Ich zog einen tiefen Atemzug ein, während ich vor den Glastüren stand, die sich immer wieder öffneten, als Menschen in ihre Nähe kamen und sich hinter ihnen wieder langsam schlossen.
Rick, der neben mir stand, drückte meine Hand fester und zog mich zu sich ran.
Die Wärme seines Körpers gab mir die Kraft weiterzugehen und meine Schritte wurden merklich schneller, als ich die Schiebetüren sich vor mir öffneten und ich hindurchtrat.
Rick kam mir, ein paar Schritte hinter mir, nach. Er ließ mir den Freiraum, den ich gerade brauchte und ich war ihm unendlich dankbar dafür.Nach dem Gespräch mit Rick, war ich noch die ganze Nacht wach gelegen und hatte über seine Worte nachgedacht. Schlussendlich kam ich zu dem Entschluss, dass er Recht hatte und hatte gleichzeitig beschlossen, sofort am nächsten Tag zu meinem Vater zu gehen. Allerdings tat ich das nicht für ihn, oder für Mum. Ich tat es für mich, um endlich die Antworten auf all meine Fragen zu bekommen.
Als ich die große Eintrittshalle betrat, kam mir sofort der Geruch von Desinfektionsmittel entgegen und überall wuselte es von Patienten, Besuchern und Ärzte.
Mit zögerlichen Schritten steuerte ich auf den Informationsschalter zu. Rick stellte sich zu mir und legte zaghaft seine Hand auf meine Schultern, während ich der Netten Dame am Schalter erklärte wo und zu wem ich hin wollte.
"Ich möchte zu Eric Campbell. In welchem Zimmer liegt er denn?"
"Es tut mir leid Miss, aber es dürfen nur Familienangehörige zu dem Herrn, da er in einem sehr schlechten Zustand ist."
"Ich bin eine Angehörige, Mrs...." Ich blickte auf ihr Namensschild. "Wellfort." Kurz biss ich mir auf die Lippe, aber fuhr dann fort.
"Ich bin seine Tochter und würde gerne zu ihm."
Der Blick der Dame wurde überrascht und sie räusperte sich kurz.
"Das tut mir jetzt sehr leid. Ich wusste nicht, dass..."
"Ist nicht so schlimm", unterbrach ich sie.
"Aber jetzt würde ich gerne wissen in welchem Zimmer mein Vater liegt."
"Natürlich Miss."
Sie fing an, an ihrem Computer herumtippen und kurz darauf hob sie wieder ihren Blick.
"Er liegt auf Zimmer 501. Das wäre einmal im Westflügel," Sie deutete in nach rechts.
"Im dritten Stock und dort durch die rechte Tür."
"Danke", verabschiedete ich mich und ging mit Rick in die Richtung, in die die Dame gedeutet hatte.Während ich so neben ihm herlief, ergriff ich seine Hand und krallte mich nervös an ihr fest.
Ich spürte, wie meine Nägel sich in seine Handfläche bohrten, aber Rick sagte nichts. Er blickte mich nur sanft an und nickte mir aufmunternd zu.Bei den Liften angekommen, drückte ich mit zitternden Fingern auf den Knopf und wartete darauf, dass endlich die Türen aufsprangen. Die Zeit, bis dies geschah, kam mir wie eine unendliche Ewigkeiten vor, obwohl es sicher nur wenige Sekunden waren. Zusammen mit Rick betrat ich die kleine Kabine und jener drückte auf den Knopf für den dritten Stock.
Als sich das Kabäuschen in Bewegung setzte spürte ich, wie mein Herz vor Nervösität immer schneller schlug und auch meine Atmung immer mehr beschleunigte.
Rick, der neben mir stand, musste dies bemerkt haben und ging vor mir leicht in die Hocke, sodass er mir auf Augenhöhe war.
"Schau mir in die Augen, Prinzessin. Konzentrier dich nur auf mich und deine Atmung."
Rick flüsterte leise mit mir und massierte dabei meine Handrücken mit dem Daumen.
Langsam hob ich meinen Blick und traf genau Rick's funkelnde Augen. Ich konnte erkennen, dass in ihnen die Sorge stand, aber er versuchte stark zu bleiben. Für mich.
"Ich bin da für dich. Ich bleib an deiner Seite und wenn es dir zu viel wird, dann gibst du mir nur ein Zeichen und wir hauen zusammen ab. Ich geh auch mit dir lin das Zimmer, wenn du dich dann sicherer fühlst."
Rick redete mir immer noch gut zu und es musste wohl an seiner beruhigenden und warmen Stimme liegen, dass meine Atmung sich langsam beruhigte und mein Herz zurück in den normalen Rhythmus glitt.
Abwesend nahm ich wahr, wie die Tür des Lifts langsam aufging und zwei junge Damen ihn betreten wollten, aber Halt machten, als jene mich erblickten.
Langsam schlossen die Türen sich wieder und ich sank ruhig auf den Boden.
Mit geschlossenen Augen ließ ich meinen Kopf an die kalte Wand fallen und atmete tief ein und aus, während Rick weiterhin vor mir stehen blieb und meine Hände massierte, um mir zu helfen mich zu beruhigen.
Dass wir eigentlich schon längst aussteigen hätten sollen, war mir in diesem Moment egal. Ich konzentrierte mich nur auf mich selber, so wie Rick es gesagt hatte und es half mir, denn nach ein paar Minuten merkte ich, wie mein Atem und mein Herzschlag ihren alten Rhythmus gefunden hatten.
Langsam öffnete ich meine Augen und sah Rick, der sich vor mir niedergekniet hatte und mir jetzt einen sanften Kuss auf die Stirn drückte.
"Besser?", fragte er leise und zog mich in eine Umarmung, die mir die Sicherheit gab, die ich gerade brauchte.
"Bist du dir sicher, dass du das wirklich machen möchtest Prinzessin?"
"Ja bin ich."
Ich stützte mich mit meinen Händen auf, aber musste mich kurz am Handgriff heben, da mir kurz schwindelig wurde.
Neben mir hörte ich Rick leise seufzte und dann ein leises Piepsen, als er wieder auf den Knopf für den dritten Stock drückte, denn wir waren mittlerweile wieder im Erdgeschoss angelangt.
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Tränen der Trauer
Teen FictionNach dem Tod ihres Bruders bei einem schrecklichen Unfall änderte sich Emily's Leben komplett. Nichts war mehr wie davor. Emily lebte fortan in sich gekehrt und baute sich in den vielen Jahren eine dicke Mauer auf, welche Niemand jemals einreißen so...