„Chloe", Mama ist die erste die etwas sagt, „Oh Chloe". Sie läuft auf mich zu und umarmt mich fest. Ihr Körper ist warm. Erschrocken gucke ich Isaac an. Er sieht mich entgeistert an und läuft auch auf mich zu.
„Was hast du dir bloß dabei gedacht?", fragt Mama.
„Ihr seid an meine Sachen gegangen", antworte ich tonlos und brauche einen Moment meine Gefühle zu ordnen.Sie haben meine Privatsphäre verletzt.
Ich bin wütend, also drücke ich Mama weg und öffne wieder die Tür. „Ihr..", meine Stimme zittert und ich gehe einen Schritt zurück. „Das dürft ihr nicht".
„Chloe..", setzt auch Isaac und nimmt meine Hand. Ich entreiße sie ihm und stehe nun im strömenden Regen. „Ihr dürft das nicht", wiederhole ich. Meine Gedanken schwirren wild umher und lassen sich nicht richtig ordnen. Auch meine Gefühle spielen verrückt.
„Spatz bitte. Ich liebe dich, lass uns darüber reden", Mama stellt sich direkt vor mich und wird auch nass. „Bitte", fleht sie.
Verwirrt gucke ich zur Seite und überlege was ich jetzt machen soll. Am liebsten würde ich wegrennen und nie wieder kommen. Aber in meiner Brust macht sich der Schmerz breit und ich fange an zu schluchzen. Erst leise und dann laut. Und dann kommen all meine Gefühle zurück geschossen. Die Trauer, die Wut, der Schmerz, die Verzweiflung, die Hoffnung.
Ich weine und lasse mich von Mama in die Arme nehmen. Sie hält mich fest und streicht mir über den Kopf, „Es wird alles gut Spatz. Du wirst schon sehen, wir schaffen das".
Ich spüre, dass auch sie heftig weint. Wir stehen noch etwas länger so da, mitten im Regen, wo es sowohl laut als auch unheimlich still ist. Dann nimmt mich Mama an die Hand und geht mit mir ins Haus rein.
Isaac steht noch immer an der selben Stelle. Auch ihm laufen Tränen über sein Gesicht und ich sehe, wie er kämpft sich zusammen zu reißen. Die Schuldgefühle setzen ein.
„Du musst dir was trockenes anziehen", sagt Mama schließlich und geht nach oben um mir frische Kleidung zu holen.
Isaac und ich gucken uns an, schaffen es aber nicht ein Wort rauszubringen. Er guckt mich warm an und gibt mir das Gefühl erstmal das Richtige getan zu haben. Jedoch kann ich auch seine Anspannung sehen. Seine Hände sind geballt und sein e Gesichtsmuskeln Zucken nervös.
„Hier", Mama ist wieder da gibt mir einen Stoffbündel. Ich laufe ins Badezimmer, trockne mich ab und ziehe mich um. Ich gucke in den Spiegel. Mein Gesicht ist rot und fleckig. Ich habe dunkle Augenringe und sehe ungesund aus. Selbst meine Haare sehen platt aus.Als ich ins Wohnzimmer komme stehen zwei heiße Schokoladen auf dem Couchtisch. Vor der einen sitzt Mama. „Ich habe Isaac gebeten sich mit Ann zu beschäftigen. Wir sollten uns in Ruhe unterhalten".
Ich habe Angst und wünschte ich könnte mich einfach nur im Bett verstecken. Doch ich setze mich neben sie und nippe an dem Kakao. Süß und lecker. Es beruhigt mich etwas.
„Es tut mir leid", sage ich leise.
Mama schüttelt ihren Kopf und sagt: „Nein mir tut es leid. Ich habe nicht gemerkt wie schlecht es dir geht.", sie nimmt meine Hand und streicht liebevoll drüber. „Ich kann dich nicht auch noch verlieren. Wir brauchen dich hier Spatz. Lass mich dir jetzt bitte helfen", sie sieht mich an.
Ich nicke langsam. Was soll ich auch sonst tun?
„Möchtest du mit einem Psychologen reden?", fragt sie, „Willst du eine Therapie oder in eine Klinik?"
Überfordert gucke ich auf meine Beine. „Weiß ich nicht", eigentlich will ich gar nichts.
„Ich werde mich da schlau machen, ja?"
Erneut nicke ich.
Mama redet noch eine Weile behutsam auf mich ein. Sie hat Angst etwas falsches zu sagen. Sie hat Angst, dass ich mir etwas antue.
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Keine Cinderella Story
Teen FictionEin Umzug; das bedeutet eine neue Stadt und auch neue Leute. Eigentlich ein perfekter Start für einen Neubeginn, doch ganz so unbeschwert ist Chloes Leben nicht. Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sie sich einsamer denn je, obwohl ihre Mutter und ihr...