Tick, Tack, Tick, Tack
Das Ticken der Uhr, ein monotones Geräusch, das ich mittlerweile schon seit Stunden hörte. Immer und immer wieder und im gleichen Tempo. Es hörte nicht auf.
Mein Blick huschte zu der Uhr, die an der Wand gegenüber von mir hing, 18:34 Uhr zeigte sie, und ich versuchte sie mit meinem Blick zum Erstummen zu bringen, was natürlich aussichtslos war.
Ich ließ mich seufzend auf der riesigen Couch zurückfallen und starrte zurück auf mein Buch, welches ich mir vorher aus der Bibliothek im oberen Stock geholt hatte.
Allerdings verschwammen die Buchstaben vor meinen Augen und egal was ich versuchte, meine Konzentration blieb einfach nicht auf den Wörtern hängen. Ich wusste nicht, wie oft ich mittlerweile schon die ersten drei Seiten in den zwei Stunden, die ich hier schon saß, gelesen hatte, aber ich nahm einfach nicht auf was dort geschrieben stand.
Ich hob meinen Blick und ließ ihn durch das Wohnzimmer schweifen. Gerade war ich alleine in diesem riesigen Haus, da Elani unterwegs war und Rick irgendwelche Dinge zu erledigen hatte. Er wollte nicht genau sagen was, aber ich hatte auch nicht das Recht dazu, nachzufragen.
In dieser Villa nun alleine zu sein, fühlte sich einsam an, wirklich einsam. Es war schlimmer in diesem großen Haus alleine zu sein, als alleine in meiner kleinen Wohnung. Die weißen Wände wirkten erdrückend und es fühlte sich an, als ob sie mir die Luft zum Atmen nahmen.Gerade versuchte ich zum, ich glaubte es war das hundertste Mal, meine Konzentration zurück auf mein Buch zu lenken, als ich hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel.
"Heyyy, wo bist du Emily?", kam Elani's Stimme aus dem Gang und ich antwortete ihr, dass ich im Wohnzimmer sei.
Im nächsten Moment stand diese schon im Türrahmen und stützte sich mit der rechten Hand ab. Ihre blonden Locken fielen ihr locker über die Schultern und ihr Lächeln war, wie immer, sanft.
"Was machst du gerade?"
"Ehm...lesen. Zumindest versuche ich es, aber meine Konzentration lässt es heute irgendwie nicht zu."
"Was hältst du davon, einfach Mal loszulassen?" Elani löste sich aus ihrer Position und setzte sich zu mir auf das Sofa, den Arm legte sie auf die Rückenlänge.
"Kommt darauf an, was du damit meinst."
Mit diesem Satz fing Elani an spitzbübisch zu grinsen und mein Verstand wollte mir sagen, dass es nichts Gutes bedeuten konnte.
"Naja, heute ist Freitag und nicht weit von hier ist ein kleiner Club. Vielleicht hättest du ja Lust mit mir ein wenig dort Trinken und Tanzen zu gehen. Die Cocktails sind wirklich megaaa."
Elani machte mit ihrer Hand eine Bewegung, die ich nicht ganz zuordnen konnte. Der Vorschlag klang allerdings nicht schlecht. Ich war schon ewig nicht mehr in einem Club und ich brauchte unbedingt ein wenig Ablenkung, weshalb ich einfach nickte.
"Ja, ich komme gerne mit. Wann wollen wir los?"
"Am besten so bald wie möglich."
"Mhm, dann geh ich mich schnell umziehen und dann können wir los.", antwortete ich ihr und lief dann, nachdem Elani zustimmend genickt hatte, die Treppen nach oben.Ich musste nicht lange nachdenken, was ich anziehen wollte, denn ich wusste schon, dass ich das schwarze Kleid, das ich nicht vor allzu langer Zeit mit Clara geshoppt hatte, nehmen würde. Es war perfekt für diesen Anlass und darunter würde ich einfach eine Thermostrumpfhose, die aussah, als wäre es eine normale, anziehen. Dann würde mir die Kälte des Februars auch nicht so zusetzen. Also zog ich es aus dem Schrank, ich hatte zuvor schon all meine Kleidung in diese Kommode geräumt gehabt, und warf es mir schnell über. Mein Make-Up frischte ich nur ein wenig auf und schnappte mir dann eine kleine Umhängetasche, in der ich die wichtigsten Dinge verstaute. Bevor ich mich wieder nach unten zu Elani gesellte, warf ich einen Blick in den Spiegel und drehte mich kurz. Ich war zufrieden mit meinem Auftreten und war kurze Zeit später schon unten, mein neuer Rekord.
Ich nahm gerade die letzte Stufe, als Elani mir um die Ecke entgegenkam. Sie hatte ein eng anliegendes, nachtblaues Kleid an. Für meinen Geschmack war es etwas zu kurz, da es gerade nur über den Po reichte, aber Elani stand es perfekt. Sie hatte ihre Haare zu einem festen Dutt nach oben gebunden und sah in dieser Kombination einfach nur hübsch aus. Als sie vor mir zum Stehen kam, drehte sie sich einmal um ihre eigene Achse.
"Na, wie findest du es?"
"Du siehst wunderschön aus." Mit meinem Mund formte ich einen Kussmund und Eli fing an zu kichern. Für ihre 18 Jahre, sah sie um einiges älter aus, was aber alles andere als schlimm war.
"Gut dann lass uns gehen!" Wir warfen uns, unsere Jacken über und Elani hakte sich bei mir unter bevor wir das Haus verließen.
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Tränen der Trauer
Teen FictionNach dem Tod ihres Bruders bei einem schrecklichen Unfall änderte sich Emily's Leben komplett. Nichts war mehr wie davor. Emily lebte fortan in sich gekehrt und baute sich in den vielen Jahren eine dicke Mauer auf, welche Niemand jemals einreißen so...