Ich schminke mich quälend langsam ab und ziehe mich aus. Die Klamotten lasse ich achtlos auf dem Boden liegen. Ich lasse mich ins Bett fallen und gewähre, dass die Erinnerungen wieder aufleben.
"Du und ich für immer", sagt er und drückt mich aufs Bett. Ich kichere und fahre mit dem Finger sein schmales Gesicht entlang. Er küsst mich. Wild und ungehemmt. Und es gefällt mir sehr. "Du bist betrunken", lache ich, während ich ihm sein raues Shirt ausziehe. "Du doch auch", raunt er an meinen Hals. Er küsst und küsst mich bis sein Handy vibriert. Er ignoriert es, doch ich nehme es in die Hand und gucke wer so spät noch schreibt.
>>Kommst du später noch zu mir? Ich habe auch Bedürfnisse!<<
Sofort fühle ich mich total nüchtern und setze mich auf. "Was ist los Baby?", murmelt er und streichelt mir über die Beine. Ich schlage seine Hände weg. "Was soll das heißen?", frage ich und halten ihm das Handy vors Gesicht. Er liest die Nachricht und sagt dann mit völlig entgleistem Gesicht: "Es ist nicht so wie es aussieht!" .
"Das ist die lahmste Ausrede die ich kenne! Wie lange läuft das zwischen euch denn schon?", Wutentbrannt starre ich ihn an, während ich mich wieder anziehe und ihm sein Shirt zuwerfe. "Chloe! Ich lie-..".
"O spar dir das! Ich sehe doch wie du andere ansiehst. Ich bin so blöd. So so blöd! Hau ab. Sofort!" . Stumm verschwindet er und lässt ein klaffendes Loch in meiner Brust zurück.
Wieso? Ich versteh es einfach nicht.Ich merke, wie die Tränen wieder meine Wangen runter kullern. Ein Monat später sind wir umgezogen. All die Sachen die schief gelaufen sind kommen nun wieder hoch.
Falsche Freunde, Lügender Ex- Freund, Toter Daddy.
Ich schlage kräftig auf mein Kissen ein und laufe dann ins Bad. Hysterisch suche ich nach meinen Klingen. Seit Wochen sind sie mein ständiger Begleiter und zuverlässigster Freund. Ich nehme eine und setze sie ohne viel zu überlegen mit zittriger Hand an.Eins.
Zwei.
Drei.
Vier.
Fünf.
Sechs.
Sieben.
Stumm zähle ich mit und gucke ausdruckslos zu, wie das Blut an meinen Hüften herunter läuft. Ich nehme etwas Klopapier und stoppe das Blut, bevor es auf den Boden tropfen kann. Mit etwas Wasser wasche ich meinen Körper wieder sauer. Es brennt und ich muss mir auf die Lippe beißen, um den Schmerz zu ertragen. So sehr es auch weh tut, ich genieße jede einzelne qualvolle Sekunde. Es ist befreiend. Halbnackt gehe ich zurück im mein Zimmer und lege mich auf die nicht schmerzende Seite.
Diese Nacht träume ich von ihm. Er steht vor mir und streckt seine Hand aus. Ich lächle ihn an. Er greift in meine Brust und reißt mein Herz raus. Aus dem Loch quillt Blut heraus, so dunkel wie die Nacht. Ich kippe um, liege auf den Boden. Kaltes Blut umgibt mich wie eine Decke.
Schweißgebadet wache ich auf. Ich greife nach meinem Kuscheltier und drücke es fest an mich. "Daddy es tut mir leid", flüstere ich zu dem Bild. "Ich kann das hier nicht. Leben ist so schwer."
Ich stehe auf um mich nicht mehr so eklig zu fühlen. Unter der Dusche entfährt mir ein leises Stöhnen, da meine Hüfte wie Feuer brennt. Ich ziehe mich an und gehe zurück in mein Zimmer. Gerade als ich wieder meine Augen schließen will, klingelt mein Handy. Ich gehe ran ohne was zu sagen.
"Hi Chloe? Ich bin's Isaac. Du bist gestern so schnell verschwunden ist alles ok?"
Mir stockt kurz der Atem aber dann grummle ich ein „Ja".
"Kann ich vorbei kommen?"
"Nein!", sage ich bestimmt und klinge ungemein unhöflich.
"Ich bin aber schon da", wie auf Kommando höre ich es klingeln.
"Mach auf, oder ich klingle Sturm", sagt der Mistkerl bevor er auflegt. Ich warte und höre in die Stille. Kurz wäge ich es ab, nicht aufzumachen, aber dann denke ich an Mama und Ann. Schnell laufe ich runter und schließe die Tür auf. "Guten Morgen", grinst Isaac mich an und hält mir eine einzelne Rose hin.
"Rosen? Ernsthaft?", leicht genervt gucke ich ihn an. Für so etwas bin ich gerade einfach zu müde. "Ja. Ist was falsch daran?"
"Ich mag keine Rosen", sage ich, nehme sie aber dennoch entgegen um nicht unhöflich zu sein, "Trotzdem danke."
"Kein Problem", Isaac folgt mir ins Haus und guckt zu wie ich die Blume in eine Vase stelle.
"Was willst du?", frage ich schließlich.
"Ich möchte nur reden, ein bisschen abhängen."
Ich hebe eine Augenbraue und gucke ihn misstrauisch an. Isaac hebt seine Hände: "Wirklich! Ich komme ohne böse Absichten. Ich bin ein guter Kerl, der sich nur sorgen macht".
Ich nicke und gebe ihm eine Handbewegung um nach oben zu gehen. Meine Willensstärke ist gerade am Nullpunkt, weshalb ich seinem Wunsch nachgehe.
„Bitte sei leise", meine ich, während wir die Treppe nach oben steigen.
„Klar doch".
Ich schüttle die Decke aus und lege sie wieder ordentlich hin. Das Stechen an meiner Hüfte lässt mich leise zischen, doch zum Glück bemerkt Isaac das nicht. Er guckt sich um und lächelt leicht.
"Was ist?"
"Flieder?", fragt er grinsend.
"Ja", antworte ich erstaunt und wundere mich, woher er sich so gut mit Blumen auskennt.
"Merke ich mir", sagt Isaac zwinkernd. Dann lässt er sich auf mein Bett fallen und klopft neben sich. Ich schüttle den Kopf und bleibe unsicher stehen. "Ach komm schon, andere würden töten um mit mir im Bett zu liegen".
"Raus!", flüstere ich angeekelt und versuche hoffnungslos die Tränen zurück zu halten.
Isaac ist genau wie Er. "Das war ein Scherz! Hey was ist los?", fragt Isaac erstaunt. Er kratzt sich verlegen am Kopf.
"Geh einfach".
"Nicht bevor du mir nicht sagst, was los ist." Er steht auf und sieht mich durchdringend mit seinen braunen Augen an.
"Schlechte Erfahrungen?", krächze ich. Er runzelt die Stirn und streckt die Arme nach mir aus. Ich schüttle meinem Kopf und behalte den Abstand bei. "Reden wir doch in Ruhe darüber", schlägt er vor und setzt sich wieder auf's Bett.
"Da gibts nichts zu sagen"
Isaac brummt unzufrieden und sagt schließlich: "Er ist ein Idiot wenn er so jemanden wie dich ausnutzt."
"Wahrscheinlich", lache ich, um den Schmerz zu überdecken. "Willst du lieber nochmal kurz schlafen?".
"Wieso?", frage ich verwirrt.
"Erstens siehst du müde aus und zweitens ist es erst 6 Uhr morgens."
"Wieso bist du überhaupt so früh hier?", frage ich, während ich mich bequem hinlege.
Von Isaac kommt ein leises Lachen, doch eine richtige Antwort bekomme ich nicht. Ich drehe meinen Kopf und gucke ihn an. Isaac hat seine Augen geschlossen und ein breites Lächeln auf den Lippen. Etwas unwohl mit ihm im Bett drehe ich mich weg von ihm und schließe ebenfalls meine Augen. Und tatsächlich gleite ich zurück in meine Traumwelt, mit Isaac direkt neben mir."Chloe! Aufwachen!" Ann's Stimme reißt mich aus meinen Schlaf. "Oh", sagt sie leise. Ich öffne die Augen und starre auf ein dunkles etwas. Isaac's Shirt. Ich setze mich schnell auf und gucke zu Ann. Auch Isaac schreckt hoch und guckt sich verwirrt um.
"Ich bin Ann und du?", Sie springt aufs Bett und krabbelt zu ihm. "Isaac", Er starrt Ann verwundert an und fängt an zu lächeln, "Wie alt bist du denn kleines?".
„Fünf", sagt sie stolz, "Und du?".
"Ich bin 18"
"Bist du auch lieb zu Chloe? Der letzte war gemein zu ihr". "Ann!", rufe ich empört. Sie guckt mich verwirrt an. "Ich bin nett zu ihr. Oder?", antwortet er und fragt mich zur Bestätigung. "Ja, Du kannst Montag weiter nett zur mir sein", sage ich und ziehe Isaac aus meinem Bett raus. Wir gehen runter und ich öffne die Tür. "Wir sehen uns dann", sagt er und verschwindet aus dem Haus.
Und ich? Ich mache mir Frühstück, während Mama und Ann sich schon das Mittagessen gönnen. Immer wider erwische ich Mama dabei, wie sie verschmitzt grinst. Zum Glück, lässt sie aber kein Kommentar bezüglich Isaac fallen.
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Keine Cinderella Story
Teen FictionEin Umzug; das bedeutet eine neue Stadt und auch neue Leute. Eigentlich ein perfekter Start für einen Neubeginn, doch ganz so unbeschwert ist Chloes Leben nicht. Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sie sich einsamer denn je, obwohl ihre Mutter und ihr...