Kapitel 38 "Der erste Arbeitstag"

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"Warum genau bist du schon da ?", fragte ich Kenley, während ich meine Krawatte herrichtete.
"Du weißt schon, dass ich der Chef bin und mit dir sie herumführen sollte."
"Finger weg von ihr Kenley sie ist immer noch meine Frau.",warnend schaute ich ihn an. Bei ihm wurde es irgendwie Tradition mit jeder hübschen Frau zu schlafen, die er zu Gesicht bekommt.
"Ich würde alles tun, aber nicht mit deiner Frau schlafen, und vor allem nicht mit der Frau, die die schon seit Jahren liebst und der du schon seit Jahren Briefe schreibst. Hast du eigentlich heute schon deinen Brief geschrieben?" Ich nickte nur. All die Jahre habe ich ihr diese Briefe geschrieben, weil ich dachte, dass ich sie nie wieder sehen werde, doch jetzt wird sie gleich hier sind. In weniger als einer halben Stunde ist sie da. Hoffentlich für immer. Oder zumindest solange wie möglich. Ihr Zimmer war schon bereit. Ein Tisch, ein Stuhl, zwei Pflanzen, zwei Regale, ein Computer und ihren eigenen Drucker hat sie auch. Alles, was sie brauchen würde. Und sie würde auch alles weitere bekommen, sie muss es nur wollen. Die Wände sind in einem beige Ton, doch sollte es ihr nicht gefallen können wir streichen und auch neue Möbel kaufen, und umstellen. Alles was sie möchte.
Und wenn sie gehen möchte? Dann... dann lass ich sie wieder gehen. Ich werde sie niemals zwingen mit mir irgendwo gezwungen zu sein zu arbeiten. Wenn es sein muss, helfe ich ihr einen anderen platz zu finden, solange sie Glücklich ist.
„Wie viel Uhr haben wir?", sie wollte um 9 Uhr kommen. War sie immer noch so pünktlich wie früher? Sie hatte wunderschöne lange Haare- vielleicht sollte ich mich mehr konzentrieren, und nicht mehr an sie denken. Ich sollte jetzt professionell bleiben. An solche Richtung über die Mitarbeiter sollte ich nicht denken.
„Sie ist da.", Josie zeigt nur ihren Kopf und schon grinste sie Kenley an. Gott, genau so etwas möchte ich nicht. Ich will ihr so etwas nicht antun. Josie ist jetzt nicht wirklich beliebt, weil sie sich an den Boss rangeschmissen hat.
„Alles klar Josie, wir übernehmen den Rest, du kannst weiter arbeiten gehen." Josie wollte noch protestieren, doch stoppte Kenley sie, indem er mit dem Finger zu Tür zeigte. Vielleicht kann Kenley doch auch ernst sein. Nachdem Josie verschwunden war schaute er wieder zu mir rüber und nickte mir zu. Ich erwiderte sein Nicken und wir machten uns auf den Weg zum Eingang.
„Denk weiter an sie und du fängst an zu sabbern."
„Ich denke nicht an sie.", log ich um ihn nicht sehen zu lassen, was sie eigentlich mit mir machte.
„Ach komm Nolan. Ich kenne dich. Ich kenne auch deine Vergangenheit und was alles mit euch beiden passiert ist. Sie hat dich umgebracht und seitdem lebst du nicht mehr wirklich. Du hast dein Leben im Griff, hast dir etwas neues aufgebaut und bist nicht mehr kriminell, und dafür hast du meinen ganzen Respekt. Doch lebt das Ding, was eigentlich dein Herz sein sollte schon seit ganzen sechs Jahren nicht mehr. Und seitdem sie da ist, oder du zumindest weißt, dass sie da ist fängt es an zu schlagen." Schnell richtete ich mich an die Knöpfe und drückte mehr Mals auf den Knopf EG für Erdgeschoss.
„Warum geht das nicht?!", panisch drückte ich schneller auf den Knopf.
„Nolan wir werden nicht unten sein, bevor du ausspricht, was du denkst."
„Ich denke nicht an sie, weil sie es nicht möchte."
„Nolan."
„Ich möchte sie bei mir haben, doch sie jeden Tag zu sehen, macht es mir unerträglich. Ich möchte jetzt schon zu ihr rennen um sie in die Arme zu nehmen. Ich darf es aber nicht, weil sie es nicht möchte. Sie möchte sich von mir feenhaften, das hat sie gesagt", gestand ich leise. Sie wollte mich nicht. Sie wollte lieber sterben, als wieder mit mir in Kontakt zu sein.
„Und doch ist sie hier.", antwortete er mir und ich wusste, dass er recht hatte.
„Doch ist sie hier...", wiederholte ich leise seine Worte. Er hatte Recht. Sie war trotzdem hier und bereit als meine Sekräterin zu arbeiten.
„Oder sie möchte mir ins Gesicht klatschen."
„Sei etwas mehr optimistisch und lächel sie jetzt vorsichtig an."
„Mhm."
„Ich meine es ernst Nolan. Wenn du den ersten Schritt nicht machen wirst, wird sie ihn auch nicht machen."
„Ich möchte den ersten Schritt auch nicht machen."
„Dann herzlichen Glückwunsch dein totes Herz wird nicht mehr lebendig."
„Dann ist das so, dass habe ich schon akzeptiert." Und mit meinen Worten öffneten sich die Türen. Gemeinsam liefen wir wie die selbstbewusstesten Menschen zu Anastasia. Sie hieß immer noch so. Hatte ihren Namen nicht geändert, gar nicht. Während ich alles geändert habe. Mein Namen, mein aussehen, meine Hobbys, mein Beruf, einfach alles.

„Frau Polibio, schön sie wiederzusehen.", Kenley reichte ihr als erstes die Hand und lächelte sie warm an. Ich war eher verkrampftals ich ihr meine Hand überreichte.Sie nahm sie an, ohne zu zögern.Vielleicht hatte ich mich viel zu sehr geändert...
Kenley übernahm das Wort, sodass wir mit unserer Führung anfingen. Es war doch nicht so schlecht, dass er dabei war.
„Es ist schön, dass Sie heute da sind. Sind Sie sich sicher, dass sie hier arbeiten möchten, oder möchtest Sie sich erst noch entscheiden?"
„Hat ihr CEO das gesagt, oder fragen Sie aus Neugier Herr Rodrigez."
„Was hat Herr Stipe damit zutun?"
„Nichts Wichtiges, wir hatten eine Unterhaltung darüber, falls Sie sich das fragen. Und ja, ich habe mich entschieden, ich möchte hier arbeiten, falls das Angebot noch steht.", und nach diesen Wörtern spürte ich, was Kenley vorhin meinte. Mein Herz fing an zu schlagen. So schnell und so lebendig, wie vor sechs Jahren, als ich noch Glücklich war.
„Dann habe ich hier nicht mehr viel zu tun. Herr Stipe hat ihren Vertrag schon vorbereitet Sie können es gemeinsam durchgehen, und falls Sie etwas nicht klären können bin ich gerne für Sie da. Noch etwas, bevor ich in mein Büro gehe. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich sie gerne duzen. Zumindest wir vier. Da Sie die Sekräterin des CEO's sind."
„Ich habe nichts dagegen."
„Das ist gut, dann lass ich dich mit Nolan alleine, falls du noch fragen hast, kannst du dich gerne an mich wenden. Nolan weiß wo mein Zimmer ist." Er wartete gar nicht mehr, dass Anastasia ihm antwortete. Und ich, der stille Teilnehmer musste jetzt das Wort ergreifen.
„Was möchtest du als erstes sehen?", schnell räusperte ich mich um meine kratzige Stimme weg zu bekommen. Sie zuckte mit den Schultern, anscheinend wollte sie jetzt der stille Teilnehmer sein.
Ich lief mit ihr von einem Raum zum anderen, während ich immer wieder etwas sagte. Nach meinem Büro ging ich zu ihrem. Sie schaute sich alles ganz genau an und war in den nächsten Minuten so still wie eine Wand. Wahrscheinlich hatte sie sich schon überlegt, wie sie es umstellen würde, oder welche Deko sie kaufen würde. Ich konnte mich daran gewöhnen, sie hier zu sehen, sie zu beobachten, mich mit ihr Unterhalten- natürlich nur über die Arbeit. Dann könnten wir zusammen länger bleiben- Stop. Nein. Wir bleiben nicht länger.
„Noch etwas?"
„Mhm?"
„Noch etwas, was ich wissen müsste?", sie schaute mich nicht einmal an. Soviel zu wir könnten über die Arbeit reden. Sie hasst mich so sehr.
„Nein ich glaube nicht."
„Was muss ich alles machen?" Durch diese Frage fing ich an zu reden. Erzählte ihr alles, was sie meistens machen musste. Wie lange sie arbeiten musste. Wie oft sie bei Konferenzen dabei sein musste. Und was wichtig war. Ab und zu kommentierte sie etwas, aber die meiste Zeit nickte sie und machte sich neben bei Notizen. Eigentlich müsste sie sich das nicht merken, mit der Zeit hätte sie eh gelernt. Aber ihr Anblick war einfach nur zum hinschmelzen. Vielleicht wäre ich das auch, wenn nicht mein Herz gerade dabei war zu erleben. Danach machte ich mich auf den Weg in mein Büro und fing an zu arbeiten. Auch wenn ich mich nicht wirklich konzentrieren konnte. Sie war einfach im Nebenraum. Sitze wahrscheinlich und versuchte sich einzuarbeiten. Währenddessen bereitete ich ihren Vertrag vor. Ich war mehr als bereit sie als meine Sekretärin zu haben. Nach alldem Jahren würde ich wieder mit ihr im selben Raum sein. Nach all den Jahren würden wir wieder mit einander reden, oder zumindest ab und zu würden und müssten wir Wörter miteinander austauschen.

Sie hatte den Vertrag schon unterschieben. Sie arbeitet ganz offiziell hier und ich arbeite ganz offiziell im Paradies mit einem Engel als meine Sekretärin. Meine Freude konnte ich nicht mehr lange zeigen, denn nach einer halben Stunde kam Kenley rein und setzte sich zu mir.
„Wir müssen mal reden." Ich hasse diese Wörter. Das letzte Mal habe ich erfahren, dass mein bester Freund ein Verräter war und meine Frau misshandelt, entführt und vergewaltigt hat, mit meinem Vater gemeinsam.
„Ich höre.", angespannt fing ich an meinen Kugelstift zuspielen. Ich wollte heute keine schlechten Nachrichten mehr haben.
„Josie, sie möchte was ernstes." Erleichtert atmete ich aus, und zeigte meine Erleichterung auch sehr.
„Da gibt es nichts, warum du erleichtert sein solltest, ich möchte nichts ernstes. Du weißt doch, ich mag es zu ficken, ohne feste Beziehungen. Mir hat es bis jetzt so gefallen. Ich möchte nichts ernst werden."
„Dann sag es ihr."
„Das wird sie aber verletzten, und das möchte ich nicht."
„So zu tun, als wärst du einverstanden und ihr etwas vorspielen ist viel schlimmer und wird sie dann, wenn sie es erfährt noch viel mehr verletzten."
„Hast du Anastasia auch so verletzt?"
„Ich wünschte ich hätte sie nur so verletzt und nicht gleich ihr Herz aus der Brust gezogen und verbrannt."
„Du hast deins aber gleich auch mit verbannt."
„Ich habs verdient, sie nicht. Das ist der Unterschied Kenley. Mach das selbe nicht bei dir und Josie. Außer du möchtest für den Rest deines Lebens leiden und sie auch leiden lassen."
„Leidet Anastasia auch?"
„Ich hoffe es nicht, denn dann war alles umsonst..", Unser Gespräch wurde wenige Sekunden später durch ein Klopfen unterbrochen. Anastasia kam rein in ihrer Hand einen Ordner. Wartete sie darauf, dass ich etwas sagte, oder war die Zeit endlich gekommen, dass sie endlich das Wort ergriff?

Der VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt