#26 'Persönlich entschuldigen'

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Ich schließe die Tür zum Haus auf und mir kommt ein herrlicher Duft von Gewürzen entgegen. Mein Magen knurrt und ich steure Richtung Essen. "Da bist du ja Spatz", Mama lächelt mich an. "Das Essen steht in der Küche". Sie sitzt auf der Couch und liest eine Zeitschrift. Ann sitzt neben ihr und guckt Fernsehen. Ich hole mein Abendbrot und lasse mich bei Ihnen nieder. "Dein Freund war da", sagt Mama, während ich das Gemüse in mich reinschaufle. Ich grunze auf und sie gibt mir einen merkwürdigen Blick. "Er hat dir die da mitgebracht", lächelt sie und zeigt Richtung Tisch. Dort steht eine Vase mit einem großen Strauß an Lavendel, Flieder und Margeriten.

Oh.

Mein schlechtes Gewissen macht sich bemerkbar und nimmt mir augenblicklich den Appetit. Ich stelle meinen Teller weg, wünsche den beiden eine gute Nacht und nehme die Blumen mit nach oben. Mein Handy ist immer noch aus, also schließe ich es an die Ladestation an und warte bis ich es anschalten kann. Es blinken einige Nachrichten von Isaac auf und auch verpasste Anrufe.
Sofort rufe ich Isaac an, um ihm zu erklären, wieso ich nicht da war. Doch soweit komme ich erst gar nicht, denn es springt nur die Mailbox an. Ich versuche es immer wieder, doch nach einer halben Stunde gebe ich auf. Er will nicht reden und ich kann es irgendwie verstehen. Ich stelle die Vase auf meinen Nachttisch und betrachte eingehen die Komposition die Isaac zusammengestellt hat. Er hat sich wirklich Mühe gegeben, das sehe ich sofort. Ich lasse meinen Kopf in meine Hände sinken und seufze vor Erschöpfung. Wie kann ein einziger Tag sich so unendlich lang anfühlen? 
Es ist eine Qual bis ich endlich einschlafe und auch am Morgen fühle ich mich immer noch sehr unwohl. Dennoch mache ich mich auf den Weg zur Schule, vielleicht kann ich mich ja persönlich entschuldigen. Ich halte die ganze Zeit nach Isaac Ausschau, doch bis zum Mittag bleibt er verschwunden. Nach meinem spärlichen Mittagessen, sehe ich ihn dann endlich. Er begegnet meinen Blick mit eisigen Augen. Sie starren mich kurz an und dann dreht er sich weg. Ich laufe zu ihm hin, doch er ist nicht alleine. Er steht draußen mit seinen Freunden und ein paar Mädchen.
"Was willst du?", Jess guckt mich giftig an. Ich ignoriere sie und fasse Isaac beim Arm. "Können wir kurz reden?", frage ich leise. Er schüttelt meine Hand ab und geht einen Schritt weg von mir.
"Oh Prinzessin, guck doch wie abstoßend du bist", Jess reckt ihr Kinn nach oben.
Eine eindeutige Kampfansage.
"Es tut mir leid", flüstere ich noch leise zu Isaac und versuche in seinen Augen seine Emotionen zu lesen, doch sie sind einfach nur leer. Und genauso fühle ich mich auch, als ich mich von der Gruppe entferne.

Es tut mir leid ,
Es tut mir so leid.

Der restliche Tag ist unerträglich und auch die nächsten Tage sind nicht besser. Isaac ignoriert mich gekonnt und gibt sich alle Mühe mir aus dem Weg zu gehen. Dazu häufen sich meine Hausaufgaben und ich fühle mich nur noch fehl am Platz egal wo ich auch bin. Ich suche immer wieder Isaacs Nähe um mit ihm zu reden, aber wir sehen uns so gut wie nie.
Am Donnerstag taucht Ed auf einmal in der Schule auf. "Was machst du denn hier?", frage ich erstaunt. Er grinst nur verschlagen und deutet auf sein Motorrad.
"Komm mit."
"Ich habe Schule", erwidere ich und gucke ihn entgeistert an. "Dann mach halt blau. Du brauchst auch mal 'ne Auszeit, das sieht man dir an", Ed greift schon nach meiner Hand und zieht mich nach draußen. Ich gucke zurück und sehe zwischen den ganzen Schülern Isaac. Und zum ersten mal seit einer gefühlten Ewigkeit guckt auch er mich wieder richtig an.  Sein Blick verfängt sich in meinem und lässt mich nicht los. Ed setzt mir den Helm auf und unterbricht so den Blickkontakt.  Er setzt sich auf sein Motorrad und sagt sanft:"Hey, komm". Doch ich kann den Blick nicht abwenden. Am liebsten würde ich zu ihn rennen und mich endlich wieder mit ihm vertragen. Erst als Jess neben ihm auftaucht, zärtlich über seinem Arm streicht und er sich zu ihr wendet, kann auch ich aus dieser Trance aufwachen. Ich setze mich hinter Ed, schlinge meine Arme um seine Hüften und verschwende keinen Blick mehr nach hinten.

Keine Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt