Kapitel 9

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Ich bin gleich da. Stehe noch im Stau. Tauchte mit einem Klingeln auf meinem Handy auf. Seufzend ließ ich das Gerät wieder in die hintere meiner Hosentaschen gleiten. Seit einer halben Stunde wartete ich nun auf Clara vor der Mall und wurde immer wieder vertröstet, dass sie gleich da sein würde. Rückwärts lehnte ich mich an die Wand neben dem Eingang und beobachtete die Menschen, die wie in einem Ameisenhaufen, in die Mall stürmten.

Die letzte Woche verging wie im Flug und das Erlebnis mit Rick rückte immer weiter in Vergessenheit. Meine Tage waren komplett mit Vorstellungsterminen, Jobsuche und Terminen wegen dem Mietvertrag durchgeplant. Jeden Abend kam ich nicht vor Mitternacht ins Bett und am Morgen stand ich wieder hundemüde auf. Ich war komplett am Ende und genau deshalb hatte ich den heutigen Tag mit Clara geplant. Meine Gedanken mussten einfach wieder einmal freikommen. Frei von dem ganzen Stress.

Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und ich sah mit einem Blick auf das Display von meinem Handy, dass Clara anrief. Schnell klemmte ich es mir unter mein Ohr.

"Ja?", meldete ich mich und nach einem kurzen Knistern antwortete Clara mir. "Heyyyyy!", rief sie ins Telefon und ich hatte die Befürchtung gleich taub zu werden. "Ich hab es endlich geschafft. Dieser Stau ist echt unerträglich. Wo bist du denn?" "Vorne am Haupteingang." Ehe ich etwas hinzufügen kann sprang mich jemand von hinten an und umarmte mich. "Hier bin ich!" Ich drehte mich um und grinste nur anstatt was zu sagen. "Dann lass uns den Shopping-Marathon beginnen!" Clara packte mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her.

Ich wusste jetzt schon, dass ich nicht viel kaufen würde. Meine persönlichen Probleme und die Knappheit an Geld ließen es einfach nicht zu, aber ich wollte Clara's Enthusiasmus nicht dämpfen, also ließ ich mich einfach ohne Proteste von ihr mitziehen.

Sie zerrte mich bis zu einem kleinen Second-Hand Laden, der alles mögliche an Kleidung und Ramsch verkaufte. "TADAAAA! Mein Lieblingsladen!" Clara machte eine riesige Handbewegung in Richtung des Ladens. "Ich sags dir, du findest alles hier in diesem Geschäft. Alles was dein Herz begehrt." "Okey na dann los!", rief ich und stürmte mit ihr in den Laden. Zusammen stöberten wir durch die Regale und Kleiderständer und hielten uns eins nach dem anderen an unsere Körper. "Das ist schön!", rief Clara als ich mir gerade ein schwarzes Kleid an den Köper hielt. Meine Stirn legte sich automatisch zögerlich in Falten. "Bist du dir da sicher? Ich weiß ja nicht...", meine Stimme klang unsicher. "Doch auf jeden Fall!" Ihre Augen funkelten und sie schob einen Kleiderbügel nach dem anderen nach rechts. Mit einem Zug hatte sie ein bauchfreies Top aus dem Chaos an Klamotten gezogen und hielt es, so wie ich zuvor das Kleid, an ihren Körper. Ich konnte ihr ansehen, dass sie sich bei diesem Stück genauso zögerlich war, wie ich. "Gut. Schließen wir einen Deal. Ich probiere das Kleid an, wenn du dieses Top anprobierst." Ich streckte ihr die Hand hin. "Na gut. Ausnahmsweise. Anprobieren heißt ja nicht, dass ich es mitnehmen muss." Mein Mund verzog sich zu einem Grinsen. "Ganz genau." Clara packte meine Hand und schüttelte sie wild. "So jetzt ist der Packt besiegelt!", lachte sie und lief weiter durch die Regale.

Zusammen stöberten wir weiter, bis wir beide keinen Platz mehr auf den Armen hatten. Meine Vernunft flüsterte die ganze Zeit in meinem Hinterkopf, dass ich aufpassen sollte, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass es ja nicht schaden würde, wenn ich ein paar Kleidungsstücke anprobiere.

Ich kam gerade mit dem knielangen, schwarzem Kleid aus einer der kleinen Umkleidekabinen als Clara mit dem bauchfreien Top vor mich trat. "Wow...", sagte diese nur. "Das Kleid....es ist wie für dich gemacht. Es betont deinen Körper perfekt. Vor allem deine Brust und deine Taille." Unsicher, wie ich war, ließ ich meinen Blick im Spiegel von oben nach unten laufen. Das Kleid hatte zwei dünne Topträger und lag bis zur Taille eng an meinem Körper an. Ab dort hatte es einen luftigen Rock, welcher bis zu den Knien reichte. Am Rücken hatte es einen offenen Ausschnitt und ich drehte mich langsam während der Rock um mich herum flog. "Wirklich Emily. Es ist perfekt! Nimm es!" Mit allen Mitteln versuchte Clara mich zu überreden, aber ich knickte nicht so schnell ein. "Ich nehme es, wenn du das Top nimmst. Ok?" Clara stieß einen Luftstoß aus. "Mit dir hat man es wirklich nicht leicht." "Nein!", lachte ich. "Also bist du dabei?" "Mit Vergnügen!", kicherte Clara und klatschte in die Hände. Ihr kastanienbraunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, welcher nun auf und ab hüpfte.

Tränen der TrauerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt