ersten Besuch an den Wänden angebracht? Nein, ich konnte Mithes Stimme in meinem Kopf laut und deutlich hören. Doch jetzt ist es still. Eine unbändige Angst fährt mir in die Glieder.
Jason wirkt äußerlich menschlich. Er steht jedoch unter dem persönlichen Schutz des Königs der Unterwelt. Mahesh hatte seinen braven Lakaien, immer wieder ins Leben zurückschickt, um Aufgaben für ihn zu erfüllen. Im Laufe der letzten zwei Jahrtausende war es uns einige Male gelungen, Jason auszuschalten und in die Unterwelt zurückzuschicken. Doch hatten wir noch kein probates Mittel gefunden, ihn dauerhaft in diesem Zustand zu halten.
„Was willst Du hier, Jason?", knurrt Mithes. „Mein Meister, werter Freund", grinst er uns finster an. „Mahesh will noch immer Deine Frau!"

Ende Band Eins

Beginn Band Zwei

„Sag deinem Meister, er soll zur Hölle fahren und dich am besten gleich mitnehmen!", fauche ich ihn an.
„Du hast sie immer noch nicht unter Kontrolle", wendet sich Jason tadelnd an Mithes und schüttelt missbilligend den Kopf.„Lass dies meinen Meister für dich übernehmen, er bringt ihr Manieren bei!"Er nickt in Richtung seiner Handlanger. Die vier bewegen sich mit militärischer Präzision auf uns zu. Mithes stellte sich erneut schützend vor mich. In diesem Moment vermisse ich die „Alten Zeiten" ich war immer bewaffnet, trug meine Rüstung mit Schwert und zwei Sai. In der Neuzeit war es kaum möglich so ausgestattet durch eine Stadt zu laufen, ohne aufsehen zu erregen. Noch vor 200 Jahren wäre ich nie unbewaffnet herumgelaufen.
„Du musst mich schon umbringen, wen du sie haben willst!" Jasons Lippen umspielt ein grausames Lächeln.

„Oh Daddy, das ist langweilig!", ertönt eine hohe Stimme aus der Küche.
„Taylor! Jetzt nicht!", knurrt unser alter Widersacher genervt.„Daddy?" Ich starre Jason mit hochgezogenen Augenbrauen an und offenem Mund an.
Er lächelt triumphierend.
„Ja, ihr kennt meine Kleine, bereits?", fragt er mit einem süffisanten Grinsen.
„Taylor, komm doch mal bitte her, dein Liebster vermisst dich!"Aus der Küche tritt nun das gleiche Mädchen, welches vor unserer Spritztour über die Insel, quietschend um seinen Hals gefallen ist.
„Oh, Adam!" Sie hüpft mit leuchtenden Augen auf ihn zu.
„Du warst unartig!", sagt sie tadelnd und schmiegt sich an ihn.„Tochter?", fragt Mithes irritiert. Er versucht Taylor von sich zu lösen, lässt dabei unsere Angreifer nicht aus den Augen und konzentriert sich auf Jason. Seine Anspannung ist greifbar. Ich weiß, dass er in seinem Kopf tausend Möglichkeiten durchspielt, wie wir aus dieser Situation herauskommen.
„Du und eine Frau ist das Letzte, was mir je in den Sinn gekommen wäre", sagt Mithes. Taylor klammert sich fest an den Hals meines Mannes. Ich greife nach ihrem Handgelenk und verbiege es ein wenig, so dass sie sich von ihm lösen muss.
„Es reicht jetzt, KLEINES! Geh zu Daddy spielen! Und Finger weg von meinem Mann!" Meine Stimme ist schneidend und eisig.„Aua!", sagt sie pickert und sieht mich mit großen Augen an, bevor sie langsam zu ihrem Vater geht und versucht, bei ihm Schutz zu suchen. Diesen lässt die Angst seiner Tochter jedoch unbeeindruckt. Ich hasse Jason, auch wenn ich eine natürliche Abneigung gegen Taylor hege, so bricht gerade mein Mutterherz. Eine Tochter, welcher Angst und Bange ist, sollte immer Zuflucht bei ihren Eltern finden. Es tut mir leid für dich Kleines, dass du zwischen den Fronten auf der falschen Seite stehst.
„Als Taylor mir berichtet hat, dass du wieder zurück bist, Saphira, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht. Es ist genug Zeit vergangen. Mein Meister fordert, was ihm zusteht!"
Jason gibt ein Zeichen und seine Lakaien ziehen Handfeuerwaffen, um uns damit zu bedrohen. Alle vier Angreifer tragen einen militärischen Kurzhaarschnitt und ihr Vorgehen suggeriert auch, dass sie eine ebensolche Vergangenheit haben. Wir heben die Hände zum Zeichen, dass wir uns nicht zur Wehr setzen werden. Daraufhin hält man uns zwei Armreife vor die Nase, wir sollen diese anlegen, damit man mit uns gefahrlos die Wohnung verlassen kann. Die eingravierten Runen werden uns, unsere Fähigkeiten nehmen, auch wenn wir diese Wohnung verlassen.
Ich greife nach dem gefährlichen Schmuck und lege ihn mir um. Danach packe ich Mithes am Arm und schaue ihm tief in seine Augen.
„Sehr gut!", sagt Jason. Er geht zum Aufzug und betätigt den silbernen Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. Mithes Muskeln sind angespannt, als wir hinter Jason stehen. Hochkonzentriert wartet er bis sich das Öffnen der Türen durch das altbekannte „Pling" ankündigt.
„Mein Meister wird es erfreuen, dass der Kampf nun endlich endet!"
„Wir werden sehen!", knurrt Mithes. Als der Ton des Aufzuges erklingt, steht Mithes in seiner dämonischen Gestalt vor uns. Er wirft auf jeden der vier Handlanger einen Feuerball, so dass diese sofort in Flammen aufgehen. Jason entfährt ein Entsetzensschrei, versteckt sich hinter dem Rücken seiner kreischenden Tochter, und verschwindet schließlich mit ihr im Aufzug.
„Feige wie immer!"
Beim Schließen der Aufzugtüren wird die Rune auf der Tür wieder aktiv und nimmt Mithes erneut seine Fähigkeiten, was ihn augenblicklich in seine menschliche Gestalt zurückverwandelt.
„Du hast gut aufgepasst, als Houdini dir diesen Trick verraten hat."
„Ich wusste doch, dass er für irgendwas gut sein wird."
Ich zog den zweiten Armreif mit den Runen aus meiner Tasche und Mithes nahm mein ungefährliches Schmuckstück ab, welches ich ihm umgelegt hatte.
„Du müsstest nur mir helfen", sage ich und halte ihm meinen Arm entgegen. Er entfernt mir den tückischen Armreif und legt beide zusammen auf seine Bar.„Kannst du dich um Kirsten kümmern, ich befürchte, sie hat einen Nervenzusammenbruch", sagt er und nickt in ihre Richtung.

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