Kapitel 45 "Reue und die darauf folgenden Entscheidungen"

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Anastasia

Er ließ mich alleine in der Saune. Immer wieder atmete ich ein und aus. Mein Körper war voll mit Schweiß, während meine Beine immer noch zitterten. Meine Brustkorb hob und sank sich in der selben Sekunde. Mein Gehirn war aus. Was war hier verdammt nochmal los?

Hatte er mich gerade wirklich zu einem Orgasmus geleckt? Seine verdammten Blicken schauten in meine Seele. Diese verdammten Blicken, ich werde sie nie wieder los. Er ging in die Knie, machte meine Beine auf, zog mein Bikini Unterteil zur Seite, machte seinen Mund auf, kam näher zu meiner Mitte, nahm seine Zunge raus, und brachte mich in den Himmel. Wo ich jetzt immer noch bin und nicht mehr rauskommen möchte.

Weitere Minuten saß ich immer noch in der Sauna. Als mich die Besinnung überkam. Was hatte ich getan? Wir hätten reden müssen, uns anschreien, oder irgendetwas. Aber er hätte sein verdammten Mund nicht dafür nutzten um mir einen Orgasmus zu geben.

Wir müssen reden. Darüber, was gerade eben passiert ist und, was vor Jahren passiert ist. Wo ich dendamaligen Lorenzo rausgeschmissen habe. Aus meinem Leben, aber auch aus seinem Haus. Obwohl er mich gerettet hatte, und obwohl er all die Monate nach mir gesucht hat, sein Leben für meins geopfert hat. Und dann hat er das nochmal getan, indem er gegangen ist, ohne zu zögern. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke bereue ich es. Wer weiß, wie viel er damals aufgegeben hat. Und jetzt möchte er es wieder tun, ohne zu zögern. Ich hatte es selber gehört. Meine Ohren, mein Herz und mein Gehirn wir haben alles mitbekommen, alles gehört und nichts dagegen unternommen. Mal wieder. Aber das könnte ich jetzt nachholen. Ich werde zu seinem Zimmer gehen, ihn zur Seite ziehen und mit ihm Klartext zureden.

Und das tat ich auch. Entschlossen stand ich auf und ging als erstes auf mein Zimmer. Dort zog ich mir ein langes Beiges Alltagskleid an und machte meine Haare zu einem Dutt. Dieses Mal schminkte ich mich nicht, auch wenn ich das Schminken liebe. Es würde ein ernstes Gespräch werden, ein ehrliches Gespräch.

Vor seiner Tür kontrollierte ich zweimal meine Karte, wo ich mir aufgeschrieben habe, dass er in Zimmer 201 war. Ein Atmen und Ausatmen. Wir werden reden, vielleicht streiten, aber ich werde ihn überzeugen zu bleiben. Da war ich ganz sicher. Er wird bei der Firma bleiben. Es muss so bleiben wie früher. Er wird das tun, was er mag. Und er mag es in der Firma mit Kenley zu arbeiten. Ich werde es ihm nicht wegnehmen. Auch wenn ich im Flugzeug etwas anderes gesagt habe, dass habe ich gesagt, weil ich wütend war, und meine Gefühle nicht unterkontrolle kriegen konnte. Aber dieses Mal wird es anders verlaufen. Es muss anders verlaufen.
Ich klopfte zweimal an seiner Tür.Beide male machte er mich nervöser, indem er nicht aufmachte. So viel zu wir werden reden. Aber ich gab nicht auf. Immer wieder klopfte ich an seiner Tür. Irgendwann mal wurde ich immer leiser. Meine Hand wurde Knall rot. An meinen Fingerknochen schlürfte sich meine Haut ab.
Lorenzo, bitte." Ich nannte ihn Lorenzo und es tat kein bisschen weh ihn auszusprechen. Vielleicht hatte ich es mir in all den jahren um sonst so schwer gemacht.
Anastasia?"
Sofort machte er die Tür auf. Doch machte ich nicht das, was ich vor hatte. Mein Herz schlug viel zu schnell, so als müsste er mir beweisen, dass es immer noch der Mann war, der mich immer wieder zum Lachen gebracht hatte.
"Was machst du denn hier?"
"Wir müssen reden, Lorenzo.", sagte ich ihm, sowie ich es mir im Kopf zugeredet hatte. Er zuckte zusammen, als ich seinen Namen aussprach.
Verdammt, dass wollte ich nicht.
Doch er sagte nichts dazu. Er wich zu Seite, damit ich rein ging und das tat ich auch.

"Wo wollen wir uns hinsetzten?"
"Aufs Balkon. Du solltest dir etwas zu trinken mitnehmen."
"Etwas starkes?"
Ich nickte nur und setzte mich schon mal nach draußen. Es war etwas schwül, und der Wind sang sein langsames Lied.
Erst als ich hörte, dass Nolan sich neben mich setzte, schaute ich zu ihm rüber.
"Um was geht es, Anastasia?", fragte er mich ruhig, doch war seine Haltung viel zu angespannt.
Ich atmete mehr Mals tief ein und aus.
"Du darfst nicht schon wieder alles hinschmeißen, Nolan." Ich wusste ganz genau, was ich sagen sollte. Ich wusste es tief in meinem inneren. Und auch wenn mein Gehirn die Antwort tausendmal sagte, überlegte sich mein Herz immer wieder eine bessere Antwort.
"Anastasia das ist Geschichte. Ich habe mich schon entschieden. Und Kenley hat nichts mehr dagegen."
"Du gehst schon wieder wegen mir."
"Anastasia."
"Nein, bitte lass mich einfach ausreden und hör mir einfach zu. Wenn du deine Meinung danach auch nicht mehr änderst, werde ich nichts dagegen sagen, versprochen."
"In allen Filmen vertragen sie sich nach diesem Spruch.", sagte er lachend. Und für einen kurzen Moment erwiderte ich es. Bis wir wieder in die Anspannung verfielen, wie vor ein paar Minuten.

"Damals, als ich dich naja rausgeschmissen habe, da war ich nicht wirklich bei Sinne. Ich habe dir die Schuld gegeben. Obwohl du derjenige warst, der mich gerettet hat. Ich habe niemanden zugehört. Mattia konnte ich nicht schon wieder die Schuld geben, er trägt schon die Schuld von meiner Mama auf sich. Und naja du weißt schon, ihm konnte ich auch nicht die Schuld geben. Er wurde einfach nur von Mattia manipuliert. Und als ich damals wegen dem Streit aus dem Ferienhaus ging und dann entführt wurde, naja am Anfang wusste ich, dass es nicht deine Schuld war. Aber dann bin ich durchgedreht. Sie haben mir die Haare rasiert. Komplett. Ich sah kein Sonnenlicht mehr, für ganze sechs Monate. Ich habe einmal pro Tag etwas zu essen bekommen. Und dann nur ein Stück Brot. Und da ich damals nicht wusste, wer dahinter steckt, konnte ich meine Wut nicht auf einen unbekannten richten. Ich war wütend auf dich, weil du mich nicht gefunden hast, weil wir uns an dem Tag gestritten haben. Aber tief im inneren wusste ich, dass es eigentlich gar nicht deine Schuld war. Es war nur einfach mein einziger halt.", gab ich zu und konnte gar nicht aufhören zu reden. Ich musste ihm alles sagen, denn wenn mich meine Mut mich einmal verlassen würde, würde ich nie wieder dazu kommen alles zu gestehen.

"Als du mich gerettet hast, da war ich einfach nicht ich. Nach all den Monaten. Ich hatte den Verstand verloren. Mein Vater hat mich von einem Arzt zum anderen geschleppt. Aber naja..."
"Ich habe Jahre gebraucht um mich wieder zu beruhigen."
"Das ist genau der Grund, warum ich wieder gehen möchte.", seine Stimme klang zerbrechlich und ich wusste, dass er es gut meinte, schon wieder.
"Aber, Lorenzo." Ich nannte ihn absichtlich Lorenzo. Damit er es endlich bemerkte.
"Du verstehst nicht, was ich damit meinen möchte."
"Anastasia, es ist nicht wichtig, was du damit meinen möchtest. Du hast es selber zugegeben. Du hast Jahre gebraucht um wieder zu dir zukommen. Ich möchte das nicht gefährden."
"Das ist alles andere als egoistisch, aber nicht gerecht, Lorenzo."
"Ich möchte das nicht mit dir diskutieren."
"Lorenzo!", ich schrie seinen Namen, doch er wollte nicht mehr darüber reden. Wenn er sich einmal für etwas entschied, bleibt er dabei.
"Warum hast du mich dann angenommen? Wenn du doch möchtest, dass ich nicht wieder rückfällig werde!"
"Ich weiß es nicht, verdammt! Ich weiß es nicht!"
"Ich weiß nicht, warum ich dich angenommen habe, aber glaub mir, ich bereue es!"
"Wenn ich die Zeit umdrehen könnte, würde ich gar nicht zustimmen dich zu heiraten. Dann wäre all das hier erspart gewesen!"

Ich erwiderte daraufhin nichts mehr.
Wenn er es so sehr bereute, dann ist es vielleicht besser, wenn wir es komplett beenden.
"Wenn es so ist, dann sollten wir uns vielleicht scheiden lassen."
Und mit diesen Worten hörte der Wind auf zu singen. Der sonst klare Nachthimmel, versteckte sich mit diesen Worten. Und der Himmel wurde Pechschwarz.
Vielleicht war es ein Zeichen, dass ich absolut falsch lag, aber auch das flog an mir vorbei. Als er mir dann zustimmte, und nickte, war es endgültig vorbei. Wir hatten uns entschieden.
Mit jedem Schritt, mit dem ich mich von ihm entfernte, wurde die Last auf meinen Schultern immer schwerer.
Mit der Entscheidung uns scheiden zu lassen, wollte ich auch die Firma verlassen. Ich würde in der Zukunft ganz bestimmt irgendwo anders eine Arbeitsstelle bekommen, dass war in dem Moment nicht mehr so wichtig.

Sehr geehrter Herr Rodrigez,

hiermit kündige ich mein Arbeistvertrag ordentlich und fristgerecht.
Ich bedanke mich vielmals, für die Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Ich konnte viel lernen und bin dankbar für die Unterstützung, die Sie mir entgegengebracht haben.

Bitte bestätigen Sie mir den Erhalt des Kündigungsschreibens.

Mit freundlichen Grüßen

Anastasia Polibio

Es fühlte nicht gut an, die Worte zuschreiben. Mein Herz schmerzte und zerbrach, als ich sie abschickte. Und damit beendete ich das Kapitel.
Das Kapitel mit Nolan. Das Kapitel in der Firma. Und das Kapitel, wo ich mich wieder normal fühlte. Alles war vorbei. Und es würde niemals wieder normal werden.
Ich war ins Zimmer rein gegangen mit dem Gedanken, dass ich ihn überreden würde in der Firma zu bleiben. Und mit der Hoffnung, dass aus uns beiden wieder etwas werden würde. Doch bin ich mit einer Scheidung und einer Kündigung wieder rausgegangen.

Der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt