Kapitel 48 "Der Vertrag"

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Nolan

Sie lag in meinem Armen.
In den nächsten Minuten bewegten wir uns nicht mehr. Es fühlte sich gut an, dass sie hier war, bei mir. Aber auch so mussten wir darüber sprechen. Denn dieses hin und her in unserer Beziehung macht mich verrückt. Immer wieder streiten wir und kommen anschließend wieder zurück. Um uns dann wieder zu streiten und auseinander zu gehen.
Ihr schluchzen wurde immer leiser, ihre Atmung immer regelmäßiger. Ein und aus. Hoch und runter. Eins und zwei. Immer wieder.
Sie nach all den Jahren wieder in meinen Armen zu haben fühlte sich gut an. Viel zu gut. Doch zu wissen, dass es nicht dauerhaft sein wird, brachte mich aus dem Gleichgewicht.
Ich wollte sie entweder für immer haben, oder nie wieder sehen. Ich bevorzuge das erste, aber das letzte Wort wird sie haben.
Sie war wegen mir hier. Sie hat an meiner Tür geklopft, nach mir geschrien, und für mich geweint. Es könnte eine Entscheidung gewesen sein. Die Entscheidung hier bei mir zu bleiben. Wieder zusammen zu kommen. Ein Leben als Ehepaar zu führen. Glücklich zu sein.
Weitere Minuten vergingen, als ich aufhörte ihre Haare zu streicheln. Ich legte sie aufs Sofa, um ihre Hand versorgen zu können. Ganz sanft säuberte ich die Wunden. Anschließend verband ich ihre Hand und deckte sie zu. Sie sollte schlafen.
Und ich musste noch mit Kenley reden. Er hatte mir in der letzten halben Stunde ununterbrochen geschrieben.

Kenley: Wo bist du?

Kenley: Warum hat Anastasia gekündigt?

Kenley: Was ist falsch bei euch beiden???

Kenley: Warum verdammt nochmal kündigt ihr beide????!

Kenley: Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?!

Kenley: Hallo!!

Kenley: NOLAN!!!

Kenley: ICH DREHE HIER DURCH!!!

Kenley: Wenn einer von euch beide gleich nicht antwortet, dann werdet  ihr beide als Geister herumlaufen!

Nolan: Beruhig dich Kenley.

Kenley: ICH SOLL MICH BERUHIGEN??!!

Kenley: ICH?! WOLLT IHR MICH VERARSCHEN?!

Nolan: Nein, wollen wir nicht. Wir versuchen es zu klären. Gib uns etwas Zeit. In Ordnung?

Kenley: Ich gebe euch gleich Zeit!!!

Kenley: Wenn ihr zurück seit, arbeitet ihr beide weiter in der Firma. Basta!

Nolan: Kenley, du spaßt, wenn du gleich nicht die Klappe halltest, dann mache ich dich zum Geist.

Nolan: Ich bin überhaupt froh, wenn ich überhaupt unsere Beziehung gerade biegen kann.

Nolan: Also klappe halten. Nimm aber ihre Kündigung nicht an.

Kenley: Na klar der Herr, noch weitere wünsche? Soll ich ihnen auch noch Sekt servieren?!

Nolan: Gerne:)

Kenley: Fick dich doch!

"Nolan?", ich drehte mich zu Anastasia um, die jetzt wieder auf dem Sofa lag.
"Heyy", ich versuchte sie ehrlich anzulächeln.
Ich setzte mich wieder zu ihr und nahm ihre winzigen, aber Schaum weichen Hände in meine.
"Wir müssen reden, Nolan." Aus ihrem Mund klang es wie ein Befehl, und ich wusste auch, dass es einer war.
"Das müssen wir wohl Anastasia."
Wie gerne ich ihren Namen sagte. Er klang so sanft, aber auch so mächtig.
"Ich will mich nicht scheiden lassen."
Ich will mich nicht scheiden lassen. Ich will mich nicht scheiden lassen. Ich will mich nicht scheiden lassen. Ich will mich nicht scheiden lassen. Ich will mich nicht scheiden lassen.
Es hörte sich so gut an. So perfekt. Und doch flüsterte eine Seite in mir, dass ich vorsichtig sein soll. Dass sie ihre Meinung schlagartig ändern kann, dass sie verschwinden kann, dass sie dann doch die Scheidung haben möchte.
"Bist du dir sicher?"
Ich war mir sicher, dass sie es falsch verstehen würde, aber ich musste sicher sein. Ich musste eine Bestätigung bekommen. Ich musste es einfach. Sonst werde ich durchdrehen. Nachts nicht schlafen können und mir ständig darüber Gedanken machen müssen. Denn ich möchte nicht immer wieder die Angst in mir haben, dass sie mich verlassen könnte.
Sie könnte mich verlassen. Aber hoffentlich würde sie es nicht tun.
"Ich bin mir mehr als sicher, Nolan. Und Lorenzo."
"Ich wollte gar nicht die Scheidung. Keine einzige Sekunde. Ich war eigentlich nur bei dir, um dich zu überreden in der Firma zu bleiben. Aber du wolltest einfach nicht. Und ich wurde so wütend, so verzweifelt, dass ich das gesagt habe. Aber eigentlich wollte ich dich bei mir."
Die Bestätigung tat gut. Zu wissen, dass sie es gar nicht wollte, war noch besser. Aber irgendetwas in mir, war immer noch unsicher.
"Sicher, dass deine Meinung sich nicht ändert?", fragte sie erneut. Als sie dann noch meine Hände zu ihren Lippen führte, und jeden einzelnen Finger küsste, fühlte ich mich etwas sicherer.
"Ich Anastasia Polibio, verspreche dir hoch und heilig, dass ich dich nicht mehr verlassen werde." Sie stoppte kurz, und grinste mich schelmisch an. Es war so, als wäre eine Idee in ihr aufgekommen.
"Ich habe eine Idee.", ihr Grinsen wurde breiter, und erreichte ihre Augen.
Sie sah wieder so lebendig aus. In letzter Zeit war sie wie ein neuer Mensch, aber jetzt in diesem Moment erzeugte ihr Grinsen, die lebensfrohe Anastasia. Auch wenn ich sie selten zu Gesicht bekam.
"Wir machen einen Vertrag."
"Anastasia, ich will jetzt echt nicht deine Lebensfreude kaputt machen, aber du weißt schon, dass Verträge bei unseren Familien echt nicht gut laufen.", auch ich lächelte sie an. Mein Lächeln war ein tröstendes, aber auch ein ehrliches Lächeln. Was ich hoffentlich auch hinkriegte.
Denn um ehrlich zu sein glaubte ich nicht an Verträge. Mattia hat sich an den Vertrag nicht gehalten, er hat Anastasias Mutter trotzdem umgebracht. Genau das macht mich etwas trotzig, und ängstlich.
Ich möchte nicht, dass schon wieder etwas schief läuft, nicht schon wieder von einem Polibio.
"DU weißt schon, dass wir uns wegen dem Vertrag kennen gelernt haben?"
"Wir deswegen geheiratet haben?"
"Und uns anschließend verliebt haben?"
"Oder war das in einem Parallel Universium?"
Ich verneinte ihre sarkastischen Fragen, und lachte darüber.
"Nein, aber Anastasia, du weißt schon, was zwischen unseren Eltern passiert war?", erinnerte ich sie, und sie nickte daraufhin.
"Ich möchte nicht mehr ständig an die Vergangenheit denken, Nolan.", sie machte eine Pause.
"Und deswegen machen wir jetzt einen Simplen Vertrag. Wir werden nicht einmal ein Blatt Papier benutzten. So ganz simple wird es sein."
Sie nahm eine Serviette und einen Kugelschreiber. Anschließend beugte sie über das Kaffeetisch und fing an zu schreiben. In der nächsten Sekunde unterschrieb sie, und übergab sie mir die Serviette.

Am 30.11.2026 haben sich Anastasia Polibio und Lorenzo Polibio entschieden ihre Liebe, und ihre Ehe durch diesen Vertrag festzuhalten. Sie sind durch höhen und tiefen gegangen und haben sich endlich nach Jahren entschieden ihre Versprechen schriftlich festzuhalten.
Sie wollen mit einander reden, und ihre zukünftigen (hoffentlich wenigen) Konflitkte nun gemeinsam zu lösen, ohne sich von einander zu entfernen.
Auch wenn die vorherigen Verträge nicht wirklich beachtet wurden, versprechen die obengenannten Personen, diesen Vertrag nicht zu brechen. Sie möchten den Jahrzehnten langen Krieg zwischen ihren Familien endlich beenden, und sich nur auf sich konzentrieren. Ihre Zukunft wird nun nicht mehr durch andere Verträge bestimmt. Durch diesen Vertrag bestätigen sie, dass sie ihre Zukunft selbst entscheiden. Dieser Vertrag bestätigt ihre Liebe, und ihr Vertrauen ineinander. Sie hatten Geduld und genügend Nerven um ihre verrückte Geschichte wirklich durchzuleben, und sie sind endlich am Ende angekommen.
Ab jetzt geht es nur noch um sie, und ihre Liebe. Nichts wird mehr von anderen entschieden. Sie haben wieder ihre Kontrolle um ihre Geschichte. Und das werden sie nicht zerstören lassen.
Hiermit bestätigen die oben genannten Personen, sich an all das zu halten und diesen Vertrag ernst zu nehmen. Sie werden diesen Vertrag nicht verbrennen, zerreißen, oder anderweitig zerstören.
Ihre Unterschriften sind ihre Bestätigung, dass sie sich an den Vertrag für immer halten werden. Bis der Tod sie scheidet.

Anastasia Polibio                                                                   Lorenzo Polibio

                 

                                 THE END

Der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt