Nur ein kleiner Gefallen 2 (Stella&Adam)

29 4 2
                                    

In den letzten Wochen versuchte Adam erfolglos seinem Cowboy das Singen beizubringen.
Die beiden sitzen alleine im Wohnzimmer.
Die restlichen Bewohner haben das Weite gesucht.
Das Katzengejammer wollte sich keiner antun.

Stella steht zusammen mit Abby und den beiden Brüdern vor dem Haus.
„Wir sollten ihn erlösen", schlägt Joe vor.
„Ich befürchte, wenn du dich bei ihm blicken lässt, jagt er dich zum Teufel... wobei... könnte lustig werde." Schmunzelnd scheint Erik sich dieses Szenario vorzustellen.
„Ich habe eine Idee!", wendet Joseph ein.
„Noch eine?", entfährt es Stella.
„Die letzte hat ihm das eingebrockt", erinnert Abby den Jüngsten.
„Ja, ihr habt ja recht, aber es hilft ihm, das Ganze schneller zu beenden. Und ich denke das ist in unser aller Interesse."
Es lässt sich nicht leugnen, dass es wieder ruhiger wäre, ohne die sterbende Katze im Wohnzimmer.
„Ok, dein Kopf ist eh schon in der Schlinge, jetzt kannst du sie auch zuziehen", beschließt Erik.

Mutig stampft Joe mit großen Schritten zurück ins Haus. Unschlüssig bleiben die Drei zurück und erwarten eine etwas lautere Auseinandersetzung.
Sie werden nicht enttäuscht. Joe kommt aus dem Haus gestürmt, hinter ihm fliegt ein Kissen, welches ihn noch am Kopf trifft.
„Es würde unser Leiden schneller beenden!", ruft er seinem wütenden Bruder zu.
Stella versteckt sich hinter Abby, um ihr Lachen zu verbergen. Abigail kugelt sich vor Lachen, ebenso Erik.

„Und ihr!" er deutet auf die kleine Gruppe, die sich über das Spektakel köstlich amüsiert.
Wutentbrannt kommt er auf die drei zu.
„Sagt mir nicht, dass ihr ihn zu mir geschickt habt! Stella? Du bist mit dem Vorschlag einverstanden?"
Als er sie direkt anspricht, vergeht ihr das Lachen, bei seinem wütenden Gesichtsausdruck. „Es tut mir leid, ich weiß nicht worum es geht. Wir haben ihm allerdings nahegelegt, sich von dir fern zuhalten."
„Ja! Wäre besser gewesen!"
Stella atmet einige Mal tief durch, bevor sie Adam bittet von Joes Idee zu berichten.
„Naja, zumindest würde der Unterricht dann enden", stimmt Erik zu.
Stella runzelt die Stirn. Der Vorschlag gefällt ihr nicht wirklich.
„Und wenn etwas schief geht? Ihr sagtet der Sheriff fackelt nicht lange wenn es um seine Tochter geht", äußert Stella ihre Bedenken.
„Er bekommt es gar nicht mit!", Ruft Joseph aus sicherer Entfernung.
„Am Samstag ist in der Stadt Frühlingsfest. Da ist der Sheriff beschäftigt und es gibt die Möglichkeit Betsy alleine zuhause anzutreffen!"
„Wie es scheint hat unser kleiner Bruder das bereits alles geplant."
„Diese Pläne kenn ich! Meist geht irgendwas schief", brummt Adam.
Stella greift nach Adams Hand: „Ich muss zugeben, dass mir der Vorschlag auch nicht gefällt, aber wenn wir dann wieder unsere Ruhe haben? Ihr übt seit Tagen und ich kann nicht sagen, dass man Fortschritte hört."
„Das stimmt leider", bestätigt Adam resigniert.
„So wie es Joe erklärt hat, würde man dich ja nicht sehen, nur hören."
Die Zweifel in ihrer Stimme sind jedoch klar herauszuhören.
„Gut, es ist nur ein Lied. Also ja, dann lasst uns das durchziehen!", stimmt Adam zähneknirschend zu.
Sichtlich erleichtert über die Entscheidung huscht Joseph zu Phillip ins Haus. Jener wollte nicht zwischen die Fronten der Brüder geraten und war im Wohnzimmer zurückgeblieben.
Dankend fällt er Joe um den Hals, als dieser ihm die gute Nachricht überbringt.

„Was ist das für ein Fest am Samstag?"
„Frühlingsfest in Virginia City." Aus Eriks Antwort wird Abby nicht wirklich schlau.
„Möchtest du hingehen?"
Abby zuckt mit den Schultern.

Schmunzelnd schüttelt Adam seinen Kopf. Manchmal ist sein Bruder eher schwer von Begriff.
„Es ist eine Tanzveranstaltung. Wenn ihr jedoch in Begleitung eines Crawfords auftaucht... naja, dann werdet ihr zum Stadtgespräch. Das sollte euch bewusst sein."
„Sollen sie sich die Mäuler zerreißen, damit komm ich klar", bestätigt Stella.
„Das heißt du möchtest tanzen?"
„Ja, wenn du für Phil das Ständchen gesungen hast, hoffe ich, dass du mich über die Tanzfläche schweben lässt."
„Na dann, gehen wir zusammen am Samstag tanzen." Adam schaut amüsiert zu Erik, der ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter macht.  „Sag nicht, dass ich dir beibringen soll zu tanzen?", neckt Adam den Bruder.
„Nein, ich kann tanzen, nur... Ich tu es nicht gerne."
Abby greift nach Eriks Hand. „Bitte, nur ein Tanz, für mich."
Sein Blick wird weicher, wenn er ihr strahlendes Gesicht erblickt. „Ein Tanz?"
Abigail nickt euphorisch.

3 Tage später

In den letzten Tagen haben sie nur noch geübt, dass Phil die Lippen synchron zu Adams Gesang bewegt.
Zumindest das schien einigermaßen zu funktionieren.
Der Stimme ihres Mannes lauschte sie um einiges lieber, auch wenn das Lied seinen Reiz verloren hat, aufgrund der Häufigkeit, die sie es in der letzten Zeit hören musste.

Am Abend steht der Wagen vor dem Haus bereit. Stella hat die Diskussion bezüglich ihres Hengstes verloren. Adam hält es noch für zu gefährlich, dass sie mit ihm über freies Gelände reitet.
Schweren Herzens setzt sie sich neben ihrem Ehemann auf den Kutschbock. „Aber schön, dass du mich nicht alleine fahren lässt."
„Nein, niemals... abgesehen davon, werden wir den Wagen später brauchen."
Verwirrt schaut sie ihren Mann an: „auf dem letzten Fest hatte Joe etwas zu tief ins Glas geschaut. Er konnte nicht mehr gerade auf einem Pferd sitzen und Erik hatte einen ausgekugelten Arm, was es auch schwer machte."
„Was? Ihr sagtet es sei nur ein Tanz."
„Ja, das ist richtig."
„Tanzt ihr hier anders, als in San Francisco?", fragt sie schockiert.
Mit einem lauten Lachen lässt er die Pferde lostraben.
„Nein, aber manchmal artet es etwas aus."
Diese Erklärung beruhigt sie nun so gar nicht.
Abby sitzt hinter ihnen und muss kichern, bei Adams Worten.
„Das ist nicht lustig, Abigail!", tadelt die große Schwester.
„Doch irgendwie schon."
Na toll!

Lachend reiten die Brüder neben dem Wagen her. Nach einer Stunde passieren sie die Stadtgrenze. Man kann aus der Ferne bereits die Musik hören.
„Erik, dass du mir auf unsere beiden Ladies aufpasst. Ich komme, sobald Joes Plan schief gegangen ist."
Grinsend nickt der Bruder: „Du kannst dich auf mich verlassen."
Während Erik zusammen mit Abby und Stella die Feier besucht, schnappt sich Adam die Gitarre.
„Na dann los, lass es hinter uns bringen!"
Phil schweigt, sein Herz schlägt bis zum Hals.
„Denk dran, du musst nur deine Lippen bewegen und so tun, als würdest du singen!", erinnert Joe.
Vor dem Haus versteckt sich Adam unter dem Vordach, so dass man ihn nicht sieht, wenn man aus dem oberen Fenster schaut. Sehr wohl jedoch, wenn man die Haustür öffnet.
Joe wirft kleine Sternchen an das Fenster, bis dieses schließlich von einer Frau mit Lockenwicklern auf den Kopf geöffnet werden.
Nun geht Joseph in Deckung, gibt seinem Bruder das Zeichen.
„Was soll das hier?", ertönt Betsys krächzende Stimme. Ja, von wegen Nachtigall und glockenhell, geht es Adam durch den Kopf.
Er beginnt zu spielen und zu singen. Phil verpasst zwar seinen Einsatz, aber bei dem schummrigen Licht fällt dies nicht weiter auf.
Betsys Ärger verfliegt recht schnell, als sie Phillip sieht und das wunderschöne Lied hört.
Sie ist so begeistert, dass sie kurzerhand, trotz ihres Nachtkleides, welches sie trägt, die Stufen hinuntereilt und die Haustür aufreißt. Adam verstummt, als Betsy nun direkt neben ihm steht.
„Was geht hier vor?", fragt sie argwöhnisch.
Phil bekommt kein Wort heraus und stammelt herum.
„Entschuldige, Betsy, für die kleine Täuschung, aber unser Phil hier möchte dir etwas sagen", ergreift Adam das Wort.
Argwöhnisch blickt die junge Frau zu dem Cowboy. Jener jedoch reißt die Augen auf und rennt wie von einem Schwarm Bienen verfolgt in die Dunkelheit.
„Phantastisch!", knurrt Adam. Er nimmt seine Gitarre und will gerade die Veranda verlassen.
„Ich verstehe", sinniert die Sheriffstochter. „Du hast dich nicht getraut mir deine Gefühle zu gestehen und hast deshalb Phil gebeten dir zu helfen!" sie wendet sich Adam zu und strahlt ihn an.
„Wie? Nein... nein..., das hast du falsch verstanden... ein Missverständnis!"
Sie umarmt ihn und legt ihre Wange an seine Brust. Sein Blick geht zu Joe, der sich in seinem Versteck vor Lachen kugelt.
„Natürlich gehe ich mit dir auf das Fest!", verkündet sie und verschwindet kurz wieder im Haus.
Wütend stapft Adam zu seinem kleinen Bruder und packt ihn am Kragen. „Du bringst das wieder in Ordnung! Ich wusste, dass dein ach so toller Plan nach hinten los geht!"
Lachend hält Joseph seinen Bauch und lässt sich von Adam mit zerren. „Du solltest auf sie warten. Was glaubst du, wie der Sheriff reagiert, wenn ihm Betsy erzählt, dass du sie versetzt hast?" bei den Worten prustet der jüngere Bruder erneut laut  los.
„Glaubst du Stella ist glücklich damit?", knurrt der Ältere.
„Ähm, vermutlich nicht." Joseph fängt sich langsam wieder. „Ok, ich rede mit Phil und so lange wirst du Betsy ausführen."
„Du willst, dass ich mit Betsy auf das Fest gehe, wo meine Frau auf mich wartet?"
„Ok, du hast recht. Ich rede zuerst mit Stella, sie wird das verstehen. Schliesslich geht es hier um die wahre Liebe... also Phils Liebe... sieh es so, großer Bruder, du bist jetzt als Liebesbote unterwegs."
„Ich geb dir gleich... Liebesbote!", keift Adam. Hinter ihnen öffnet sich wieder die Tür und Betsy kommt heraus, mit einem grellen rosafarbenen Kleid mit Rüschen bedeckt. Ihre ashblonden Haare sind zu kleinen locken gedreht.
„Ich will hoffen, dass es diesesmal besser läuft!", raunt er seinem Bruder zu.
„Versprochen!"

Ende Teil 2

KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt