#31 'Zigaretten und Zitrone'

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Der nächste Schultag ist schlimmer als erwartet. Es ist unheimlich windig und die Sonne lässt sich nicht blicken. Was mich jedoch wirklich tiefer in meinen trüben Gefühlsmatsch katapultiert, ist Isaac der Gedankenverloren aus dem Fenster blickt und Welten entfernt scheint.
Es ist schlimm ihn so leer zu sehen. Er sieht genauso zusammengesackt aus wie ich.

Ich kann nichts dagegen tun, weswegen zwei Wochen vergehen, in denen wir kein Wort gewechselt haben.
Mein schlechtes Gewissen wird immer größer und selbst Ed kann mich nicht mehr ablenken. "Heute keine Lust auf Videospiele?", fragt er und legt den Controller beiseite.
"Keine Ahnung", murmle ich und lasse meinen Kopf nach hinten fallen. "Leben ist anstrengend, hm?", lacht er grimmig und dreht sich komplett zu mir. Auch ich setze mich so, dass ich ihn direkt angucken kann. "Es ist beschissen"
Mein Blick gleitet zu Eds Oberarm. Er trägt ein Longsleeve Shirt, also sieht man nichts, aber ich weiß, dass dort etwas war. Er folgt meinem Blick und lacht kurz auf. "Du hast sie also gesehen?", fragt er interessiert.
"Nur kurz und ich war mir nicht sicher", antworte ich ertappt und kaue auf meiner Unterlippe rum.
"Hier", sagt Ed und zieht sein Shirt aus. Überrascht reiße ich meine Augen auf. "D-Das musst du nicht", stammle ich.
"Ich habe nichts zu verstecken", erklärt er. Zögernd hebe ich meine Hand und fahre langsam von seiner Schulter den Arm hinunter. Ich rücke etwas näher, dass sich unsere Knie berühren und betrachte die Muster auf seiner Haut. Als ich wieder in sein Gesicht schaue, ziert ein kleines Lächeln seinen Mund. "Und du?", fragt er, als ich meine Hände wieder bei mir habe. Erschrocken fährt meine Hand an meine Hüfte und ich frage: "Was?".
"Darf ich?", fragt Ed und lehnt sich näher zu mir. Ich erlaube es ihm und versuche nicht all zu verkrampft zu sein. Er legt seine Hand an meine Hüfte und schiebt seinen Daumen unter meinen Pullover. Eine leichte Gänsehaut überfällt mich, als er sanft über meine Wunden streicht. Ich atme aus und schlinge meine Arme um Eds Hals um ihn in eine Umarmung zu ziehen. Er kommt mir entgegen und zieht mich auf seinen Schoß. "Huch", entfährt es mir und ich lache kurz auf. Auch Ed brummt erfreut und streichelt meinen Rücken. "Danke, dass du da bist", murmle ich in sein Ohr.
"Für dich immer"
"Versprochen?"
"Versprochen!", er schaut mir tief in die Augen und ich sehe, dass er es ernst meint. "Du bist der beste!", ich lasse meine Finger über seinen Nacken streichen und spüre wie mir das Blut in den Kopf steigt. "Süß", flüstert Ed und kommt mir mit seinem Kopf noch etwas mehr entgegen.
Ich atme seinen Duft ein, welcher eine Mischung aus Zigaretten und Zitrone ist. Zart wickele ich seine weichen Locken um meinen Finger und komme ihm noch näher, bis sich unsere Nasenspitzen berühren und wir uns regelrecht den Atem teilen. Mein Herz pumpt wie verrückt und alles kribbelt in mir.
Wir legen unsere Köpfe leicht schief und versinken in einem elektrisierendem Kuss. Seine Lippen schmecken genauso wie er riecht und irgendwie gefällt mir das. Er gefällt mir. Sein Körper ist warm und seine Haut weich, als ich über sie rüber fahre. Eds Hand wandert zu meinem Gesicht und verharrt dort ruhig. Anders als seine Lippen. Der Kuss ist heiß und bringt mir ein Ziehen im Bauch, irgendwie anders als der mit Isaac.
Abrupt lege ich meine Hände auf seine Schultern und schaffe etwas Raum zwischen uns. Wir starren und kurz an, bis Ed lacht: "Lass uns was essen, ich bin am verhungern". Ungeschickt und etwas peinlich berührt stehe ich von seinen Schoß auf und gucke ihm dabei zu, wie er sich sein Shirt wieder überzieht. Schließlich steht er auch auf und geht voran in die Küche. Zielgerichtet holt er Nudeln aus dem Schrank und fängt an uns essen zu machen. Ich helfe, indem ich den Tisch decke.
"Schmeckt's?", fragt Ed und schaufelt sich einen weiteren Löffel in den Mund. "Absolut", grinse ich und tue es ihm gleich. "Ist Ed eigentlich eine Abkürzung oder dein voller Name?", überlege ich laut und bringe ihn somit zum Lachen. Etwas beschämt sagt er dann: "Eigentlich Eduard, aber das klingt so spießig. "Ich lache leise und bestätige: "Da hast du wohl recht. Bleib lieber bei Ed".
"Danke", sagt er mit verschmitztem Blick. "Ich sollte jetzt mal gehen, es ist schon spät", seufze ich und packe meinte Tasche zusammen. "Na gut, ich fahr dich dann schnell nachhause".

"Scheiße, Scheiße, Scheiße!", rufe ich als ich in meinen Terminplaner gucke. Bis morgen muss der Vortrag zum Schubladendenken fertig sein und ich bin noch nicht ansatzweise fertig damit. Bis in die Nacht sitze ich an meinem Schreibtisch und versuche das beste aus der kurzen Zeit zu machen, ob es reicht werde ich dann ja sehen.

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