Kapitel 47 "Er war es schon immer."

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Anastasia

Die Scheidungspapiere waren unterschrieben. Jetzt musste ich nur noch unterschreiben.
Ich musste nur noch einen Stift in die Hand nehmen, die Papiere zurecht legen, den Stift ansetzten und unterschreiben.
Es war ein simples Prozedere, was in Sekunden erledigt wäre. Doch ich tat es nicht. Ich unterschrieb nicht. Ich wollte doch nicht so ein Ende.
Ich brauche nur einen anschubser. Einen kleinen anschubser, nur einen winzigen.
Aber es klappte nicht.
Ich konnte nicht unterschreiben. Ich wollte nicht unterschreiben.

Und dann fiel mir wieder die Kiste ein. Ich brauchte nicht lange, um weinend auf dem Sofa zu sitzen und alles zu hinterfragen.
Er hatte mir in all den Jahren Briefe geschrieben. Und heute war sein letzter Brief dran. Ich las alle davon. Auch wenn es tausende waren. Ich nahm mir die Zeit.
Ihm ging es viel schlimmer als mir. In den letzten Jahren ist er geschwommen. Über tausende von Kilometer. Und dann kam er am Ufer an.
Eine Zeit lang, war ich sein Hafen, aber dann kam der Sturm und hat uns voneinander getrennt.
"Dad.", ich schluchzte, während meine Hände zitterten.
"Mija, was ist los?", mein Vater klang alarmiert. Ich hatte das Gefühl, dass er sofort nach London fliegen würde.
"Dad, ich habe scheiße gebaut."
"Was ist los, Schatz?"
"Ich wollte Nolan überreden, dass er in der Firma bleibt. Aber dann ist das Gespräch aus dem Ruder gelaufen. Und und ich habe gesagt, dass ich die Scheidung will. Er hat sie unterschrieben, aber ich kann das nicht!"
"Er hat einfach so unterschrieben?"
"Ich, ich weiß es nicht. Er hat so eine kleine Geburtstagskiste mitgegeben. Aber Dad das ist gerade nicht das Problem. Er hat einfach so unterschrieben. Ich kann das nicht. Soll ich unterschreiben?"
"Du solltest die Kiste öffnen.", es war ein Befehl, was ich auch verstand.
"Habe ich schon.", gab ich zu, die nächsten Sekunden war es still.
"Ich muss auflegen. Ich rufe dich später nochmal an."
"Möchtest du nicht darüber reden?"
"Ich rufe am besten Josh an."
"Ja, er hat nicht umsonst Pyschologie studiert. Ruf mich nach deinem Gespräch an, mein Schatz."
"Danke, Dad.2

Und in der nächsten Minute bat ich Josh, mich anzurufen.
Er nahm sich die Zeit für mich. Und im nächsten Moment rief er mich an. Wir telefonierten per Facetime. Während ich an meinem Kamilletee schlürfte erzählte ich auch ihm, was in den letzten Stunden passiert war.
"Möchtest nicht mit ihm darüber reden?", auch Josh nahm einen Schluck von seinem Kaffee. So liefen unsere Therapiestunden immer ab. Ich trank meinem Tee, während er seinen Kaffee hatte.
"Doch."
"Es ist nur, ich war so gemein zu ihm."
"Anastasia, du hast gesagt, dass die Briefe gezeigt haben, dass er gelitten hat, aber auch, dass er dich immer noch liebt. Aber hast du deine Meinung deswegen geändert?"
"Nein, nein nein.", schrie ich.
"So war das nicht. Ich wollte schon davor nicht unterschreiben.", versuchte ich mich zu erklären.
"Wirklich Josh. Ich war nur so wütend auf ihn, weil er sein Leben einfach nur wieder umkrempelt. Ich wollte ihn eigentlich nur glücklich machen. Und irgendwie hatte ich die Hoffnung, naja...", ich stoppte für einen Moment. Ich wollte ihn wieder Glücklich machen. Aber nachdem ich all die Briefe gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass ich derjenige war, die ihn kaputt gemacht hat. Immer wieder.
"...das wir wieder zusammen kommen.. aber es ist vielleicht besser so. Ich meine die Scheidung."
"Für wen ist es besser?", fragte er mich, weil er wollte, dass ich es ausspreche.
"Für uns beide. Er hat gelitten. Ich habe gelitten. Vielleicht schaden wir uns beide einfach nur viel zu sehr. Wenn eine Liebe viel zu stark ist fängt sie an den Personen zu schaden. Es kann doch sein, dass es bei Nolan also Lorenzo und mir genau so ist."
"Manchmal schadet einem auch das Schicksal."
"Wie oft mischt sich den das Schicksal bitte ein?! Wir schaden einander."
"Wie oft hast du dich bei ihm sicher gefühlt?"

Und was machst du wenn du siehst?", fragte ich ihn leise und schaute zu Tür. So als könnte ich durch die Tür schauen.
"Ich rede mit ihr, ich entschuldige mich bei ihr, ich versuche alles wieder gut zu machen", gestand er und ich nickte noch einmal.
Werde ich auch solche Träume haben? Ich möchte diese Träume nicht erleben!
Ich bin müde...", flüsterte ich leise und entfernte mich wieder von der Tür.
Kann ich mit dir sein?"
Was?"
Kann ich für dich da sein? Kann ich bei dir sein in dieser Nacht?", erklärte er seine Frage und ich sie bejahte sie.
Langsam öffnete ich die Tür und er kam sofort rein. Seine Arme umschlangen meinen Körper und ich lies es einfach nur zu.
Können wir bitte einfach nur schlafen?", murmelte ich leise und sofort trug er mich auf unser Bett. Und da lagen wir. Nach einer Weile schliefen wir gemeinsam Arm in Arm ein.

Der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt