Kapitel 22

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Nachdem wir die Schule verlassen haben, folge ich Takumi zu sich nach Hause. Während des Heimweges zeigt er mir ein paar Orte. Nach gut 20 Minuten kommen wir an einem großen modernen Reihenhaus an. Takumi hält mir die Tür auf.

In der Wohnung angekommen, fallen mir sofort die mit vielen Bilder beschmückten Wände und die vielen hochwertigen Möbel auf.

,,Sieh dich ruhig etwas um. Ich gehe schon mal in die Küche, die Katzen füttern." Er geht voraus. Zwei persische Katzen rennen ihm sofort hinterher.

Ich sehe mir solange die Bilder etwas genauer an. Viele der Bilder scheinen in verschiedenen Ländern gemacht worden zu sein. Der Eiffelturm, die Freiheitsstatue, die Pyramiden...
Takumi scheint nicht arm aufgewachsen zu sein. Doch mir fällt schnell auf, dass auf keinem der Bilder weder Takumis Mutter noch Vater zu sehen ist. Sondern meistens nur 1-2 ältere Jungs. Ob das seine Brüder sind? Wenn ja, nicht schlecht. Ich bewundere noch etwas die schöne Deko und mache mich dann auf die Suche nach Takumi.

Ich schlendere in die Küche, welche ebenfalls unfassbar edel wirkt. Ich lehne mich an die Theke und sehe Takumi bei der Fütterung zu.
,,Sind deine Eltern reich?" Frage ich sichtlich beeindruckt.
Takumi stellt die Schüsseln ab und richtet sich auf.

,,Meine Eltern nicht. Meine Eltern waren immer arm, aber meine Brüder verdienen echt viel Geld."
Ich sehe ihn fragend an.
,,Das auf den Bildern, sind die das?" Ich grinse breit.

Takumi lacht spöttisch.
,,Ja, mein Glow-up kommt auch noch."

Er stellt mir eine Caprisonne hin und setzt sich neben mich auf einen seiner Barhocker an die Theke. Er beginnt zu erzählen.
,,Wir sind alle sehr bescheiden in Japan aufgewachsen. Als ich noch ein kleiner, süßer, unschuldiger Racker war, bekam ich immer mit, wie meine Eltern meine Brüder anschreien, weil sie immer soviel Scheiße gebaut haben. Ich glaube sie waren damals schon ziemliche Draufgänger. Jedenfalls entschlossen sich später meine Brüder dazu Kohle in Europa zu machen. Meine Eltern haben mich ihnen aufgezwungen, damit ich ein ,,Besseres Leben" habe." Jetzt haben sie hier ihren eigenen Nachtclub aufgemacht und verdienen nicht grade wenig damit. Meine Eltern profitieren ebenfalls gut davon, sie kommen auch jährlich vorbei."

Überrascht sehe ich ihn an. Sowas muss schlimm sein.
,,Wolltest du jemals zurück oder vermisst du nicht dein altes zu Hause? Was ist mit deinen Eltern?" Die Fragen kann ich mir nicht verkneifen.

Takumi sieht kurz zu seiner Caprisonne und scheint drüber nachzudenken.
,,Nein, ich habe das damals alles nicht ganz so hart gesehen. Es war mir eigentlich egal. Ich veehrte meine Brüder ohnehin viel zu sehr und meine Eltern wollten es unbedingt. Nur hier den Anschluss zu finden war schwer."

,,Das glaube ich." Stimme ich zu.
,,Deine Brüder haben dich also zum Teil großgezogen?"

Takumi lacht laut und guckt schief.
,,Naja, sie haben es versucht. Meine Brüder hatten zum Glück alles gut durchdacht und mein älterer Bruder bekam dann mit 18 das Sorgerecht. Sein Name ist übrigens Ashitaka und ist 29 der andere heißt Harato und ist 26. Meine Kindheit war eigentlich ganz cool, besser als wie daheim und ich hatte immer alles was ich wollte. Wenn man die vielen nackten Frauen die hier immer zu Besuch waren natürlich mit dazurechnet."

Er lacht und grinst breit.
,,Meine Brüder haben mir trotz deren Durchbruch immer sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit gegeben. Sie haben mir viel beigebracht, auch wenn das echt schwer zu glauben ist."

Ich bin überrascht. Ich wusste garnicht das soetwas überhaupt möglich ist.
,,Und verstehst du dich jetzt auch noch gut mit deinen Brüdern?" Frage ich.

,,Ja schon, ich meine wir sind alle Erwachsen, was will man noch erwarten. Manchmal komme ich mir vor wie ein Klotz am Bein, aber wenn die Nudeln aus sind koche ich sogar, halte die Wohnung sauber und kümmere mich um die Tiere, das lässt mich nicht ganz so nutzlos fühlen. Also wenn ich mich selbst großziehen müsste, würde ich schnell Milch holen und niewieder kommen." Er lacht kur und trinkt seine Caprisonne.

Ich erkenne, dass ihm das nahe geht. In letzter Zeit muss er vielleicht einsam gewesen sein.

Ich stelle meine Caprisonne ab.
,,Danke das du mir davon erzählt hast."

September - Eyes On YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt