#50 'Montag'

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Ich hasse Montag. Besonders wenn es kalt ist. Warm eingepackt laufe ich zur Schule. Vor dem Klassenraum fängt mich Isaac ab und begrüßt mich. Wir umarmen uns und gucken uns peinlich berührt an. Ich streiche mir durch mein Haar und sage: „Ich muss dann mal", und zeige zur Tür.
„Ja ich auch", lacht Isaac leise und winkt mir noch kurz zu.

„Ihr habt euch wieder vertragen?", völlig fassungslos starrt mich Jess an.
„Ja. Vielen Dank für deine Hilfe übrigens", sage ich und schaue sie böse an.
„Aber wir hatten doch..", fängt sie an.
„Keine Ahnung was du dir in deinen Fantasien mit ihm ausmalst, aber das ist ja wohl kaum die Realität", schnaube ich. Jess runzelt die Stirn und geht ins Klassenzimmer. Ich folge ihr rein und setze mich so weit wie möglich weg von ihr. Langsam fange ich an zu zweifeln; an mir, aber auch an Isaac. Ich weiß nicht was ich glauben soll.
Die Stunde zieht sich endlos, ich bin nervös und aufgeregt. Endlich klingelt es zur Pause und ich laufe schnell raus um Isaac zu suchen.
Ich finde ihn an seinem Schließfach. Er unterhält sich mit einer Schülerin und lacht. Es ist mir unangenehm die beiden zu unterbrechen, doch ich tue es trotzdem. Ich tippe ihm auf die Schulter und er dreht sich noch lachend um.
„Oh, na?", sein Lächeln bleibt.
„Hattest du was mit Jess?", frage ich geradeaus.
Erstaunt guckt er mich an. Dann wird sein Blick dunkel. „Danke", sagt er, „Dass du mich so einschätzt. Ich dachte, nach gestern wäre alles wieder gut".
„Ja ist es auch, aber...", beginne ich.
Isaac hebt seine Hand.
„Lass es einfach Chloe. Das nervt gerade nur, wir sehen uns später".
Vollkommen verwirrt stehe ich da und sehe ihm nach. Dann mache auch ich mich auf zu den nächsten Stunden.

Zuletzt habe ich zwei Stunden Sport. Ich habe nicht wirklich Lust, aber da muss ich wohl durch. Wir spielen Völkerball und es kommt mir so vor, als wäre ein Kleinkrieg zwischen Jess und mir ausgebrochen. Ich bin wütend und werfe sie mehrmals am Kopf ab. Sie funkelt mich böse an und macht mindestens genauso viele Gegenangriffe. In der Umkleidekabine faucht sie zu mir: „Wehe du machst so etwas auch nur noch einmal".
„Sonst was?", frage ich provokant. Wir sind eine der letzten im Raum. „Dann mache ich dich richtig fertig", keift sie.
„Ich bin schon durch die Hölle gegangen. Schlimmer kann es nicht mehr werden, egal was du tust".
„Auch wenn Isaac nicht mehr auf deiner Seite steht?", fragt sie und packt ihre Tasche zusammen. „Das wird nicht passieren", sage ich nachdrücklich und ziehe mir meine Jacke über. Jess läuft vor mir schnellen Schrittes raus. Ich gebe mir keine Mühe ihr nachzulaufen. An der Straße sehe ich sie jedoch auf Isaac zu gehen.

Was hat sie vor?

Ich laufe nun doch schneller und trete zu den beiden. Jess' Blick ist voller Hass. „Was wird das?", fragt Isaac skeptisch und betrachtet uns beide. „Weißt du, Chloe hat mir gerade was sehr interessantes erzählt. Erinnerst du dich noch an diesen Motorradtypen?", ihre Stimme ist ruhig und klingt irgendwie vollkommen ehrlich. „Ich hab jetzt echt keine Lust auf Drama", sagt er wieder.
„Und ich auch nicht", bestätige ich.
„Aber auch nur, damit Isaac nicht herausbekommt, was für eine..."
„Hör auf Jess!", unterbreche ich sie laut.
„Nein! Soll er doch wissen, dass du zweigleisig fährst!", zischt sie und dreht sich zu mir.
Isaac guckt mich erstaunt an. „Du hast auch mit ihm geschlafen?", fragt er.
Kurz ist es still, dann reißt Jess ihre Augen auf, „Ihr habt miteinander geschlafen?".
„Ich habe nicht mit Ed geschlafen", sage ich zu Isaac gewandt. Er scheint mit der Situation überfordert. „Ich geh jetzt", sage ich hart und drehe mich um. Während ich weglaufe höre ich Jess noch „Schlampe" fauchen.
In Gedanken wünsche ich mir, dass Isaac mir nachläuft, aber er tut es nicht.

Auch schreiben tut er mir nicht, weshalb ich mich mit meinen Hausaufgaben beschäftige, bis ich zur Therapie muss. Es ist eine anstrengende Stunde. Ich weine viel und tue mich schwer zu reden, aber als ich wieder auf dem Nachhauseweg bin, fühle ich mich irgendwie besser. Den heutigen Tag lasse ich im Bett mit einem spannenden Buch ausklingen. Es war eine Achterbahn der Gefühle heute.
„Scheiß Montag", murmle ich grinsend und gucke zu Daddys Bild. „Findest du nicht auch?"

Keine Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt