September - Eyes On You

Kapitel 21

Zavicks Blick schweift nach oben, sein Lächeln verschwindet. Er steht auf.

Jemand packt mich von hinten an den Schultern.
"HA!"
Ich erschrecke mich, bevor mir klar wird das es diesmal "nur" Takumi ist.

,,Du kannst es einfach nicht lassen!" Ich lache jedoch und stehe auf.

,,Wie ging es dir?" Frage ich ihn.
,,Es war dir Hölle" Sagt er wie aus der Pistole geschoßen und berichtet von seinem Erlebnis. Als ich wieder nach vorne sehe, hat Herr Zavick schon das Klassenzimmer verlassen. Ich konnte mich garnicht bedanken.

Takumi fängt meinen Blick ab.
,,Wetten für dich wars viel schlimmer als wie für mich?"
Ich lache sarkastisch laut.
Wenn er wüsste.
,,Es war ein bisschen komisch, aber nicht schlecht. Ich verstehe es jetzt viel besser" Gebe ich zu.

In der Pause gehen wir in die Aula um uns etwas zu trinken zu kaufen. Während wir die Treppen hinunter schlendern, bemerken wir Herr Zavick unten mit 2 Lehrerinnen tratschen. Wundert mich ehrlich gesagt nicht, hier muss es jeder auf ihn abgesehen haben. Wir gehen langsamer.

,,Natürlich ist Herr Zavick auch der beliebteste im Lehrerzimmer, was auch sonst." Takumi zieht mich zu sich, damit wir nicht bemerkt werden. Ich verdrehe die Augen und sehe weg.

,,Die stehen doch auf ihn. Denkst du die flirten?" Takumi versucht zu lauschen.

Der Anblick zieht mich derbe runter.  Takumi hat recht. Es sieht wirklich stark danach aus. Herr Zavick grinst breit und nimmt den beiden Lehrerinnen die vielen Unterlagen ab und hält ihnen die Tür auf. Will er etwa gleich zwei auf einmal beeindrucken? Meine Sympathie für ihn sinkt.
,,Ja, sieht so aus." Füge ich noch dazu.
Ich gehe weiter.

Am Automaten angekommen, präsentiert mir Takumi die 5 verschiedenen Softdrinks. Er stellt sich vor den Automaten.
,,Die Haken ist nur, es kommt bei jedem dasselbe raus. Besser du drückst niemals die Cola die kostet nämlich 20 Cent mehr und ist im Endeffekt genau der selbe Apfelsaft wie die anderen auch."
Er wirft eine Münze hinein.

Ich zucke überrascht mit den Augenbrauen.
,,Das ist echt böse."

Takumi käuft mir auch einen.
Wie lieb von ihm. Ich habe garkein Geld dabei.
,,Danke, aber das hätte nicht sein müssen!" Ich überlege wie ich mich revanchieren könnte.

,,Doch den musst du unbedingt probieren. Du denkst dir vielleicht so - Hey diesen Saft gibts überall, was will der eigentlich von mir? Aber ich sag dir, dieser Saft ist anders. Vielleicht mischen die da Rattengift rein und das ist der Grund, weswegen immer mehr Schüler aufhören, oder sowas. Jedenfalls ist er grün." Takumi setzt an und ext fasst die halbe Flasche weg.

Meine Augen können nicht von der Farbe des Apfelsaftes ablassen. Ist der überhaupt noch gut? Ich überprüfe das Ablaufdatum. Kann ich nicht lesen, aber sieht Ok aus. Wirklich überzeugt mache ich Takumi zuliebe meine Flasche auf, um sofort einen Schluck zu nehmen. Anscheinend zu schnell, denn sie brodelt wütend über. Oh nein, alles nur das nicht.

Ich drehe mich blitzschnell weg damit Takumi nichts von dem Saft ins Gesicht bekommt.
,,Scheiße! Der Saft ätzt bestimmt ein Loch in den Boden!"
Hektisch drehe ich mich in alle Richtungen um einen Platz zu finden sie abzustellen. Ich krache Hals über Kopf mit der überlaufenden Flasche direkt gegen Herr Zavick und schütte ihn an.

Bitte, das ist jetzt nicht passiert!
Ich erstarre kurz. Mir schießen unzählige Erinnerungen in den Kopf. Ich versuche mich wieder zu fangen.

Ich entschuldige mich sofort.
,,Es tut mir s-s so leid!"
Stand er etwa schon die ganze Zeit hinter uns? Ich versuche mit meinen Ärmeln den Apfelsaft von seinem Hemd zu tupfen, aber das macht es keineswegs besser. Warum muss sowas immer mir passieren? Meine Hände werden so kalt, dass es wehtut.

Takumi rennt und holt etwas für den Boden. Beschämt blicke ich nach oben zum Lehrer.
Doch dieser fängt plötzlich an zu lachen. Er schenkt mir ein verständnisvolles Lächeln und nimmt ein Taschentuch aus seiner Hosentasche.

,,Kein Grund gleich so Panik zu kriegen, Eva, es ist doch nur ein bisschen Saft." Der Lehrer sieht mich fast schon besorgt an. Seine Augen wirken tief mitfühlend. Ich bemerke erst jetzt die Tränen in meinen Augen. Hinter mir höre ich wie Schüler über mich lachen.

,,Hat es nicht schon geklingelt?" Frägt der Lehrer in einem lautstarken Ton. Schnell machen die Schüler einen Abgang.

Er hält meinen Arm fest und krempelt meinen Ärmel hoch.
,,Das fängt noch an zu kleben." Seine Stimme ist ruhig und bestimmend.
Ich versuche mich zu beruhigen. Ich habe gerade eben den beliebtesten Lehrer der Schule vermutlich giftigen, grünen Saft übergeschüttet, wenn das nicht bald die ganze Schule weiss.

Herr Zavick fängt meinen Blick ab. Ich schaffe es einfach nicht ihn in die Augen zu sehen. Es fällt mir schwer zu atmen. Ruhig geht er vor mir etwas in dir Knie, um mich besser anzusehen. Mit seinen Händen streicht er mir sanft die Haare aus meinem Gesicht.
,,Es ist nichts passiert Eva. Ich habe auch meine Sportsachen dabei."
Er sieht mir direkt in die Augen. Seine Miene wirkt noch immer besorgt.
Zwei Finger heben mein Kinn leicht an. Seine Augen weichen nicht von mir ab.
Ich sehe ihn an. Langsam fasse ich wieder klare Gedanken.
,,Es tut mir leid. Ich habe Sie wirklich nicht gesehen. Ich weiss nicht warum ich so tollpatschig bin."
Ich versuche zu lachen um die Situation zu lockern, aber in diesem Moment würde ich am liebsten im Boden versinken und weinen.

Herr Zavick hält inzwischen meine Hände und streichelt sie. Es fühlt sich gut an.
,,Hör auf dich zu entschuldigen, es bräuchte einiges damit du mich wütend machen könntest." Ich nicke erleichtert und sehe ihn endlich in die Augen.
Seine Lippen umspielen ein kleines Lächeln.
,,Solltest du einmal Probleme haben, sind es fmiliäre, körperliche was auch immer, dann kannst du immer zu mir kommen."
Herr Zavick macht eine Sprechpause.

,,Ich muss wissen, wenn ein Schüler aus diversen Gründen keine Leistungen erbringen kann, damit ich darauf Rücksicht nehmen kann, verstehst du?"
Ich sehe ihn an und bin einverstanden.
,,Ja, das kann ich machen."

,,Du bist ein gutes Mädchen, Eve." Flüstert er mir behutsam in mein Ohr und sieht mir im Anschluss direkt in die Augen. Ich erstarre erneut.

Er streicht mit seinem Daumen eine Träne aus meinem Gesicht, ehe er seine Hand runternimmt und aufsteht.
,,In Ordnung." Fügt er anschließend hinzu.

Takumi kommt vollgepackt mit Servietten um die Ecke gerannt. Sein lautes Atmen ist kaum zu überhören.
,,Die waren fast überall aus, ich musste nach ganz oben rennen-" Er atmet schwer.

Ich versuche zu lachen, aber bringe keinen Ton hinaus. Herr Zavick lacht laut und voller Überzeugung.
,,Du bist super Takumi.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende." Er sieht mich ein letztes mal mit einem Lächeln an, ehe er wieder verschwindet.

Takumi gibt mir ein paar Servietten und bückt sich um den Saft aufzuwischen. Ich helfe ihm sofort.
,,Danke, dass du welche geholt hast Takumi."

,,Kein Problem, wäre ich mit diesem Kerl alleine gewesen, wäre einer von uns jetzt tot."
Ich lache.
,,Was genau magst du nochmal nicht an ihm?" Hinterfrage ich noch einmal.

Takumi holt tief Luft.
,,Das ist nur meine Ansicht, aber meiner Meinung nach ist da irgendetwas faul. Unser Mathelehrer war in dem letzten Jahren kein einziges mal krank oder spontan in Indien. Er ist einfach nicht das, was er vorgibt zu sein. Keine Ahnung wie dieser Typ überhaupt Professor an einer Hochschule werden konnte. Die nehmen hier einfach jeden und ich hasse das."

Takumi ist sichtlich angefressen. Jetzt stelle ich besser keine weiteren Fragen mehr. Wir wischen so gut es geht alles weg. Takumi hilft mir auf.
,,Hey ist das deins, oder hat das jemand verloren?"
Ich sehe fragend in die Richtung in welche er zeigt. Am Boden liegen 2 Münzen. Takumi hebt sie auf und käuft eine weitere Flasche Apfelsaft davon. Die andere Münze gibt er mir. Woher kommen die? Hat Herr Zavick sie verloren? Takumi reicht mir die neue Flasche
,,Wer auch immer die verloren hat, du solltest jetzt wirklich etwas trinken." Diesmal öffnet Takumi sie mir. Ich lächle und trinke.

Takumi sammelt den ganzen Müll auf.
,,So, bringen wir die letzten Stunden hinter uns. Ein hoffentlich besserer Abend wartet auf uns."