In der Dämmerung hatten sich die Soldaten einige Feuer auf dem Marktplatz entzündet. Die Pferde wurden in die Ställe gebracht und Zelte auf dem Marktplatz aufgestellt.
Taran sitzt an einem der Lagerfeuer und reinigt seine Waffen.
Sie beobachtet ihn bereits den ganzen Tag aus den Schatten heraus.
Kara kann sich nicht erklären, was dieser Mann an sich hat, dass sie auf diese Weise reagieren lässt.
Sie ist so auf den Soldaten fixiert, dass sie nicht bemerkt, als Amrei zu ihr kommt.
„Er sieht gut aus", stellt sie fest.
Kara hatte ihr Auftauchen nicht bemerkt und wird von ihren Worten so sehr erschreckt, dass sie einen hellen Quietschendend Ton von sich gibt, den man bis zum Lagerfeuer hört.
„Verdammt, erschreck mich doch nicht so!", flucht sie.Sie schaut sofort zum Feuer, nur um festzustellen, dass Taran direkt in ihre Richtung blickt.
„Wollt ihr euch den ganzen Abend in den dunklen Ecken rumdrücken, oder kommt ihr ans Feuer?", spricht er die beiden an.
Amrei huscht bereits an ihr vorbei und stellt sich dem Kommandanten vor.
Während Amrei sich bereits zu den Männern ans Feuer setzt und sie in ein Gespräch verwickelt, kommt Kara langsam aus ihrem Versteck und bewegt sich geschmeidig, wie eine Wildkatze auf Taran zu.„Konntet ihr uns studieren? Sind wir die bösen Dämonen für die man uns hält?", möchte Taran wissen, als sie vor ihm steht.
Das Licht der Flammen tanzt auf ihrer Haut und taucht ihr hübsches Antlitz in einen mystischen Schein.
„Ich halte euch nicht für Dämonen, aber ich traue euch nicht!"
Er zieht seine Augenbraue hoch, bei ihren Worten.
„Ehrlichkeit! Das ist gut, damit kann ich umgehen. Nehmt Platz, vielleicht kann ich euch zeigen, dass wir vertrauenswürdig sind."
Skeptisch folgt sie seiner Aufforderung und setzt sich zu den Soldaten ans Feuer.
„... Kara ist die einzige die wirklich kämpfen kann, aber mit ihren Superkräften macht Sie die Krabbler alleine fertig..."
„AMREI!", zischt Kara ihr entgegen. Sie zuckt zusammen, bei dem Tonfall der Freundin.
„...Tschuldige...", flüstert sie und richtet ihren Blick betreten zu Boden.
„Superkräfte?", fragte Taran schmunzelnd. „Mh, ich weiß nicht, aber was ich heute Mittag auf den Feldern gesehen habe, grenzte fast daran. Ihr schient keine Angst vor diesen Wesen zu haben!"
„Sie können Angst wittern. Wenn ich mit Angst kämpfe, bin ich schon Tot!", sagt Kara schlicht.
„Ja, jedoch seit ihr eine Frau", ertönt die Stimme eines der Soldaten.
„Richtig und trotzdem hat diese Frau euch heute den Arsch gerettet", antwortet sie ein wenig bissig.
Diese Einstellung geht ihr sowas von auf die Nerven.
„Soweit würde ich nicht gehen, aber eure Hilfe war uns sehr willkommen", versucht Taran zu beschwichtigen.
Sie schluckt eine Erwiderung runter bevor sie noch einen Kampf vom Zaun bricht.„Wie kommt es, dass an diesem Ort keine Männer wohnen? Wer holt die Ernte ein? Wer baut eure Häuser?"
Taran reicht ihr, während er seine Fragen stellt, einen Becher mit etwas Wein. Sie nimmt diesen entgegen und riecht vorsichtig daran. Bei dem Duft blitzt eine Erinnerung vor ihrem inneren Auge auf, die jedoch sofort wieder verblasst. Sie schüttelt kurz den Kopf und nimmt dann einen Schluck.
„Wir helfen zusammen. Jede trägt ihren Teil bei. Wir brauchen keine Hilfe von Männern! Bisher haben sie uns nie etwas gutes gebracht!", sagt sie etwas abfällig.
„Eure Meinung über uns ist nicht sehr gut. Wie kann ich das Ändern?"
„Ich kenne euch nicht", sagt sie. Ist sich allerdings nicht so sicher, denn in seinem Gesicht erkennt sie etwas, das ihr vertraut wirkt.
Trotzdem spricht sie weiter. „Ich habe nichts gegen euch persönlich, aber die Männer mit denen wir hier Bekanntschaft gemacht haben, waren nicht hilfreich! Die meisten wollen eine Frau nur zum Vergnügen, oder sie werfen sie den Krabblern zum Fraß vor."Taran nickt. Er weiß, dass man Opfer bringt, in der Hoffnung, dass die restliche Dorfgemeinschaft dann in Sicherheit ist.
„In den umliegenden Dörfern gibt es kaum Frauen", sinniert er.
„Ja, das kann gut sein. Viele haben von uns gehört und flüchten aus Angst zu uns. - Amrei fand ich im Wald. Man hatte sie an einen Baum gebunden und sie für die Krabbler zurückgelassen. Für ihre Schwester kam ich leider zu spät."
Kara schließt kurz die Augen. Es schmerzt sie noch heute, dass sie zu langsam war.
Taran und Xystos werfen einen traurigen Blick zu Amrei, die ihre glasigen Augen auf das Feuer gerichtet hat.
„Es tut mir so leid", sagt Kara immer noch Schuldbewusst.
„Du kannst nichts dafür. Du hast mich gerettet", antwortet Amrei monoton.
Der blonde Soldat neben Taran, reicht Amrei ein Taschentuch.
„Vielleicht können wir helfen." Er sieht seinen Kommandanten auffordernd an.
Taran überlegt, bevor er antwortet. „Vielleicht können wir mit eurer Mutter Oberin reden. Wir möchten uns nicht aufdrängen, aber verstehe ich es richtig, dass du hier mehr oder weniger die Verteidigung bist?", erkundigt er sich bei Kara.
Sie möchte ihm eigentlich nicht sagen, dass sie der einzige Schutz für diese Frauen ist. Sie hat einige Frauen ausgebildet, sie den Umgang mit Waffen gelehrt, aber trotzdem würde sie keine der Frauen je auf Patrouille schicken. Sie haben nicht ihre Reflexe und Fähigkeiten. Sie wird sie nie dieser Gefahr aussetzen!
„Wir kommt ihr darauf?", fragt sie statt zu antworten.
„Mh, ihr steht im Schatten und beobachtet uns. Ihr seid ständig angespannt und es scheint als würde die Last der Welt auf euren Schultern ruhen. - Und alle Frauen hier scheinen immer zu euch aufzusehen, selbst eure Mutter Oberin, legt viel Wert auf euren Rat."
„Ihr seid ein guter Beobachter."
Sie lächelt schwach.
„Das muss ich sein. Es rettet leben! - Ich kann mich auf meine Männer verlassen. Sie wachen über das Lager und wir wechseln uns natürlich ab, dass auch jeder genug Schlaf bekommt. Diesen Luxus hast du nicht, habe ich nicht recht?"
„Ich bin für sie verantwortlich. Sie haben sonst niemanden", sagt sie kleinlaut. Warum bringt dieser Kerl sie so sehr aus der Fassung.
Vielleicht hat Anaja recht und es ist besser, dass sie morgen endlich verschwunden sind. Ihre Finger verknoten sich in ihrem Schoß. Taran legt seine Hand wie selbstverständlich auf ihre. Kara hebt ihren Blick und schaut in sein kantiges Gesicht.
In diesem Moment vergisst sie alles um sich herum, es gibt nur noch sie beide.
Alles was sie sagen wollte ist vergessen, sie versteht es nicht, aber selbst das ist in diesem Moment zweitrangig.
Taran legt ihr seine Hand an die Wange. Ihre Ähnlichkeit mit seiner Frau verstorbenen Frau lässt ihn nicht mehr los.
Es ist, als sitzt ihr Geist neben ihm. Ihr Lächeln, das Funkeln in ihren Augen. Als sich ihre Lippen treffen, kann man im Lager eine Stecknadel fallen hören.
Die Soldaten haben ihren General beobachtet, sein Verhalten dieser Frau gegenüber war für sie genauso fremdartig, wie für ihn selbst.
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Kurzgeschichten
Historia CortaMeist flattern mir kleine Szenen durch den Kopf, die nicht für eine ganze Story taugen, aber zu einer Kurzgeschichte werden. Hier findet ihr alles mögliche aus Isitlove oder MeChat, sowie eigene Geschichten und Ideen. Ich wünsche viel Spaß beim Le...