Kapitel 37 „Again again and again"

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Anastasia

Es war soweit. Heute war mein Bewerbungsgespräch und ich bin bereit. Meine Haare hatte ich zu einem festen Pferdeschwanz gebunden und passend dazu einen grünen blazar angezogen. Ich war nicht aufgeregt. Wenn ich nicht angenommen werde, werde ich nicht angenommen. So etwas wichtiges war es dann doch nicht.
Auch jetzt gerade während ich im Büro auf den Herrn wartete bin ich nicht aufgeregt. Und egal wer vor mir stehen wird, ich werde nicht aufgeregt sein. Herr Stipe oder wie auch immer dieser Typ auch heißen mag, würde irgendwann mal kommen. Minuten vergingen und ich schaute mich um. Er sollte ruhig wissen, dass ich mich umgesehen habe. Das Zimmer war riesig und recht leer. Der Tisch war schwarz, sowie fast alles andere. Die Wand war weiß und die Fenster rechts von mir waren riesig, sodass die Sonne das Zimmer erhellte. Hinter dem Schreibtisch war die Wand voll mit Regalen. Sie waren voll mit Ordnern und anderen Krams. Im Zimmer gab es keine Pflanzen, wahrscheinlich hatte der Herr das nicht nötig.
"Guten Tag Frau...", mehr kam nicht von ihm. Automatisch schaute ich nachhinten zu ihm rüber. Ich wünschte ich hätte es nicht getan. Seine Kastanien braunen Augen schauten zu mir runter. Erkannte er mich? Ich erkannte ihn. Schon an seiner Stimme. Seine Augen zeigten nichts von dem, was ich bei ihm suchte. Erkannte er mich nicht? Hatte ich mich so sehr verändert?
Mein armes Herz verlor die Kontrolle, sowie alles andere in mir. Ich musste ruhig bleiben, sehr ruhig.
"Guten Tag Herr Stipe", ich war die erste, die ihre Stimme gefunden hatte. Auf den Beinen war ich schon lange, und als ich ihm meine Hand überreichte schüttelte er sie nicht zögernd. Da war kein zögern... Er erkannte mich nicht... Warum erkannte ich ihn dann? Wusste er, dass ich kommen werde? Hat er mich absichtlich zu diesem Gespräch eingeladen?
Gott diese Luft hier drinnen wird immer stickiger. "Setzten Sie sich ruhig Frau Polibio, ich werde Ihnen ein paar Fragen stellen und anschließend bekommen sie in den nächsten Tagen eine Email, ob sie den Job haben oder nicht.", seine Stimme klang so Monoton, so desinteressiert, so als wäre es ihm egal. Ich hatte meinen Namen noch nicht geändert, weil wir uns noch nicht scheiden lassen hatten. Aber anscheinend hatte er seinen Namen geändert. Anscheinend hatte er alles an sich geändert. Auf seine Antwort oder den Anfang dieses Gespräch sagte ich nichts. Ich nickte nur lächelnd, sowie ich es immer tat. Das ist einfacher für mich.
"So Frau Polibio wie kamen Sie zu dieser Stelle?", diese Frage hatte ich zuhause schon geübt. Er konnte mich nicht überraschen.
"Durch die Anzeige, und da ich etwas neues probieren wollte kam ich zu dieser Stelle."
"Sind Sie denn geeignet für diese Stelle?"
"Ich denke schon, da ich schon Erfahrung damit habe als Assistäntin zu arbeiten", erklärte ich ihm, was irgendwie gelogen war. Ja, ich hatte für meinen Vater gearbeitet, aber mehr auch nicht. Für mehr war ich in letzter Zeit nicht in Stande. Und jetzt, wo ich es gewagt hatte, würde Lorenzo es mir zerstören.
"Wie weit würden Sie für die Arbeit gehen?" Wie weit würdest du für mich gehen? Wollte ich ihn am liebsten Fragen, doch auch das wagte ich nicht.
"Es kommt darauf an Herr Stipe. Wenn die Firma, mein Arbeitgeber und die Mitarbeiter mich gut behandeln und ich mich hier wohl fühlen würde, würde ich so einiges machen. Aber sollte das Gegenteil der Fall sein würde ich nicht viel machen, und die Stelle sehr schnell verlassen.", vielleicht war ich zu ehrlich. Vielleicht war das ein Fehler von mir, aber auch das war mir in diesem Moment egal. Sollte er doch ruhig wissen, was ich denke.
"Warum?"
"Weil ich finde, dass eine Firma seine Mitarbeiter auch mit Respekt behandeln muss. Es soll nicht nur einseitig sein. Und wenn man meine Arbeit nicht wertschätz werde ich da auch nicht mehr lange bleiben. Denn jeder Mitarbeiter verdient so etwas. Außerdem fördert der positive Umgang miteinander auch die Mitarbeiter. Und wenn ich nicht motiviert bin mache ich meine Arbeit nicht richtig, oder nicht mehr so gut, sodass Sie als Firma eher einen schaden bekommen."
"Wer hat Sie nicht Wertgeschätzt?"
"Wie bitte?"
"Wer hat Sie nicht Wertgeschätzt?", dieses Mal klang seine Stimme alles andere als Monoton, teilweise hörte und sah ich seine Wut, eine andere aber dieses Mal.
"Was für eine Rolle spielt das?", ich bin mir nicht sicher, ob man Gegenfragen stellen darf, aber auch das ist mir egal. Irgendwie führen wir kein normales Gespräch mehr und auch das ist mir egal.
"Für mich ist das Wichtig Frau Polibio."
"Warum?", meine Stimme war viel zu streng und zu hoch. Warum? Warum ist es dir so Wichtig Lorenzo? Warum möchtest du es wissen Lorenzo?
"Damit ich weiß, wie ich meine Mitarbeiter behandeln soll ohne das sie sich verletzt fühlen." Meinte er das ernst? Oder sprach aus ihm die allbekannte Ironie?
"Da ich aber nicht ihre Mitarbeiterin bin, kann es Ihnen egal sein", aus mir sprach die allbekannte Wut.
"Da weiß ich etwas anderes, und da ich entscheide, ob sie angestellt oder nicht, wäre es sehr nett von Ihnen meine Frage zu beantworten." Dieses Mal sprach wirklich die allbekannte Wut aus ihm.
"Auch wenn Sie entscheiden, ob ich angenommen werde oder nicht kann ich entschieden, ob ich es annehme, ich kann trotzdem mich umentscheiden Herr Stipe." Wie wütend er auch sein mag, ich war genauso wütend vielleicht sogar noch wütender.
"Möchten Sie den Job oder nicht? Denn wenn Sie ihn nicht möchten können Sie gleich gehen."
"Ich möchte ihn Herr Stipe, doch das heißt nicht, dass ich alles durchgehen lasse."
"In Ordnung. Ich habe keine weiteren Fragen Frau Polibio Sie dürfen gehen, in den nächsten Tagen bekommen Sie eine Antwort." Gut. Wenn er fertig ist bin ich es auch. Bist du wirklich fertig Mod? Ja, ich bin fertig. Ich nickte nur, lächelte erneut und stand auf. Dieses Mal reichte er mir seine Hand, die ich schüttelte und anschließend mich von ihm entfernte.
"Tschüss", sagte ich nur leise.
"Bis bald." Seine Antwort schenkte mir eine Gänsehaut, doch ignorierte ich alles. So mutig wie es geht lief ich aus der Firma raus. Erst zuhause erlaubte ich mir, dass die Panik mich ergriff. Weinend saß ich auf dem Boden und versuchte mich zu beruhigen. Niemand weiß, wie ich das die ganze Zeit mit ihm in einem Raum bleiben konnte ohne zu ersticken. Das mein Herz währenddessen erstickte zählte nicht mit. Denn mein äußeres zeigte es mir. Eigentlich sollte ich Josh anrufen ihn bitten mich zu beruhigen, doch auch das wagte ich nicht. Warum nur hatte ich auf meinen Vater gehört! Er ist hier. Mit mir in einer Stadt. Höchstwahrscheinlich schon die ganze Zeit!
"Anastasia wie war dein Gespräch?", schrie mein Vater von unten. Er dachte vermutlich, dass ich mich umzog, also machte ich mit.
"Ganz in Ordnung", schrie ich zurück. Erleichtert stand ich auf und wechselte meine Klamotten. Ich würde ihm nichts von Lorenzo erzählen, oder?
"Komm runter und fang an zu erzählen!" Ich machte das, was er von mir indirekt verlangte. Es würde mir gut tun mit ihm darüber zu reden, doch sollte ich aufpassen, dass er nicht denkt, dass ich nicht berit für die Welt bin. Vielleicht bin ich es nicht, doch ist das in diesem Moment nicht wichtig. Heute gab es schon genügend vielleicht, eventuell, wahrscheinlich und andere Wörter, doch muss es auch solche Tage geben.
Mit meinem Vater auf dem Sofa und ganz viel Popcorn in der Schüssel erzählte ich ihm das ganze Gespräch. Erwähnte alles wichtige, weil er mein Vater und die einzige Person war, dem ich vertraute.
"Du hast eine Email", wechselte mein Vater das Thema und überreichte mir mein Handy. Während ich mit dem vollen Mund auf meinen Handy schaute erkannte ich, dass die Email von der Firma war.
Schnell kaute ich mein Snack runter und erklärte mein Vater die Email.
"Solltest du nicht die Email erst in den nächsten Tagen bekommen?" Ich nickte nur und griff erneut nach dem Popcorn.
"Öffne es und fang an zu lesen Anastasia, oder ich tue es." Eine gute Bedrohung, doch brachte es bei mir nichts, da er eigentlich alle Nachrichten lesen durfte. Nervös öffnete ich die App Mail und fing an die Email zu lesen.

Guten Tag Frau Polibio,

wir konnten schnell entscheiden, dass Sie die Sekräterin von Herr Stipe werden. Da er der CEO ist hat er viel um die Ohren und Sie müssen sich darauf einstellen, dass Sie mehrere Stunden am Tag durch arbeiten werden. Natürlich stehen Ihnen alle Rechte verfügbar, sowie alle anderen Mitarbeiter von uns. Wenn sie die Stelle immer noch haben möchten, dann seien Sie am Montag um 9 Uhr in der Firma. Wir persönlich werden Sie rumführen und Ihnen alle Fragen beantworten.
Alle anderen Informationen finden sie im Anhang. Gerne können Sie uns anschreiben, wenn Sie noch offene Fragen oder Kommentare haben.
Noch einen schönen Abend.

Chef CEO

Kenley Rodrigez Nolan Stipe

Der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt