#51 'Die Wahrheit'

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Am Ende der Woche fängt mich Isaac auf dem Schulflug ab. „Wollen wir heute mal in Ruhe über den ganzen Quatsch reden?", fragt er.
„Gerne", sage ich erleichtert und sitze die letzten Stunden hibbelig da.

„Willst du was trinken?", Isaac steht in der Küche und öffnet den Kühlschrank. „Habt ihr Kakao da?", frage ich und reibe meine Hände aneinander. Die Temperaturen draußen sinken gegen Null.
„Klar"
Dankbar nehme ich ihm kurz darauf die warme Tasse ab. Er hat sich selber auch eine heisse Schokolade gemacht. Wir setzen uns im Wohnzimmer auf die Couch und nippen an unseren Getränken. „Also...", beginne ich.
„Also."
„Hattest du was mit Jess?", frage ich ohne Vorwurf und warte gespannt die Antwort ab. Isaac schüttelt seinen Kopf und meint: „Ich hab sie einmal geküsst aber sonst nie".
Erleichtert trinke ich einen weiteren Schluck.
„Und du?", fragt Isaac dann vorsichtig. „Was genau läuft da mit diesem Ed?"
„Die Wahrheit?"
„Die Wahrheit", bittet er nachdrücklich.
„Er hat eine unglaubliche körperliche Anziehungskraft auf mich. Ich mag ihn nur als Freund, aber diese Spannung ist schwer zu ignorieren. Das ist letztens auch wieder passiert", berichte ich leise.
Isaac trifft es schwer, doch er nickt langsam. „Und bei mir?", fragt er genauso leise.
„Ich mag dich mehr als freundschaftlich und ich genießen den Körperkontakt mit dir"
„Aber nicht so sehr wie bei ihm, oder?", er flüstert fast und mir kommen die Tränen.
„Anders"
Seufzend stellt Isaac seine mittlerweile leere Tasse weg.
„Aber dennoch hast du mit mir geschlafen und nicht mit ihm", stellt er fest.
„Ja"
Er nickt. Ich schlucke.
„Du willst doch normal behandelt werden, oder? Dann werde ich dich auch nicht mit Samthandschuhen anfassen. Das ist scheiße, weißt du? Wenn das Mädchen auf das du stehst mit einem anderen rumkuntscht".
Mir rollen weitere Tränen über mein Gesicht.

Ja es ist scheiße. Ich bin scheiße.

„Also wie soll ich mich da verhalten? Ich weiß es ehrlich nicht", er ist so verletzt und das nur wegen mir.
„Soll ich den Kontakt zu ihm abbrechen?", frage ich. „Keine Ahnung. Das ist dein Leben", Isaac sieht zerstreut aus. „Aber es ist doch auch ihm gegenüber nicht fair."
Ich nicke. „Ja das stimmt".
„Also was wirst du tun?"
„Ich weiß es nicht", meine Stimme bricht weg.
„Überlege es dir genau, aber vergiss nicht, dass ich das nicht ewig mitmachen kann."
„Danke", sage ich und werde von Isaac in den Arm genommen. Ich weine unaufhörlich bis mein Hals wehtut.Isaac hat eine beruhigende Art und Weise. Er ist ehrlich zu mir und versucht so gut es geht mir zu helfen.

„Weißt du, du kannst auch heute hier bleiben", schlägt Isaac vor als ich extrem langsam meine Schuhe anziehe. Ich schiele zu ihm hoch und grinse. „Das nehme ich gerne an", sage ich und lasse die Schuhe wieder fallen.
Ich fühle mich immer sicherer bei ihm und freue mich, als wir abends in seinem Bett liegen. Wir reden noch eine Weile und gehen dann schlafen.

Nachts greift mein Körper instinktiv nach dem warmen Körper neben mir und ich wache erst aus dem Halbschlaf auf, als meine Lippen direkt vor Isaacs liegen. Verwirrt gucke ich ihn an. Er schläft tief und sieht unheimlich ruhig aus. Langsam rücke noch näher an ihn und küsse ihn sanft. Mein Herz macht einen Satz und zu meiner Überraschung bewegen sich Isaacs Lippen gegen meinen. Im Gegensatz zu mir schläft er halb und murmelt leise vor sich hin. Dann legt er seinen Arm um mich und ich kuschle mich an ihn.

Das schöne an Samstagen ist, dass man einfach mal nichts machen kann. Wir schlafen aus und lassen uns Zeit beim Frühstück. „Noch eins?", fragt Isaac und hält zwei Toastscheiben in die Lust. „Jap", antworte ich und gieße mir mein Glas wieder voll mit Saft.
„Willst du heute irgendwas machen?", Isaac guckt mich verschmitzt an.
„Also ehrlich gesagt hätte ich Lust den ganzen Tag Filme zu gucken."
„Den ganzen Tag?", hakt er nach.
„Gut, vielleicht nicht den ganzen", räume ich ein und lache.

Keine Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt