Der letzte Tag des Jahres, heute ist es so weit. Ich mache mit Mama und Ann einen langen Spaziergang und anschließend trinken wir einen heißen Kakao. Es ist wirklich schön und ich fühle mich zuhause wieder angekommen. Ich meine, es geht mir noch nicht komplett gut, aber früher, habe ich es ja fast nicht mehr hier ausgehalten. Mama lächelt mich an und schickt mich dann nach oben, damit ich mich für die Party fertig machen kann.
Ich wühle in meinem Kleiderschrank rum und entscheide mich für eine Jeans und ein schwarzes schulterfreies Shirt. Zur feier des Tages krame ich auch einen dunklen Lippenstift raus. Ich fühle mich heute gut und Sexy. Ich bin zufrieden mit mir selbst und das möchte ich zeigen.
„Du siehst toll aus", bemerkt Mama und küsst mich auf die Wange, während ich mir meine Jacke anziehe. „Danke", strahle ich und hebe meine Tasche auf. „Bis morgen und guten Rutsch", sagt sie und drückt mich noch einmal fest. Ich umarme auch Ann einmal und mache mich schließlich auf den Weg.Es ist nicht mehr so eisig kalt draußen und auch der Schnee ist so gut wie weg. Ich laufe knapp zwanzig Minuten, aber die frische Luft tut mir gut. Es wird schon dunkel und die ersten Leute fangen an Raketen anzuzünden.
Ich komme bei der Adresse an und begutachte das Haus. Es ist klein und von innen hört man bis jetzt noch nichts. Ich klingle und wippe auf meinen Schuhsohlen hin und her.
Die Tür öffnet sich und man lässt mich mit einem „Hi" ins Haus. Ich ziehe meine Schuhe aus und stelle sie zu den anderen. Meine Jacke lege ich auf einen Stuhl, wo schon mehrere gestapelt sind. Ich streiche mir mein Haar hinters Ohr und gehe ins Wohnzimmer. Es sind erst fünf Leute da, alle aus der Schule und Isaacs Freunde. Nur fehlt Isaac. Ich stehe unschlüssig da, bis mich der von der Tür bemerkt und mich zu ihnen auf die Couch einlädt. Ich setze mich und lausche den Gesprächen, bis sich jeder sein Glas mit Alkohol füllt. „Auch was?", fragt mich der Türtyp, von dem ich mittlerweile weiß, dass er Liam heißt. „Äh", sage ich überaus klug. Liam grinst und füllt mein Glas. „Danke", murmle ich und hebe das Glas an meine Lippen. Es schmeckt ganz okay, weil noch nicht so viel Alkohol dazugemixt wurde.
„Du bist süß", lacht er, „Ich versteh, wieso Isaac so auf dich steht". Ich verschlucke mich fast und werde rot. „Er, also ich, wir sind nicht..", stottere ich und reibe meine schweißige Hand an meiner Hose ab.
„Das meint er auch immer, aber irgendwie glaube ich das nicht. Also möchtest du mir das zwischen euch erklären?", Liam lehnt sich zu mir vor und zeigt mir seine strahlenden Zähne.
„Das ist wie gesagt privat, Kumpel", ertönt es hinter uns. Isaac legt seine Hände auf Liams Schultern und rüttelt etwas daran. Dann dreht er seinen Kopf zu mir und grinst mich an. „Hey"
„Hey", lächle ich und sehe zu, wie Isaac um die Couch rum läuft und mich in eine Umarmung zieht. „Hab dich vermisst", flüstert er mir ins Ohr. „Ich dich auch", hauche ich und löse mich von ihm.
„Ah ja und zwischen euch soll nichts laufen", lacht Liam. Mit rotem Kopf setze ich mich wieder hin.Ich wünschte, es würde etwas zwischen und laufen. Ich wünschte, ich hätte es nicht verbockt.
Isaac setzt sich nicht weit entfernt auf einen Stuhl und prostet mir zwinkernd zu. Er ist heute so gut drauf und das freut mich, es macht auch mir gute Laune.
„Lasst uns was spielen", schlägt ein Mädchen mit hellem Haar vor. Sie guckt uns erwartungsvoll an und bekommt schnell Zuspruch. „Ich hab noch nie? Oder Wahrheit oder Pflicht?", fragt sie weiter und lehnt sich weiter nach vorne.
„Beides, nacheinander", fordert Liam grinsend und schielt zu mir rüber. „Das wird lustig".„Ich hab' noch nie zu zweit geduscht", sagt das Mädchen von eben und guckt gespannt. Zögernd hebe ich mein Glas und sehe beim trinken, dass Isaac und noch jemand ebenfalls trinken. Liam neben mir prustet laut los, was aber niemand wirklich bemerkt, außer mir natürlich.
„Ich hab noch nie Neujahrsvorsätze eingehalten"
Die gesamte Runde trinkt.
„Ich hatte noch nie einen One Night Stand"
Zwei Jungs, unter anderem Liam, trinken. Ich stupse ihn an und er zwinkert mir lachend zu.
„Ich hab noch nie gelogen"
Also wenn hier jemand nicht trinkt, dann weiß ich auch nicht. „Ich hab noch nie meine Gefühle verheimlicht", sagt Liam neben mir und beobachtet mich. Mir stockt der Atem und ich gucke ihn böse an. Dennoch hebe ich mein Glas und nehme einen weiteren Schluck. „Ich wusste es", säuselt mir Liam ins Ohr. „Arsch", murre ich.
„Ich werde euer Amor sein"
„Lass es", bitte ich Liam und gucke ihn an. Er runzelt seine Stirn. „Wieso?"
„Bitte, lass es einfach. Das wird nichts"
„Wir werden ja sehen", Liam scheint zuversichtlich zu sein und irgendwie macht es mich traurig, weil ich mir so sehr wünsche, dass es tatsächlich klappt.
„Ich hab noch nie jemanden benutzt", reißt es mich aus meinen Gedanken. Ich trinke reflexartig. Was ist hier bitte los? Wieso kommen so viele Sachen, die auf mich zutreffen? Oder bilde ich mir das nur ein?
Ich gucke zu Isaac und unsere Blicke treffen sich. Er sieht mich nachdenklich an.
„Ich habe mich noch nie mit jemanden geprügelt"
Isaac trinkt und hält unserem Blickkontakt stand.
„Ich habe noch nie ein Versprechen gebrochen"
Wir trinken beide.
„Ich hab noch nie von Alkohol gekotzt"
Ich trinke, Isaac nicht.
„Ich habe noch nie mit meinem Ex geschlafen"
Wir trinken nicht, Liam schon. Ich gucke ihn fragend an und er zuckt nur mit seinen Schultern. Nach ein paar Minuten stehe ich unsicher auf und gehe auf die Toilette. Ich spüre langsam, wie der Alkohol mich benebelt, aber noch gefällt es mir.
Als ich zurück komme und mich auf die Couch plumpsen lasse, steht mein Glas wieder voll gefüllt vor mir. Außerdem bemerke ich, dass wir das Spiel gewechselt haben und noch weitere Leute gekommen sind, unter anderem Jess und Louise. Isaac hat also recht behalten.
„Pflicht"
„Tausch dein Shirt mit jemanden"
Und schwups, stehen zwei oberkörperfreie Jungs da und tauschen ihre Oberteile. Liam pfeift und ich muss lachen. Als nächstes ist Liam dran. Er wählt ebenfalls Pflicht und muss für uns tanzen. Dann bin ich dran. Ich bin nicht so mutig und wähle Wahrheit.
Liam grinst breit. „Mit wie vielen Typen hast du schon geschlafen?"
„Wieso nur Typen?", ruft ein Mädchen lachend rein und Liam korrigiert: „Mit wie vielen Menschen?".
„Äh drei", sage ich kleinlaut und Liam guckt mich mit zusammen gekniffenen Augen an. Dann heben sich langsam seine Mundwinkel. „Interessant", dann flüstert er mir weiter ins Ohr: „Nächstes mal wird Pflicht genommen du kleiner Feigling".Ich will nicht, aber irgendwie fühle ich mich Liam schuldig, also nehme ich zehn Minuten später tatsächlich Pflicht.
„Küsse eine Person hier im Raum", Liam lehnt sich zufrieden zurück und guckt mir zu wie ich langsam aufstehe. Ich zeige ihm den Mittelfinger. Mein Blick schweift rum und bleibt kurz bei Isaac hängen. Genau das will Liam ja, also werde ich ihm diese Genugtuung nicht geben. Ich drehe mich ein Stück weiter und bleibe vor dem vorlauten Mädchen stehen. Sie kam mir ziemlich offen vor und auch jetzt zwinkert sie mir lachend zu und erhebt sich. „Danke", flüstere ich ihr zu und hebe meine Hand an ihre Wange. Es ist ein wenig komisch ein Mädchen zu küssen, aber irgendwie auch lustig. Wie Katy perry schon sagte: I kissed a girl and I liked it. Die Runde pfeift und wir lösen uns lachend voneinander. „Kein Problem", sagt sie. Ich setze mich wieder und klopfe mir im Kopf selber auf die Schulter. Liams Blick ist einfach unbezahlbar und Isaacs erst!
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Keine Cinderella Story
Teen FictionEin Umzug; das bedeutet eine neue Stadt und auch neue Leute. Eigentlich ein perfekter Start für einen Neubeginn, doch ganz so unbeschwert ist Chloes Leben nicht. Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sie sich einsamer denn je, obwohl ihre Mutter und ihr...