#35 'Innig'

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Für das Wochenende habe ich mich mit Isaac verabredet. Wir sind bei ihm und überlegen, welche Pizzen wir uns bestellen wollen. Es dauert lange bis wir letztendlich zum Telefonhörer greifen. Isaac bestellt und wir machen es uns auf seinem Bett bequem. „Such dir einen Film aus", sagt er und reicht mir die Fernbedienung. Ich schüttle den Kopf und gebe ihm das Ding gleich wieder zurück.
„Ich kann mich immer so schwer entscheiden"
Amüsiert grinst Isaac und wählt einen Actionfilm aus. Während der Film spielt, kommen unsere Pizzen. Wir springen beide schnell auf und rasen zur Tür. Der Lieferant sieht uns gelangweilt an und reicht uns die Pappkartons im Austausch gegen Geld.
Voller Vorfreude setzen wir uns wieder auf das Bett und essen direkt aus der Schachtel.
„Geil", mampfe ich mit vollem Mund. Auch Isaac grunzt zufrieden. Es macht Spaß Zeit mit ihm zu verbringen und als wir den nächsten Film beginnen, merke ich wie entspannt ich gerade bin. Das hatte ich lange nicht mehr. Ich drehe leicht meinen Kopf zu Isaac und betrachte ihn.
„Was grinst du denn so?", fragt Isaac kurze Zeit später.
„Was? Ich grinse doch gar nicht", sage ich erschrocken.
„Ja, jetzt nicht mehr", erklärt er, „Also verrate mir doch bitte woran du gerade gedacht hast."
Ich spüre wie meine Hände schwitzig werden, also antworte ich: „Ja äh, also was ich denke? Naja weißt du, hm, naja." Mein Wortfluss hört nicht auf.
Was rede ich denn da?!
Erwartungsvoll guckt Isaac mich an, aber an seinen verkniffenen Grinsen merke ich, dass er mich nur veralbert.
„Du bist doch doof", kichere ich und werfe ihm ein Kissen ins Gesicht.
Langsam gebt er seine Augenbrauen, nimmt das Kissen und wirft es gegen mich. Lachend schmeißen wir uns die Kissen an die Köpfe bis eines schließlich reißt. Die Feder fliegen in die Luft und gleiten langsam wieder runter.
„Oh tut mir leid", entschuldige ich mich, es ist mir peinlich etwas von ihm kaputt gemacht zu haben. Doch Isaac ist nicht sauer. Er guckt mich aufmunternd an, legt seine Hand auf mein Bein und beugt sich weit zu mir vor. Intuitiv greife auch ich nach ihm und ziehe ihn langsam zu einem Kuss ran.
Seine warmen Lippen streifen mich sanft und ein herzhafter Duft von Pizza legt sich über mich. Ich muss lachen und zugeben, dass das ein ziemlich perfekter Moment ist.
Fordernd schlinge ich meine Arme um ihn und setze mich ungeschickt auf seinen Schoß. Ein Blick in sein Gesicht verrät mir, dass er mich keinesfalls für komisch hält. Behutsam umfasst er meine Taille. Es ist schön wie wir uns küssen, es fühlt sich gut an, so innig und harmonisch.
Nun übernimmt Isaac die Oberhand. Er drückt mich aufs Bett, wobei die Federn erneut hochfliegen und küsst mich. Oder ich küsse ihn. Oder besser: wir küssen uns.
Diese ruhige Knutscherei lässt mein Herz nun aber doch etwas aus dem Gleichgewicht kommen und es hämmert schnell in meiner Brust. Meine Hände wandern unruhig und aufgeregt über Isaacs Rücken und zu seinem Bauch. Unsere Atems gehen schnell.
Isaac küsst meinen Hals und auch etwas weiter hinten meinen Nacken. Er macht mich ganz hibbelig.
Ich möchte wieder die Kontrolle haben also deute ich ihm an sich weiter zu rollen. Doch er scheint es nicht ganz mit zu bekommen. Mit viel Kraft drücke ich ihn zur Seite und rolle mich unbeholfen auf ihn rauf. Wir müssen lachen und unbemerkt kullert mir eine Träne des Glücks über die Wange. Isaac guckt mich strahlend an. „Du hast da noch was", murmelt er und ich gucke verdutzt, als er mir einige Federn aus dem Haar zieht.
„Oh", ich setze mich auf und betrachte das Bett. Es liegen überall Federn und erst jetzt merke ich, dass der Film noch läuft.
„Willst du so jetzt weiter gucken, oder darf ich auch noch raus?", Isaac guckt mich von unten an.
Ich sitze noch immer auf ihm. „Wenn es dir lieber ist, können wir auch gerne einfach weiter machen", sagt er in einer sexy rauen stimme.
Peinlich berührt gehe ich von ihm runter und bekomme es nicht hin, irgendeinen witzigen Spruch zu sagen.

„Willst du noch gehen, oder hier schlafen?", fragt er als der Film zu Ende ist. Ich gucke auf die Uhr.
22:18
Scheiße, ich muss nachhause.
Verwirrt fasse ich mir an den Kopf.
Muss ich das wirklich? Hier ist es so schön und draußen ist es kalt.
„Ich glaube ich würde es bevorzugen hier zu schlafen?", murmle ich leise und schnell und mit hochrotem Kopf.
„Cool"

Nachdem ich Mama eine Nachricht geschickt habe und ihr Bescheid gegeben habe, dass ich bei Isaac übernachte, stehen wir beide auf und beseitigen das Chaos aus seinem Zimmer.
Im Badezimmer reicht er mir eine neue Zahnbürste. „Danke", lächle ich und putze mir die Zähne. Danach gehe ich auf Klo und als ich die Tür aufmache steht Isaac vor mir und hält einen Knäuel Kleider entgegen. „Zum schlafen", erklärt er zwinkernd und geht schon mal vor. Ich wiederum verschwinde abermals im Bad. Er hat mir eine Graue Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt gegeben. Dankbar ziehe ich mich um und kehre in Isaacs Zimmer zurück. Er steht etwas unschlüssig da und kratzt sich am Kopf. „Ist das ok wenn wir in einem Bett schlafen?"
Ich betrachte die Matratze eingehend und sage schließlich: „Absolut, groß genug ist es ja".
Isaac guckt mich mit einem Lächeln an und holt dann eine zweite Decke. Ich mache es mir währenddessen schonmal bequem und schüttle das Kissen auf.
„Hier bitte", er überreicht mir die Decke, macht das Licht aus und legt sich neben mich.
Kurz ist es still, doch dann frage ich: „Ist dein Vater gar nicht da?"
„Nein", Isaac klingt dumpf.
„Nervt dich das?", hake ich nach, „Dass er nicht da ist?".
Das dämmrige Licht von draußen umspielt Isaacs Gesicht. Er sieht nachdenklich aus. „Etwas, ja. Früher war das nicht so. Seit meine Mutter gestorben ist, verhält er sich wie ein Zombie. Er ist kaum hier, immer nur bei der Arbeit."
„Das tut mir leid für dich", ich greife seine Hand und drücke sie leicht. Isaac seufzt und schenkt mir ein kleines Lächeln.
Wir reden noch tief bis in die Nacht, doch als die Sonne gerade wieder aufgehen will, übermannt uns dann doch die Müdigkeit. „Nacht", murmle ich und Isaac lacht leise, dann schlafen wir ein.

Ich bin sehr müde als ich aufwache. Und mein Kopf tut weh. Kurzzeitig bin ich verwirrt wo ich bin, doch ich habe meine Orientierung schnell wieder. Ich drehe mich um und sehe Isaac noch schlafen. Leise krabble ich aus dem Bett und schleiche ins Badezimmer. Dort trinke ich hastig aus dem Wasserhahn und ziehe mich wieder um. „Morgen", nuschelt Isaac als ich mich neben ihn auf die Bettkante setze. „Hey", hauche ich und grinse breit.
„Wie hast du geschlafen?", er hat seine Augen noch geschlossen.
„Überraschend gut", antworte ich ehrlich und da öffnet er endlich ein Auge.
„Ach?"
„Komm ich hab Hunger", lache ich und ziehe ihm langsam die Decke weg.
„Unfair", ruft Isaac empört und steht extrem langsam auf.
Wir essen etwas Müsli und räumen die Küche anschließend auf.
„Ich muss dann jetzt auch wieder nachhause."
„Schon?", Isaac sieht mich geknickt an.
„Ja leider", bestätige ich und packe meine Sachen zusammen.
An der Tür stehen wir eine Weile da bis ich mich schließlich aufraffe und sage: „Das war schön."
„Absolut", erwidert Isaac und wir umarmen uns kurz.
„Dann bis morgen."
„Genau."

Keine Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt