Während Isaacs Training scrolle ich im Internet herum. Leider ist es nicht ansatzweise so spannend, wie ich erhofft hatte. Also beobachte ich die Jungs, die dauerhaft vom Trainer angeblafft werden. Es ist unterhaltsam, doch zwei Stunden nur rum sitzen ist auf Dauer anstrengend. Nachdem das Training also endlich zu Ende ist, laufen wir nebeneinander bis sich unsere Wege trennen. "Bis morgen", Isaac hebt seine Hand und auch ich verabschiede mich.
Zuhause mache ich mich an meine Hausaufgaben und lasse mich danach aufs Bett fallen. Der Tag war auslaugend und ich würde am liebsten sofort schlafen gehen. "Chloe, wo warst du den ganzen Tag?", Ann steht vor mir und guckt mich an. "Mit einem Freund unterwegs. Komm leg dich zu mir", murmle ich und ziehe sie in meinen Arm. Sie quengelt kurz, gibt aber schnell auf. Bevor ich einschlafen kann ertönt Mamas Stimme von unten. "Essen ist fertig".
Grummelnd stehe ich auf und gehe mit Ann runter in das Wohnzimmer. Während sie freudig von ihren Tag erzählt, esse ich still meinem Teller leer. Mama guckt mich ab und zu traurig an, sagt aber nichts. Nach dem Essen mache ich den Abwasch und verschwinde dann in meinem Zimmer.
Ich kuschle mich in meine Decke ein und greife nach meinem Handy. Doch außer einem Haufen Spam Nachrichten gibt's nichts spannendes zu sehen. Ich lege mein Handy wieder weg und starre an meine Zimmerdecke. Noch immer fühle ich mich nicht wirklich angekommen. Es fühlt sich so unwirklich an, so falsch. Um mich abzulenken hole ich ein Buch unter meinem Bett hervor und versinke in eine andere Welt.Am nächsten Morgen stehe ich unausgeruht auf und mache mich auf den Weg zur Schule. "Hast du zu wenig geschlafen, oder ist das dein neuer Look?", fragt Jess. Ihr Blick schweift von Kopf bis Fuß über mich und flüstert leise ihren Freundinnen was zu. Ich lächle ohne Emotionen und begebe mich zu meinem Platz. "Hey jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt! Ich kann dir helfen dich richtig zu kleiden." Jess stupst mich mit ihrem langen Fingernagel an.
"Lieber nicht", antworte ich gereizt. Doch genau diese passive Einstellung lässt Jess aufleben. "Keine Wiederrede! Um drei Uhr treffen wir uns bei mir." Bestimmt dreht sie sich um und lässt so keinen Widerspruch dulden. In der Pause treffe ich auf Isaac, der entspannt einen Arm um mich legt.Habe ich was verpasst?
"Hi?", unsicher befreie ich mich von ihm. "Heute schon was vor?", grinst er verschmitzt.
"Ja", antworte ich schnell. Wahrscheinlich zu schnell, denn Isaac guckt mich kritisch an und fragt: "Und was, wenn ich fragen darf?"
"Umstyling mit Jess", sage ich unsicher und falte meine Hände über meinen Kopf zusammen. Isaac lacht, schüttelt ungläubig seinen Kopf. "Dann aber morgen ja? Ich möchte dir was zeigen", Er zwinkert mir noch einmal zu und verschwindet dann schnell.Pünktlich um drei Uhr stehe ich vor Jess' Tür. "Du bist zu spät!", ruft sie und zieht mich direkt weiter Richtung Stadt. Ich checke mein Handy und weiß nicht was sie meint. Eigentlich bin ich noch fünf Minuten zu früh!
"Und stopp!", sie sieht mich an und ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie sie in ihrem Kopf alle möglichen Styles durchgeht. Nach ein paar Sekunden wacht sie wieder aus ihrer Trance auf und zieht mich in einen Klamottenladen. Ich schlendere langsam durch den Laden und beobachte Jess, wie sie hin und her zischt. Das hier ist absolut ihr Ding. Sie hat mehrere Kleider in der Hand und sammelt alles auf einem Sessel. Nach einer halben Stunde ruft sie mich herbei und ich begebe mich zu einer der vielen Umkleidekabinen. Ich probiere ihr zu liebe mehrere Kleider an, richtig wohl fühlen kann ich mich darin aber nicht. Als nächstes kommen Bauchfreies Tops und Shirts, die ich sofort ohne Widerrede weg schiebe.
Diesen Teil meines Körpers darf wirklich niemand sehen. Das ist mein Geheimnis, das sind meine Narben, das ist meine Persönlichkeit, das ist meine Vergangenheit und Zukunft.
Die kurzen Hose wiederum probiere ich an und gebe mich mit einer Schwarzen auch zufrieden. "Du bist unmöglich", sagt Jess genervt und zieht mich weiter zu den Taschen und Accessoires. Sie versucht mir immer wieder die minimalistischen Taschen aufschwatzen, doch ich blocke gekonnt ab. Eine Sonnenbrille nehme ich an und mache Jess wenigstens ein bisschen glücklich. "Wie wäre es wenigstens mit einem Hut?" Ich verdrehe die Augen und lasse mir wieder alles mögliche zeigen. Jess hält mir kompromissvoll ein schwarzes Haarband hin und um sie nicht zu enttäuschen landet auch dieses in meiner Shoppingbag.
Als es dann schon dunkel wird, sind wir endlich fertig. "Und schmink dich doch mal etwas! Dann sieht dein Gesicht nicht so fahl aus", sagt Jess als Verabschiedung. Wahrscheinlich meint sie das alles nur gut, doch sie ist mir zu aufdringlich. Es ist doch meine Entscheidung was ich trage, oder etwa nicht? Andererseits hat sie sich extra Zeit für mich genommen, um mir mit meinem Aussehen zu helfen. Eigentlich sollte ich da dankbar sein.
Jess trägt doppelt so viele Taschen in ihrer Hand als ich, was mir ein besseres Gewissen gibt. Wir laufen zurück nachhause und verabschieden uns. "Danke", murmle ich und winke ihr zum Abschied zu."Hey Mama, Ann", ich gehe ins Wohnzimmer und begrüße beide. Ann sieht meine Einkaufstüten und hüpft aufgeregt rum.
"Zeigen!"
Ich hole die neuen Sachen raus und führe ihnen meine Errungenschaften vor.
Später sitze ich mit einer aufgewärmten Lasagne im Bett und beantworte Jess' meterlange Nachrichten. Ich weiß nicht was das für eine Art Freundschaft sein soll, wo es nur um das Oberflächliche geht, doch fürs erste lasse ich das zu. Ich habe bis jetzt nur Jess und Isaac näher kennengelernt und wer weiß ob das so schnell mehr werden.
Vielleicht will ich auch gar keine anderen noch kennenlernen, wenn alle hier so sind.Oberflächlich
Es blinken noch weitere Nachrichten auf und ich öffne eine von Isaac. "Träum süß"
Ich erwidere dies freundlich und öffne die nächste Nachricht."Lange nichts mehr von dir gehört. Melde dich doch mal wieder." -Ed
Ich hatte ihn schon fast vergessen, bei all dem Trubel um mich herum. Ich gebe mir einen Ruck und rufe ihn an.
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Keine Cinderella Story
Novela JuvenilEin Umzug; das bedeutet eine neue Stadt und auch neue Leute. Eigentlich ein perfekter Start für einen Neubeginn, doch ganz so unbeschwert ist Chloes Leben nicht. Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sie sich einsamer denn je, obwohl ihre Mutter und ihr...