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Gemmas Herz schlug ihr nach diesem vermessenen zweiten Wunsch bis zum Hals hinauf, und sie biss sich nun doch mal wieder den kompletten Daumennagel ab, so verunsichert war sie nun, von Zedderas ungläubigem Blick und Watteoms finsterem.

Ihre Forderung war demnach wohl zu vermessen gewesen, oder? Niemals einen Erben für das Haus, Jayy zu zeugen und die Sonne weiterhin sehen zu dürfen... War das zu viel? Würden Sie sie nun wieder zurückbringen und erneut in ihrer Zelle einsperren, da sie es ja nun gestand wer und wie sie war?
Keine edle Lady, trotz ihrer edlen Geburt.
Nun ja. Selbst wenn sie es nun täten, ... ihre Lebensessenz verschmähten die Magier doch sicher nicht, oder? Und damit wären ihre Tage trotzdem gezählt.
Sie würde schließlich auch noch die letzten Monate in ihrem düsteren Kerker überstehen. Wenn sie das Ende dann schon in Aussicht gestellt sah...

Beide Magier schwiegen nun, verständigten sich aber untereinander in einem heftigen Blick-Duell, so, als würden sie öfters auf diese Weise und auch gänzlich ohne Worte miteinander kommunizieren.

Der Blonde schien erst verärgert zu sein und aufbrausen zu wollen, gab aber schließlich dem kühlen und gelassenen Blick des Krieger-Magiers nach.
Doch er sah nun ebenfalls ziemlich zornig aus. Weil sie eine zweite Forderung gestellt hatte?
- Ja, vermutlich. Es war vermessen von ihr. Vermessen und arrogant und...

Der Magier Watteom brach schließlich das Schweigen und wandte sich ihr seelenruhig zu. Oh... Oder nein, eher kalt und düster.
Seine Augen waren noch dunkler als schwarz... wenn das überhaupt möglich war.
„Eure Forderungen an uns sind annehmbar, edle Lady. Jedoch erbitte nun auch ich in Folge dessen zwei Bedingungen von euch.", sagte er kühl und sie nickte nur nervös... oh-oh... was jetzt wohl folgen mochte... ?
„Die erste Bedingung lautet, dass ihr aufgrund der Tatsache, von uns beiden Magiern so einiges an Lebensessenz für eure gestrige Rettung und Heilung empfangen zu haben, nun auch uns beide zum Gemahl nehmen solltet, Gemma. - Mit allen damit verbundenen Titeln, Rechten und Pflichten, so lange ihr Leben werdet.", sagte er ausdruckslos und auch recht seltsam klingend. Gemma schluckte prompt.
„A... alle beide?", fragte sie ihn verwirrt und sah wie dieser Zedderas sich nun wieder beruhigte und zustimmend nickte.  Ja... ihr sogar kurz zulächelte. Es war also auch sein Wunsch?
Oh...
Nun gut.
Polygame Verbindungen waren in Iddhee nichts ungewöhnliches. Es gab viele Hausherren, die mehrere Gemahlinnen hatten, im Norden und Osten wo es nur wenige Männer und viele Kriege gab.
Und dort, wo es nur wenige Frauen gab, also im südlicheren Teil von Iddhee, weil diese von den Barbaren-Stämmen der Anderen Länder oft geraubt und verschleppt wurden, hatten die Frauen mitunter auch mehrere Gemahle.
Es war also nichts anrüchiges dabei, sofern man nicht die eigene Tochter oder Sohn, oder sogar den leiblichen Bruder oder die Schwester freite.
Doch das war hier ja nicht der Fall.

Also nickte sie schließlich zögernd.
Denn egal, was auch immer diese Verbindung noch für Sie bereit halten würde, sie würde nun lediglich noch zwölf Monate dauern. Dann würde man sie von ihrer von Anfang an unerwünschten Existenz erlösen. Und bis dahin das zu tun was zwei Magier ihr geboten war wohl ebenfalls rechtens. Und eben auch die schon genannte Pflicht einer Frau wie ihr.

„Ihr stimmt also zu uns beide zu nehmen, Lady Gemma of Jayy?", sprach der Krieger-Magier nun förmlich aus, und sie wunderte sich kurz darüber, dass sie das nun wohl ebenso laut sagen musste.
Der Scarr hatte doch gesagt sie sollte nur nicken und schweigen.
Doch dann fasste sie sich ihr gerade viel zu rasch Trommelndes Herz und atmete zittrig fühlend aus.
„Ja, Magier... das... ist ... ist annehmbar... schätze ich.", versuchte sie es ihm nachzusprechen und er nickte lediglich würdevoll, so wie auch Zedderas, der ihr erneut beruhigend zulächelte.
„Nun gut. Dann lautet unsere zweite Bedingung selbstverständlich, dass wir uns nach Ablauf der zwölf Monate schlussendlich alles das von euch nehmen können was wir haben wollen."

Ihre Lebensessenz, dachte Gemma bei sich und war nur froh und dankbar, dass er es nicht viel kälter und brutaler formuliert hatte. Sie nickte erneut. „Ja, da ist ebenfalls annehmbar. Schließlich habt ihr mir so viel Essenz gegeben... beide. Da ist das wohl nur gerecht!", flüsterte sie leise. Und wieder nickte er kurz und warf Zedderas der nun aber krebsrot abgelaufen war, erneut einen mahnenden Blick zu.

„Nun gut..", sah Watteom sie anschließend wieder an und lächelte schließlich ebenfalls mal kurz.
Oder zumindest... so halb. Eigentlich hob er nur den linken Mundwinkel leicht an ... Und dieses winzige Lächeln sah aber auch wirklich gut an ihm aus und überraschte Gemma nun total.
Sie hatte eigentlich angenommen dass er immer so finster und kalt blicken würde... der Krieger-Magierlord...

„Der Vertrag wird magisch auf Papyrus aufgesetzt und wir schicken später auch noch nach dem Großmeister der Magiergilde, auf das er euren Wunsch und Willen bezeugen möge.
Wisset nur, Gemma, dass ihr bei uns fortan nicht mehr so werdet leiden müssen, wie bisher..."
Sie winkte lächelnd ab.
„Ach, selbst wenn ihr beide grausige Schläger wärt und mich täglich bis aufs Blut verprügeln würdet, ... ich würde es ganz sicher nicht bereuen, Magier!", unterbrach sie ihn rasch und errötete dann schließlich wieder zutiefst, denn sie hatte den hohen Magier gerade wohl ziemlich rüde unterbrochen.

Oh-Oh...

Seine Braue hatte sich nun auch schon ganz leicht und skeptisch gehoben, also senkte sie sofort wieder Pflichtschuldigst ihren Kopf und Blick und biss sich erneut fest auf die Unterlippe.
„Verzeiht... Macht der Gewohnheit!", murmelte sie beschämt.

Da mischte sich aber nun doch wieder Zedderas ein und klang dabei nun fast schon belustigt. „Eure Gewohnheiten mögen besonders sein, Gamma, doch ich darf euch versichern, dass sowohl mein Bruder als auch ich sehr vernünftige Wesen sind.
Wir erheben unsere Hand nicht gegen unschuldige und schwache Frauen oder Kinder.", Versicherter ihr ernsthaft.
Und auch Watteom nickte sogleich zustimmend und seufzte leise auf.

„So ist es! Das haben wir nie getan, auch nicht im Krieg. Und wir werden es auch niemals tun. Darüber müsst ihr euch also wohl in Zukunft keine Gedanken mehr machen. Sehr wohl aber über einige Regeln, die in diesem Hause gelten, und die ihr in der nächsten Zeit tatsächlich werdet lernen müssen, schon allein, damit euch nichts schlimmes widerfährt.
Denn wir sind beide Magier, Gemma! Und ich möchte wirklich nicht erleben, dass ihr durch einen magischen Unfall zu Schaden kommt.", sagte er wieder sehr nüchtern und Gemma nickte auch hier wieder rasch.
„Ich verspreche euch nicht zu stören, bei was auch immer ihr gerade tut. Ich bleibe auf meinem Zimmer, gehe euch aus dem Weg..."
„Die Einzelheiten besprechen wir später, nach unserer Verbindungsfeier. Doch nun..."
Watteom stand ruhig auf und nickte auch seinem Magierbruder mit einem feinen Lächeln zu, als er zu ihr hintrat und ihr seine Hand reichte um ihr wohl auf die Füße zu helfen.
Verwirrt ergriff Gemma diese und er zog sie mit müheloser Leichtigkeit hoch ... und dann einfach mit sich zur Türe, die Zedderas gerade schmunzelnd und nickend aufschob.
Oh...
Gemma wurde es nun doch ein wenig Bange.

„W...was habt ihr nun vor? Bekomme ich jetzt doch noch ein anderes Zimmer?", fragte sie ihn mit nun doch wieder wild klopfendem Herzen und einer leicht unbehaglichen Sorge was nun wieder geschehen mochte. Aber beide Magier lächelten nun wieder, der Krieger-Magier natürlich auf seine Weise, und warfen sich verständnisinnige Blicke zu.

Zedderas nickte sogar erneut und Watteom blickte auf ihr Zupfen an seinem Hemdsärmel hin, weil er ihr gar nicht antwortete, kurz wieder sehr ernsthaft zur Decke hinauf, derweil beide Magier sie nun mit sich durch einen langen verwinkelten Korridor zogen.
„W...wo gehen wir nun hin?", fragte sie schließlich erneut reichlich atemlos, als sie schließlich an einer breiten Schiebetür ankamen und Watteom sie nun auch noch direkt neben sich an seine Seite zog, wie auch Zedderas, der an die andere Seite trat und ihre nun vor Aufregung bebende Hand ergriff.
„Keine Sorge meine Schöne.", hob er ihre Finger nun an seinen Mund und hauchte einen prickelnd anfühlenden Kuss darauf. „Euch wird in unserem Beisein nie wieder Qual noch Leid widerfahren.
- Zumindest... hoffe ich das sehr... das dies hier nun nicht doch eine Qual für euch darstellen wird!", wies er nun wieder nach vorne, wo Watteom nun gerade die Schiebetür weit aufschob und den Blick freigab auf einen wahrlich wundervollen und sonnenbeschienen Garten.

Die Braut der Magier #Wattys2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt