Joe kommt gerade aus dem Stall, als Phillip, einen der Cowboys beobachtet, wie er hadernd vor dem Haupthaus auf und abgeht. Neugierig nähert er sich dem jungen Mann: „Hey Phil? Verjagst du hier fliegen, oder weshalb läufst du Furchen in den Boden?"
„Was wie?" erschrocken blickt er auf und sieht den jungen Boss auf ihn zukommen.
„Entschuldige Joe, ich war in Gedanken."
Jener lacht verschmitzt: „Ja das sehe ich. Kann man dir helfen?"
Der blonde Cowboy lässt resigniert die Schultern hängen: „Ich glaube nicht, es sei denn du kannst mir sagen, wie ich am besten das Herz von Miss Betsy erobern kann?"
„Betsy? Du meinst die Tochter des Sheriffs?"
Phil nickt und sein Blick wird dabei verklärt.
„Ok, das ist... da hast du dir aber eine harte Nuss ausgesucht. Ihr Vater verjagt jeden, der ihr zu nahe kommt."
Phil lehnt sich mit dem Rücken an das Gatter der Koppel und nimmt seinen Hut vom Kopf. „Ja, das weiß ich, aber sie ist einfach nur wundervoll. Ihr güldenes Haar glänzt in der Sonne und das helle Lachen lässt alles um sie herum verstummen."
Joe nickt und versucht sich ein grinsen zu verkneifen. Schönheit liegt in diesem Fall vermutlich im Auge des Betrachters. Für ihn klang ihr Lachen eher nach einer kranken Ziege, aber wer ist er schon, dass er Phil eines besseren belehrt. Er hört ihm einfach weiterhin zu. Wobei er seinen großen Bruder beobachtet, der gerade mit seiner Frau auf dem Paddock ihr neues Pferd einreitet. Der junge Mann muss zugeben, dass Stella ein gewisses Talent dafür besitzt.
„Weißt du, sie liebt Musik. Wenn ich nur ein Instrument spielen könnte, oder gar singen... dann könnte ich ihr meine Liebe gestehen", plappert Phil.
Es bildet sich ein kleines Lächeln auf Joes Gesichtszügen.
„Ich kenne da jemanden, der kann das wirklich gut. Er spielt verschiedene Instrumente und sein Gesang ist ebenfalls ganz passabel. Vielleicht bringt er es dir bei."
Phillips blaue Augen werden groß und starren Joe voller Freude und Erwartungen an. „Was? Wer? Meinst du wirklich?"
Mit einem schulterzucken deutet er auf seinen großen Bruder. „Adam spielt Klavier und Gitarre. Bei der Violine hat er dann abgebrochen, da die Arbeit auf der Ranch für ihn dann wichtiger wurde, aber auf der Gitarre kann er dir bestimmt etwas beibringen. Wir fragen ihn mal."
Joe stößt einen kurzen Pfiff aus, hatte jedoch nicht bedacht, dass das Pferd diese Art Geräusch noch nicht gewohnt ist.Bei dem schrille Pfeifen scheut Shadow, Stella hat Mühe ihn ruhig zu halten, Adrenalin schießt ihr durch die Adern, als das Tier steigt, krallt sie sich an der Mähne fest, versucht im Sattel zu bleiben. Adam greift schnell nach den Zügeln und beruhigt den Hengst.
„Alles ok?" besorgt sieht er zu seiner Frau und hilft ihr abzusteigen. Beruhigend streicht er dem schwarzen Pferd über den Hals.
„Ja, alles gut, wir sind nur erschrocken."
„Ja!", knurrt er und wirft einen wütenden Blick zu seinem kleinen Bruder. Einer der Cowboys kommt herbeigeeilt, um zu helfen. „Alles in Ordnung, Boss?"
„Ja, bring Shadow in den Stall, das reicht für heute." Der stämmige Mann nickt zustimmend und nimmt das Pferd mit sich.
Adam stapft wütend mit Stella an der Hand zum Rand des Gatters.
„Du hast auch nicht mehr als Stroh im Kopf!", pflaumt er seinen kleinen Bruder an.
Joe zieht den Kopf ein und die Schultern nach oben. „Tschuldige, ich habe nicht nachgedacht", gibt er zu.
„Das sage ich ja!"
Beschwichtigend legt Stella ihrem Mann eine Hand auf den Unterarm.
„Es ist nichts passiert. Joe hat das nicht mit Absicht getan."
„Oh ja, das wäre ja noch schöner!"
Die Dunkelhaarige reckt sich ihm etwas entgegen und haucht einen Kuss auf dessen Wange. „Alles in Ordnung, beruhige dich bitte."
Adam schiebt seinen Arm um Stellas Hüfte. „Du bist viel zu nett. Du hättest stürzen können!"
Ein beschwichtigendes Lächeln auf ihren Lippen hofft sie, dass er sich erweichen lässt.
Seufzend wendet er sich schließlich an Joe. „Du hast eine starke Verbündete. Also, was willst du?"
„Danke", richtet er eine kurzes feindliches Nicken an Stella. „Phillip hier bräuchte deine Hilfe."
Bevor Joe weiter spricht macht er eine theatralische Geste und legt beide Hände auf sein Herz. „Er hat sein Herz an Betsy verloren und möchte nun dass Ihrige gewinnen."
Adam wendet seinen Kopf ab und schaut Stella in die Augen.
Sie sieht, wie er versucht ein Lachen zu unterdrücken. Mit gerunzelter Stirn taxiert sie ihren Mann, der nun seinen Blick zu Boden richtet.
„Betsy, die Tochter des Sheriffs?", presst er hervor.
„Jep", bestätigt Joseph.
Stella beobachtet Adam, der weiterhin nach vorngebeugt am Zaun steht.
„Ich wüsste nicht wie ich helfen könnte, außer den Bestatter die Anzugsgrösse zu nennen."
„Was?!?", Stella schaut ihn entsetzt an.
„Der Sheriff sieht es nicht gerne, wenn sich jemand seiner Tochter nähert", erklärt Joe.
So langsam scheint Adam sich wieder besser in den Griff zu bekommen.
„Wenn nur Betsy mich erst einmal ebenso liebt, dann wird der Sheriff einverstanden sein", träumt Phillip.
Stella nickt langsam, sie hat die Erfahrung gemacht, dass Liebe für Eltern nicht relevant ist.
„Darf ich fragen, wie Adam dir helfen soll?" sie ist neugierig.
„Joe erwähnte, dass du Gitarre spielst und singen kannst?"
„Jaaaa." die Antwort kommt langsam und abwartend.
„Betsy Liebt Musik und ich würde ihr gerne meine Gefühle mit einem Lied gestehen."
„Oh, das klingt romantisch", rutscht es Stella raus.
Sie kassiert von Adam einen ernsten Blick. Joe schmunzelt und Phil träumt vor sich hin.
„Ich soll dir beibringen wie man Gitarre spielt? Wieviel Jahre hast du Zeit?"
Phil reißt die Augen auf. „Ich denke nicht, dass er Gitarre spielen lernen muss, aber du kannst ihm das Singen beibringen. Das sollte einfacher sein", mischt sich Joe ein.
„Nicht Zwangsläufig, aber ich kann's versuchen", dass er sich gerade bereit erklärt hat zu helfen wird ihm erst klar, als er es ausgesprochen hat.
„Großartig!" Joe klatscht in die Hände und spurtet los.
„Wo willst du hin?", ruft Adam seinem kleinen Bruder nach.
„Deine Gitarre holen. Ihr könnt gleich Anfang."
Seufzend blickt Adam zu seiner Frau. „Was hab ich getan?", murmelt er.
„Du hilfst einem Freund." sie drückt ihm einen Kuss auf die Wange. „und ich gehe in die Küche und helfe Chen-Lu beim Mittagessen."
„Wollen wir tauschen?", fragt er scherzhaft.
„Nein, danke. Ich habe keine Lust auf angebrannte erdäpfel mit verkohltem Schinken."
Er legt beide Hände auf seinen Brustkorb und gibt vor, als hätten ihre Worte ihn wie ein Pfeil getroffen.
„Soll das heißen, meine Kochkünste sind der feinen Dame nicht gut genug?"
„Sie genügen für die weite Prärie." sie macht eine ausladende Geste, über das Land. „Aber hier lassen wir Chen-Lu in der Küche und ich helfe ihm etwas."
„Vermutlich hast du recht", stimmt er seufzend zu.
„Habe ich!", mit schwingenden Hüften geht sie ins Haus.
Adams verträumter Blick haftet sich auf ihre weibliche Figur, bis die Tür hinter ihr ins Schloss fällt.Joe hatte bereits seine Gitarre geholt und saß nun mit Phil auf der Veranda.
„Aufhören! Du zerreißt mir die Saiten!", pflaumt er ihn an. Kassiert nur ein breites Grinsen seines Bruders.
Adam greift nach seiner Gitarre und beginnt zu spielen. Stella öffnet unauffällig in der Küche das Fenster, um ihm zuzuhören.(https://youtu.be/0jEizWzybOQ?si=3543NoIM-bdz_3vT)
Lyriks:
Early one morning, just as the sun was rising
I heard a maid sing in the valley below
"Oh don't deceive me, Oh never leave me,
How could you use, a poor maiden so?"
Remember the vows that you made to me truly
Remember how tenderly you nestled close to me
Gay is the garland, fresh are the roses
I've culled from the garden to bind over thee.
Here I now wander alone as I wonder
Why did you leave me to sigh and complain
I ask of the roses, why should I be forsaken,
Why must I here in sorrow remain?
Through yonder grove, by the spring that is running
There you and I have so merrily played,
Kissing and courting and gently sporting
Oh, my innocent heart you've betrayed
How could you slight so a pretty girl who loves you
A pretty girl who loves you so dearly and warm?
Though love's folly is surely but a fancy,
Still it should prove to me sweeter than your scorn.
Soon you will meet with another pretty maiden
Some pretty maiden, you'll court her for a while,
Thus ever ranging, turning and changing
Always seeking for a girl that is new.
Thus sang the maiden, her sorrows bewailing
Thus sang the poor maid in the valley below
"Oh don't deceive me, Oh never leave me,
How could you use, a poor maiden so?"Als er endet, steht Stella verträumt am Fenster. Ich liebe dich, möchte sie ihn zurufen, wird jedoch von Chen-Lu aus den Träumen gerissen und kehrt an den Herd zurück.
„Dann lasst uns mal hören, was du kannst, damit ich ungefähr einen Eindruck bekomme, wo wir stehen."
Adam fängt an zu spielen und blickt Phil auffordernd an.
Irgendwann setzt er zögerlich ein. Bereits nach einer Zeile bricht Adam sein Spiel ab und schaut seinen Bruder vorwurfsvoll an.
„Dafür schuldest du mir was!", flüstert er verärgert.
„Ok, dann ganz von vorne, Phil."Ende Teil 1
DU LIEST GERADE
Kurzgeschichten
Historia CortaMeist flattern mir kleine Szenen durch den Kopf, die nicht für eine ganze Story taugen, aber zu einer Kurzgeschichte werden. Hier findet ihr alles mögliche aus Isitlove oder MeChat, sowie eigene Geschichten und Ideen. Ich wünsche viel Spaß beim Le...