#29 'In Richtung ihres Bettes'

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Isaacs Point of View

Viel zu spät komme ich bei Jess an. "Hey", nervös zupft sie an ihren Haaren rum, obwohl sie schon perfekt sitzen. "Hi", ich laufe ihr in ihr Zimmer nach. Es ist riesig groß und recht schlicht eingerichtet. Es hängen keine Poster oder Bilder an der Wand und nichts zeigt mehr von ihrer Person. Sie redet nicht und auch ich bleibe stumm.

Was mache ich hier überhaupt?

Jess sieht mich unschlüssig an und fragt schließlich: "Was möchtest du denn machen?".
Ich greife gedankenlos nach ihren Arm und ziehe sie ran. Jess ist ein gutes Stück kleiner als Chloe. Zudem ist sie ein wenig schlanker, sieht aber keinesfalls so zerbrechlich aus wie Chloe. Ich lege meine Hand an ihr Kinn und muss mich nach unten beugen. Sie legt sofort ihre Hände auf meine Brust und sieht mich glücklich an. "Ich mag dich Isaac", sagt sie und legt ihren Kopf leicht schief. Ich fühle mich irgendwie taub und nicht ganz da. Meine Gedanken streifen immer nur zu Chloe, obwohl ich hier im Zimmer eines wunderschönen Mädchens stehe. Ich könnte mir die Haare raufen und schreien, aber ich lege stattdessen halbherzig meine Lippen aus die von Jess. Ich bin in diesem Moment so unendlich verzweifelt, dass ich nicht mehr weiß was richtig oder falsch ist. Etwas drängender ziehe ich Jess zu mir ran und versuche mein Herz mit einer weiteren Eisenkette zu umspannen. Es fühlt sich an, als würde auch Jess mit etwas ringen und so stehen wir hilflos ohne Anker da und klammern uns an das einzige das da ist. Wir schwanken in Richtung ihres Bettes und lassen uns darauf fallen. Gott ich habe mich noch nie so falsch gefühlt. Im versuch meine Gedanken zu verdrängen küsse ich Jess wieder und streiche mit meiner Hand über ihren Hals. Sie öffnet ihren Mund und lässt ihre Finger über meine Jeans gleiten. Sofort erstarre ich greife nach ihren Händen. "Ich kann das nicht", murmle ich und fahre mir durch die Haare. Jess legt mir beruhigend ihre Hand auf meinen Rücken, aber ich springe auf und verlasse stotternd ihr Zimmer.

Genervt laufe ich die Straßen entlang und kicke eine leere Dose vor mir her. Ich bin von mir selbst genervt und habe den starken Drang meine Gefühle frei zu lassen. Da Chloe aber nicht in Frage käme zum reden und ich sicher nicht zu ihr angekrochen komme, bleibt mir nichts anderes übrig als auf anderen Wegen dem Dampf abzulassen. Ich laufe in den Wald, der in der Nähe von Chloe ist. Keine Ahnung, warum ich immer wieder mit meinen Gedanken auf sie zurück komme. Um mich abzulenken, mache ich laut Musik auf meinem Handy an und jogge los.
Nach einer Stunde gibt mein Handy seinen Geist auf und ich setze mich auf einen entwurzelten Baum. Es kommen selten Passanten vorbei, weshalb ich die Ruhe genießen kann.
Erst als ich ganz in der Nähe nicht ganz natürliche Geräusche höre, stehe ich auf. Die Sonne verschwindet gerade und ich folge den Geräuschen.
Und dann ist sie da. Wie ein Engel steht sie da, bestrahlt von den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Unheimlicher Schmerz ziert ihr zartes Gesicht und mit einer gewaltigen Wucht wirft sie einen kaputten Ast weg. Im nächsten Moment ist sie auf dem Boden und verhält sich so still, wie ich es noch nie erlebt habe.
Ich laufe langsam auf sie zu.
Sie wimmert schmerzerfüllt.
Als ich auf einen vertrockneten Ast trete, zuckt ihr Kopf in meine Richtung. Genauso schnell steht sie dann auf und rennt weg.
Soll ich ihr nach?
Will sie jetzt alleine sein?
Kann ich ihr überhaupt helfen?
Tausend fragen schwirren durch meinen Kopf. Ich verharre mehrere Minuten im Wald, bis ich langsam zu ihrem Haus gehe.

Keine Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt