Kapitel 8 "Vertrauen"

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"Wen hast du ungewollt getötet?"

Lorenzo

"Wen hast du ungewollt getötet?", fragte sie mich und ich schaute sie lange an. Wie gerne ich es ihr erzählen würde, aber sie würde mich hassen. Hassen für das was ich getan habe.
Anastasia vertraut mir nicht so sehr wie ich ihr vertraue. Sie muss mir vertrauen und damit sie das kann muss ich ihr die Wahrheit erzählen. Auch wenn die Wahrheit unsere Zukunft zerstören wird.
"Du musst es mir nicht erzählen", redete sie auf mich ein, als sie bemerkte das ich ihr immer noch keine Antwort gab.
"Doch muss ich..."
"Warum?"
"Weil du mir sonst nicht vertrauen wirst", fing ich an zu reden und sie schaute mich mit ihren Neugierigen Blicken an.
"Aber lass mich bitte ausreden Anastasia und hör mir gut zu, denn ich werde es dir nicht noch einmal erklären!", warnte ich sie mit meiner strengen Stimme und sofort nickte sie eifrig. Innerlich grinste ich über ihr nicken, aber äußerlich sah ich so ernst aus wie immer.
"Ich war damals erst 12 Jahre alt... Ich hatte noch nie ein gutes Verhältnis zu meinem Vater, aber ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter...", fing ich an zu erzählen und schaute sie die ganze Zeit an.

"Damals war mein Vater sehr streng und hat meine Mutter wie der letzter Dreck behandelt. Meine Mutter hat nie etwas gesagt, sie hat nie den Mund gegenüber meinem Vater geöffnet. Es hieß immer: Egal was dein Vater sagt, es ist das einzig Richtige! Ich wusste das sie log, denn es war nie so mein Vater hatte noch nie Recht. Er verhandelte mit Hass und Wut. Eines Tages war er in einem Casino und hat um Frauen gespielt. Meine Mutter war auch dabei, aber mein Vater hatte verloren. Er verlor somit meine Mutter. Das hieß das meine Mutter zu irgendeinem Mann musste und somit sein neuer Mann würde. Natürlich hatte ich mir für meine Mutter einen besseren Mann gewünscht, aber der Mann war Genaus so schlimm wie mein Vater, vielleicht noch schlimmer. Also redete ich mit meinem Vater. Ich bettelte ihn an meine Mutter in Ruhe zu lassen. Also überlies er mir die Wahl, entweder würde meine Mutter gehen, oder ich müsste acht Mal in eine Kiste schießen. Natürlich willigte ich ein, und tat das was er sagte. Ich schoss acht Mal in diese Kiste die größer war als ich...", ich stoppte und sah ihr wieder in die Augen. Sie sah mich verwirrt an und verstand nicht warum ich ihr es erzählte. Aber ich musste eine kurze Pause machen, eine Pause um mich wieder zu fassen.

"Warum erzählst du nicht weiter?", fragte sie mich sofort. Meine Augen blickten wieder in ihre.
"Tue ich doch gleich kleines, abwarten bitte, oder bist du so ungeduldig?", fragte ich sie und grinste leicht. Auch dieses Mal nickte sie sofort. Ihre Augen zeigten ihre Neugier und ihr Nicken bewies es.
"Er befahl mir nach oben und in die Mitte. Ich tat das was er sagte, und schoss wirklich acht Mal oben in die Mitte..."
"Und was passierte dann?", fragte sie mich und schaute mich fürsorglich an. Weiter konnte ich es ihr nicht erzählen, also stand ich auf und lief weg. Mit zügigen Schritten lief ich runter und lief in den Garten. Ich dachte sie würde mich in Ruhe lassen, aber da hatte ich mich getäuscht.
Ich wurde am Arm zurück gezogen und eine fürsorgliche Anastasia schaute mich an.
"Es tut mir leid das ich dich gezwungen habe es zu erzählen", flüsterte sie und schaute mich entschuldigend an.
"Du hast nichts falsch gemacht-", redete ich auf sie ein, aber sie unterbrach mich und schüttelte den Kopf.
"Ich dürfte dich niemals fragen dürfen, es tut mir leid", ihre Stimme brach ab und sie schaute auf den Boden. Ich wollte sie in den Arm nehmen, ihr Sicherheit geben und sie beschützten, aber es ging nicht. Denn dieses Mal lief sie weg, und ich ihr hinter her. Als sie aber die Tür des Gästezimmers schloss lies ich es sein.

Anscheinend wollte sie alleine sein, also lies ich sie auch alleine. Ich würde nichts ins Zimmer gehen, aber vor der Tür würde ich trotzdem bleiben.
Falls sie mich brauchen würde, falls sie nachts weinen würde, würde ich sofort zu ihr und sie in den Arm nehmen. Noch vor einigen Stunden lies ich sie alleine und konnte sie nicht beschützten und unterstützten. Aber dieses Mal würde ich diesen Fehler nicht machen. Dieses Mal würde ich sie nicht alleine lassen, nicht noch einmal.
Im Zimmer konnte ich nichts außer ihr Schluchzen hören. Und das zu hören zerbrach mir das Herz. Es zerbrach mir das Herz sie so leiden zu lassen, sie nicht in den Arm nehmen zu können und ihr nicht helfen zu können. Ich hatte sie alleine gelassen und das zerbrach mir das Herz. Ich könnte alles ändern, ich könnte ihr den Schmerz nehmen wäre ich nicht nur so stur. Aber leider war ich stur und das machte alles kaputt. Das machte sie kaputt und auch mich.

Stunden vergingen und ich saß immer noch vor der Tür und wartete drauf das sie raus kommen würde.
„Es war eine Frau...", fing ich an zu reden, denn ich wusste das sie mir zuhören würde.
„Sie war noch sehr Jung und anscheinend wurde sie auch verkauft. Ich wusste nicht das sie dort war, sonst würde ich es nicht tun. Sie hatte es nicht verdient zu sterben, und als ich sie sah wurde mir schlecht. Ich hatte sie alle acht Mal getroffen und das schlimmste war, das sie nicht mal ein Mucks gegeben hat. Mein Vater ging grinsend weg, er hatte es geschafft. Sein Ziel war es mein erstes Opfer zu machen mit so einem Alter. Als er weg war lief ich sofort zu ihr und versuchte sie wieder ins Leben zu holen. Aber sie war schon längst tot, schon mit dem ersten Schuss. Und als ich bemerkte das sie tot war begrabe ich sie an einer Lichtung. Ich ging jedes Wochenende dorthin und noch heute besuche ich sie..."
„Kam sie je dich zu besuchen?-", sie wollte weiter reden und es genauer erklären, aber ich verstand sie schon und deswegen unterbrach ich sie.
„Ja, sehr oft sogar. Nachts wenn ich schlafe sehe ich sie, morgens oder Nachmittags taucht sie auf und redet mit mir..."

Der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt