Da ich in den letzten Wochen nicht wirklich im Unterricht aufgepasst habe, fällt es mir schwer mich wieder in den Stoff reinzufinden. Ich lade mir mehrere Vorträge auf, um wenigstens nicht ganz monströs mit den Noten abzusacken. Das wiederum hat aber zur Folge, dass ich Stress ohne Ende habe um meine Abgabefristen nicht zu überschreiten.
Mittlerweile hat es angefangen zu schneien. Ed und ich liefern uns eine grandiose Schneeballschlacht, die erst endet, als meine Klamotten komplett durchnässt und kalt sind.
„Du kannst unter die Dusche, falls du willst. Ich gebe dir dann was trockenes zum anziehen", Ed zieht seine Jacke aus und ich folge ihm in sein Zimmer.
„Hier", er greift zielgerichtet in seinen Schrank und gibt mir frische Kleidung.
„Danke", ich verschwinde im Badezimmer und brauche eine Weile, bis ich die nasse Jeans von meinen Beinen gezogen bekomme. Zerknittert liegt sie auf den hellen Fliesen und wird mit meinem finsteren Blick abgestraft.
Ich verbringe nicht lange unter dem warmen Wasserstrahl, denn weder Ed's Auswahl an Shampoos, noch an Duschgels beeindruckt mich sonderlich. Ich versuche sehr sparsam mit ihnen umzugehen, aber als ich aus der Duschkabine trete, rieche ich nach Mann; nach Ed. Kurz überkommt mich Panik, weil ich gar kein Handtuch habe, aber wie durch ein Wunder liegen mehrere in einem kleinen Regal. Ja Wunder, weil Ed ansonsten kein großes Interesse an Ordentlichkeit hat. Ich trockne mich ab und ziehe dann die weiche Jogginghose und einen Pullover an.„Ist das eigentlich so ein Männer Kodex? Dass jeder mindestens eine Jogginghose haben muss?", frage ich und rubble meine Haare trocken. Ed grunzt vergnügt und dreht sich zu mir.
„So in etwa."
Ich werfe ihm das mittlerweile nasse Handtuch gegen den Kopf. „Du bist so doof", lache ich und lasse mich neben ihm auf die Couch fallen. „Gib mir auch mal einen Controller", fordere ich mit einem breiten Grinsen.
„Du weißt, du wirst verlieren", beschwört Ed herauf.
„In deinen Träumen vielleicht."
„Da machst du was ganz anderes", rutscht es Ed lachend raus, bevor er merkt, dass ich peinlich berührt weggucke. „Hey komm", er stupst mich an meiner Schulter an, „War ein doofer Spruch, ich weiß".
„Ziemlich doofer", murmle ich mit brennenden Wangen und versuche die Situation zu überspielen. „Aber wahr", seufzt Ed, ohne auf mich und mein Unwohlsein einzugehen und blickt mich direkt an. Ich hebe eine Augenbraue und Ed grinst schief.
„Idiot"
„Idiotin"
„Perversling"
„Stimmt gar nicht", wehrt Ed ab.
„Doch", sage ich und werde noch röter.
„Und warum?", seine Stimme dringt süffisant zu mir und sein dämliches Lächeln lässt mich aufstöhnen. „Ed!"
„Ja?", seine Stimme schwingt ein paar Töne höher. Kopfschüttelnd nehme ich den zweiten Controller vom Tisch. „Lass uns spielen".
„Was denn?", Ed lässt nicht locker und haucht mir gegen's Gesicht. „Nein jetzt wirklich", sage ich fest. Das ist nicht das richtige Thema für eine unverfängliche Freundschaft. Er sieht kurz enttäuscht aus, aber das vergeht schnell wieder. „Gut, du wirst aber wirklich nicht gewinnen".Er behält Recht. Ich werde zwar besser, aber es reicht nicht um Ed zu besiegen. „Soll ich dich fahren?", fragt er abends als ich gähne. „Lieber nicht bei dem Schnee", meine ich und stehe auf. „Ich nehme einfach den Bus".
Ed verzieht sein Gesicht und sagt: „Das wird nur nicht gehen, weil er nicht mehr fährt".
Verwirrt gucke ich nach draußen. „Wie spät ist es denn?"
„Kurz nach zehn, also soll ich dich nicht doch fahren?"
Ich laufe zum Fenster und gucke nach draußen. Es ist dunkel, aber ein paar Laternen erhellen die Straße. Der Schnee ist sogar noch mehr geworden und die Straßen sind nicht gekehrt. „Oh", kommt es von Ed. Er steht jetzt neben mir. „Das wird wohl nichts".
Panisch überlege ich, was ich jetzt mache. Wie komme ich nachhause?
Ed bemerkt scheinbar wie aufgewühlt ich bin, weshalb er das denken übernimmt. „So kommt momentan kein Fahrzeug durch die Straßen und zum laufen ist es zu weit".
„Ja", sage ich und gucke ihn ungeduldig an.
„Ich würde mal sagen, du musst erstmal hier bleiben"
„Ja und wie lange?", frage ich, „Ich bezweifle, dass gleich ein riesiger Schneepflug vorbeikommt".
„Bis", Ed stockt kurz und murmelt dann: „Bis morgen". Und da fällt auch endlich in meinem Kopf der Groschen. Ich komme mir blöd vor. Ed grinst nur breit und muss sich zurück halten nicht in lautes Gelächter auszubrechen.Nachdem ich Mama Bescheid gegeben habe setze ich mich wieder zu Ed auf die Couch. Er hat einen Film angemacht und das Licht etwas gedimmt. Es ist unheimlich gemütlich. Leider so gemütlich, dass ich einschlafe und später an Ed gelehnt wieder aufwache. Ich setze mich auf und sehe Ed gähnen. „Schlafen?"
„Schlafen", stimme ich zu und trottle müde in sein Schlafzimmer. „Ich hab leider nur eine Decke", sagt er während ich mich schon ins Bett lege und die Decke über mich ziehe. Es ist kalt.
„Mh okay", murmle ich.
Das Licht geht aus und die Matratze senkt sich etwas, als sich Ed hinter mich legt. Vorsichtig beansprucht er die Hälfte der Decke für sich. „Ich würde ja echt gerne Gentlemen sein, aber es ist arschkalt ohne Decke"
„Ja", seufze ich und rücke ein Stück näher an ihn ran, weil es auch mit Decke arschkalt ist. Sein Körper strahlt die erhoffte Wärme aus, weshalb ich schnell wieder meinen Schlaf finde.„Du redest im Schlaf, wusstest du das?", fragt Ed und betrachtet eine Locke von mir. „Ne", sage ich und gähne. „Was rede ich denn?"
„Wirres Zeug", sagt er und ich öffne endlich meine Augen um ihn anzugucken. Ed sieht morgens verdammt gut aus. Verwuschelte Haare stehen ihm. Seine Finger wirbeln um meine Locke. Wir sind wohl beide zwei Haarfetischisten. Ich muss über meine Gedanken grinsen. „Was?", fragt Ed neugierig. „Ach nichts", kichere ich und gucke noch ein letztes Mal verstohlen zu seinen Haaren.
„Hast du Hunger?"
„Ja, aber ich würde gerne noch kurz liegen bleiben", meine ich.
„Ist das eine versteckte Aufforderung?", lacht Ed. „Hm?", frage ich. „Na dass ich dir Frühstück ans Bett bringen soll."
„Oh", ich lächle, „Nein, es ist gerade nur sehr entspannend hier mit dir zu liegen."
Ich schließe demonstrativ meine Augen und atme tief ein und aus. Ed muss lachen und dann ist es wieder ruhig. Er streicht mir sanft über die Wange. Seine Hand ist warm und angenehm.„Du willst mir nicht zufälligerweise bei meinen Hausaufgaben helfen", frage ich scherzend. „Nicht wirklich, ich weiß auch nicht, ob ich dir da überhaupt helfen könnte", sagt Ed und schenkt sich noch einen Kaffee ein. „Ja das dachte ich mir", seufze ich und stehe vom Tisch auf. „Ich mache mich dann mal los".
Ed begleitet mich bis zur Tür und umarmt mich fest zum Abschied. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber Mama besteht darauf, dass ich die Schule nicht weiter vernachlässige. Die Kälte umhüllt mich sofort als ich raus stapfe. Der Gehweg und die Straßen sind frei gefegt worden, was heißt, dass ich den Bus nehmen kann. Ich muss nicht lange warten bis ich in das warme Fahrzeug einsteige. Der Busfahrer nickt und und ich setze mich auf einen Sitz bis ich wieder aussteigen muss.
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Keine Cinderella Story
Fiksi RemajaEin Umzug; das bedeutet eine neue Stadt und auch neue Leute. Eigentlich ein perfekter Start für einen Neubeginn, doch ganz so unbeschwert ist Chloes Leben nicht. Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sie sich einsamer denn je, obwohl ihre Mutter und ihr...