Kapitel 36 "Das Leben muss weiter gehen"

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Unbekannt

6 Jahre, 2 Monate und 14 Tage sind vergangen, seit dem ich mein Zuhause verlassen habe. Seitdem ich sie verlassen habe. Und seitdem ich mich selber verlassen habe. Schon seit über sechs Jahren hat mich keine einzige Frau mehr angefasst. Anastasia war die letzte und wird auch immer die letzte bleiben. Die sechs Jahre sind nicht wie im Flug vergangen. Sie sind gar nicht vergangen. Ich hatte mich in dieser Zeit verändert. Komplett. Alles an mir war jetzt anders. Außer mein Gesicht. Alles andere hatte sich verändert. Meine sonst Pech schwarzen Haare waren Jett Kastanien braun. Wahrscheinlich haben sie mir damals wirklich Pech gebracht. Mein Körper warnen komplett gebaut, wenn ich nicht arbeite bin ich im Fitnessstudio und trainiere. Oder koche und backe gerne. So konnte ich am besten einen freien Kopf bekommen. Früher habe ich dafür Menschen umgebracht. Jetzt boxe ich gerne. Aber nicht auf Menschen. Nicht mehr. Ich hatte eigentlich viel mit der Arbeit in der Firma zutun. Ich arbeite schon seit fünf Jahren dort. Und bin seit einem Jahr CEO. Keine Ahnung, wie ich ein CEO wurde, aber jetzt braucht die Arbeit mehr Zeit als davor. Und zur Zeit am meisten, weil ich keine Sekretärin mehr habe. Meine alte Sekretärin wollte etwas Neues probieren, was ich ihr nicht übel nehme, da ich vor Jahren das selbe gemacht haben. Schon viele Jahre sind vergangen. Und eigentlich erinnere ich mich nicht gerne an die Zeit. Denn an dieser Zeit hat mein Herz nicht mehr geschlagen. Vielleicht war ich auch nicht ich selbst. Vielleicht war ich blind vor liebe, damals vor langer Zeit. Doch jetzt bin ich es nicht mehr. Ich bin ich selbst. Hoffentlich. Ich habe Jahre lang dem Drang unterdrückt nach Anastasia zu schauen. Jahre lang. Und es war schwer genug. Manchmal war ich kurz davor Alejandro anzurufen und nach Anastasia zu fragen. Wie es ihr geht und was sie gerade macht. Doch konnte ich mich noch aufhalten. Sie wollte mich nicht mehr. Sie wollte sich selber. Und das musste ich akzeptieren. Das habe ich akzeptiert. Auch wenn es schwer war. Es war ihr Wunsch, und den werde ich für immer akzeptieren.

„Herr Stipe", Josie kam rein und legte mir die Unterlagen auf dem Tisch. Nickend bedanke ich mich. Sie wusste, dass ich mich mit dem Nicken bedankte. Dass wussten sie alle hier. In meinem viel zu großen Büro saß ich wie immer. Manchmal arbeitete ich Kenley zusammen, führen Meetings oder gehen gemeinsam Essen. Josie ist manchmal dabei und manchmal nicht. Sie ist die Assistentin von Kenley. Doch für die nächste Zeit hilft sie mir auch. Sie selber ist sehr froh darüber. Mit ihrem viel zu stolzen grinsen,  vielleicht sogar etwas bitchig. Aber im gesamten ist sie ein netter Mensch. Wäre ihre Vorlieben für ihre Bosse nicht wäre sie wirklich ein sehr guter Mensch. Was mit Kenley hat sie schon und bei mir probiert sie es auch. Sie ist hübsch, sehr sogar. Aber das, was sie möchte, möchte ich nicht mit ihr, oder mit irgendeiner anderen Frau. Früher nur mit Anastasia, aber das ist jetzt auch vorbei. Ich weiß nicht, ob ich für immer keine andere Frau haben möchte, doch für jetzt möchte ich keine andere Frau anfassen. Und mich soll auch keine andere Frau anfassen.
„Herr Stipe wollte Sie fragen, ob Sie Zeit haben später. Er möchte mit Ihnen zu Mittagessen." Erneut nickte ich. Essen ist gut. Solange wir unsere Ruhe haben würden. Aber das sagte ich ihr nicht.
„Ich gebe das dann Herr Stipe Bescheid", sie strahlte als sie mein Büro verließ, so als hätte sie im Lotto gewonnen, oder im Bett. Vielleicht würde sie gleich auch im Bett gewinnen, oder im Bürotisch. Meinetwegen sollen sie es machen, solange sie es nicht vor meinen Augen machen. Oder vor Augen aller Mitarbeiter. Und Kenley würde es machen so Sexgeil er doch ist. Und ich hatte recht, zwanzig Minuten später kam Josie wieder aus seinem Büro. Etwas zerkaust und außer Atem, doch nur ich bemerkte das, was auch besser war. Auch wenn sie nichts dagegen sagen dürfen und wollen.
Mit meinem Kaffe an meiner rechten Seite und meine Konzentration auf die Arbeit verbrachte ich mehrere Stunden. Ich achtete nicht auf die Außenwelt, bis Kenley grinsend rein kam. Er hatte immer gute Laune. Lachte und grinste immer. Während ich das komplette Gegenteil von ihm war. Ich lachte nicht oft, war immer ernst und Spaß konnten nur meine engsten Freunde mit mir haben. Wir waren eine gute Mischung zusammen. Von allem gab es etwas dazu. Und das war gut. So hatten wir ein Gleichgewicht. So waren alle zufrieden.
„Na mein Herr", lachend setzte er sich auf mein schwarzes Stuhl und schaute auf meine Papiere. Mit seinen Augenbrauen deutete er darauf und fragte mich: "ich hatte Sex mit Josie und trotzdem bin ich vor dir fertig. Wie kann das sein?" Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Hast du wieder an sie gedacht?" Er wusste die Antwort und doch fragte er mich das fast jedes Mal. Und jedes Mal war meine Antwort die selbe. Ich denke an sie, jede Sekunde meines Lebens. Obwohl ich aufhören wollte an sie zu denken. Manche Sachen sind schwerer als man denkt, somit auch unmöglicher zu erreichen.
Ich unterschrieb den letzten Vertrag und schaute zu ihm hoch.
„Wollen wir los?", ich war mehr als angespannt, dieser Tag würde nur noch reiner Horror werden. Auch als wir die Firma verließen und Richtung Restaurant liefen änderte sich meine Meinung nicht. Dieser Tag war anstrengend und würde nur noch anstrengender werden.

Der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt