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Gemma konnte nicht sagen wie lange sie da nun zwischen den Beiden gerade so sanft und behutsam mit ihr umgehenden Magiern gestanden und einfach nur ihre Nähe und Wärme genossen hatte, doch schließlich strich Watteom ihr noch einmal sanft über das Haar und Zedderas ihr über den Rücken hinab und beide lösten sich wieder von ihr.
Sie blickte noch einmal wohlig erschauernd zu Watteom auf, der aber immer noch ausgesprochen ernsthaft auf sie wirkte.

„Ist es nun etwas besser, Gemma? Oder friert es euch immer noch?", fragte er sie ernsthaft und Gemma schüttelte langsam den Kopf.
Sein Mundwinkel zog sich daraufhin kurz nach oben...
Ein halbes Lächeln?
Von Watteom?
- Für sie?

Oh...

Wenn sie es recht bedachte hatte er bisher auch noch nie anders als so gelächelt, oder? Also erwiderte sie es nun glücklich und drückte seine und auch Zedderas' Hand welche sie beide ja noch immer hielt.
„Ich danke euch. So schön warm war es mir sicher noch nie zuvor in meinem Leben.", errötete sie dabei verlegen und senkte dann rasch den Blick.

Deshalb bemerkte sie auch nicht den nun plötzlich wieder harten Ausdruck in den Mienen der beide Magier, die sich kurz verständigend ansahen, bevor Watteom bewusst langsam ausatmete und Zed gegenüber dann berede den Kopf schüttelte.
Ihrer beider Zorn auf den Scarr und die hohe Lady of Jayy, Ursa, war gerade unermesslich hoch.
Und vor allem Zed schien nun, so ganz untypisch für ihn, am liebsten direkt los stürmen zu wollen, um diese beiden Monster mit eigener Hand zu richten, welche ihrer letzten noch lebenden Tochter das Leben wohl tatsächlich zur Hölle gemacht hatten.

Doch Großmeister Hanyyol hatte hierbei natürlich leider wieder recht.
Der Scarr war kein Mann den man einfach so töten konnte. Auch dann nicht, wenn er zweifellos versucht hatte, einen hohen Krieger-Magierlord des Königs zu täuschen.
Der König würde selbst über ihn urteilen. Und er und Zed würden Gemma nun ab sofort zu beschützen als auch zu umsorgen wissen.

Also fassten sie sich nun rasch wieder und führten ihre junge Braut nun beide neben ihr herlaufend und auch ihre zartgliedrigen Hände weiter festhaltend, zurück in ihre Räumlichkeiten, wo die Dienerschaft gerade noch eine Unmenge an Speisen auftischten, bei Watteoms Anblick dann aber rasch aufsprangen und verschwanden.

Gemma bemerkte wohl die hochängstlichen Blicke der Bediensteten, die auf einmal alle auf und davon liefen, verstand aber nicht, woher das nun kam. Für sie war hier gerade rein gar nichts bedrohliches im Raum auszumachen. Aber sie kannte sich ja auch nicht damit aus, was nun gefährlich war und was nicht. Also wandte sie sich nun doch erst mal sachte am Ärmel von Zedderas zupfend zu ihm hin.

„Befindet sich hier vielleicht gerade irgendwo eine Gefahr im Zimmer, Zedderas?", fragte sie ihn leise.
Er blinzelte überrascht auf sie herab.
„Wie kommt ihr denn darauf, Gemma?", wollte er verblüfft von ihr wissen und sah sich rasch um. Und auch Watteom merkte auf ihre Worte hin auf und ging stirnrunzelnd zum Fenster hinüber, um hinaus zu blicken. Doch er sah nichts, was da nicht hin gehörte, und schüttelte so nun kurz an Zedderas gewandt den Kopf.

Gemma aber sah nun wirklich unsicher hinter den davongehuschten Bediensteten her.
„Warum haben die Diener denn dann gerade so ängstlich geguckt? Sie müssen da sicher etwas gesehen haben... vielleicht wieder eine Gift-Amwe... oder so ein Feuerkäfer?!", blickte sie sich hastig am Boden um, doch Watteom hatte schon verstanden und kam zu ihr zurück.
„Gemma..." hielt er sie auf, als sie sich hastig umdrehte und schon hinknien wollte, um auch noch unter dem Tisch nachzuschauen.
Verwirrt wandte sie sich also wieder zu ihm hin, doch er war nun wieder ziemlich grimmig und ernsthaft geworden.

„Sie fliehen meinetwegen.", sagte er ruhig zu ihr und kurz begriff sie es nicht, warum er das so meinte und lachte tatsächlich auch noch wieder unsicher auf.
„Scherzt bitte nicht mit mir, Watteom, das verstehe ich oft nicht..."
„Gemma, das ist kein Scherz, sondern die Wahrheit!", mischte sich nun auch Zedderas ernsthaft ein. „Watt ist ein mächtiger Krieger-Magierlord und eben diese waren früher stets dafür berüchtigt, dass sie sich vor und nach ihren Kämpfen ihre verloren gegangene Essenz von der niederen Dienerschaft zurückgeholt haben, so sie keine weitere Familie mehr besaßen, diesen ihre Essenz abzuschöpfen. Und das taten sie leider auch noch oft genug ohne ihre Diener zuvor um ihre Erlaubnis zu bitten, ob diese ihre Lebensessenz gerne für ihren Herren opfern wollten.
Denn wenn der König rief, musste der Magier bereit sein zu kämpfen. Egal, ob er nun Reserven hatte oder nicht.", meinte Zed nur wieder seufzend und Gemma klappte schlicht den Mund wieder zu, den sie gerade noch zum Protest geöffnet hatte, um Watteom auch gegen Zedderas zu verteidigen.
Doch nach seinen Worten fühlte sie sich nur wieder unsicher und betroffen.
„Oh ... macht ihr das also auch so, Watteom? Nehmt ihr euch auch einfach ungefragt die Lebensessenz der Diener in eurer Umgebung, wenn der König euch ruft?", fragte sie ihn leise und sah dann aber wieder zu Zedderas hin.
„Das braucht er doch jetzt garnicht mehr! Ihr habt doch jetzt mich dafür. Und wenn euch nun der König ruft, könnt ihr gerne jederzeit meine Essenz..."

„Ich würde euch, selbst in einer Verbindung eure Essenz auf keinen Fall je vor Ablauf der Frist nehmen!", schnitt Watt, ihr jedes weitere Wort energisch ab, und Zed ergriff wieder Gemmas Hand um sie sachte zu drücken.
„Generell brauchen wir solche Opfergaben wie Früher heute auch gar nicht mehr. In den letzten 100 Jahren haben wir gemeinsam einen anderen Weg gefunden, unsere Macht zu bewahren und den Energiepegel unserer Essenz stehts dermaßen hoch aufgeladen zu halten, dass uns auch ein langer Krieg nicht mehr gefährlich werden kann.
Unter anderem geschah das in den ersten fünfzig Jahren nach unserer Initiation durch sehr viele zwölf Monatsbräute, die zumeist sehr krank waren und uns schlicht um Erlösung ihrer Qualen baten.
Wir Magier bedeuten schließlich seit jeher in Hungersnöten oder Seuchenzeiten eine gute Möglichkeit in Frieden und Würde zu sterben, statt noch ewig lange herum zu vegetieren. Und da ich nun auch ein Heiler bin, konnte ich auch immer wieder dafür sorge Tragen, dass eben solche Kranken Bräute bis zum Schluss keinerlei Schmerzen litten.
Und genau so war es eigentlich auch bei euch angedacht, Gemma.
Wir erfuhren zufällig von euch, und es hieße, ihr würdet an einer schweren Geisteskrankheit leiden und große Schmerzen spüren. Daraufhin haben wir uns von einigen Magiern der Gilde überreden lassen mit dem Scarr darüber zu sprechen, die letzten Wünsche seiner langsam dahinsiechenden Tochter zu erfüllen, welche niemals die Gelegenheit hatte, am normalen Leben der Menschen teilzunehmen.
Doch nun haben wir erfahren, dass ihr gar nicht Geistkrank seid, Lady Gemma.
Doch ich verstehe, wie sehr euch diese schweren, grausamen Einschränkungen in eurem Leben nun zu schaffen machen müssen.
Wir haben beide die vielen Wunden gesehen, welche man euch geschlagen hat. So viele zum großen Teil schon sehr alte Knochenbrüche, die aber schlecht verheilt waren...
Dass ihr nun also schlecht über das Leben an sich denkt, und dass es einzig nur aus Leiden und Qualen bestehen muss, da ihr bisher nichts anderes erlebt habt, ist völlig normal. Es heißt indes nicht, das wir euch nun lediglich als Essenzbehälter und nichts weiteres mehr betrachten.
Also macht euch darum auch bitte keine Sorgen, oder um die Dienerschaft und ihr Verhältnis zu uns. Für uns ist auch ihr Verhalten und Angst vollkommen normal, da die ja nicht anders können, als in uns Magiern stets und immerdar potentielle Essenzräuber zu sehen.", erklärte Zedderas ihr nüchtern und Watteom nickte nur zustimmend, als sie nun wieder besorgt zu ihm hinblickte und wies dann aber sogleich auf den schönsten Platz am niedrigen Tisch, gleich vorne am Fenster, wo gerade immer noch die Sonne hell und warm hereinschien und ein dickes, weiches Sitzkissen am Boden bereit lag.

Oh... so ein gemütliches Kissen...

Sofort lächelte sie wieder zu Watteom und Zedderas auf.
„D...darf ich wirklich hier am Fenster und im Schein der Sonne sitzen? Auf diesem herrlich dicken Kissen? - Ehrlich?", stotterte die beinahe schon beglückt fühlend und die beiden Magier schmunzelten nur wieder, von diesem raschen Themenwechsel überrascht.

Aber Watteom wollte da lieber noch einmal nachhaken, weil ihr Blick doch kurz ebenfalls etwas besorgt ausgesehen hatte, und hielt sie an ihrem Arm fest, als sie schon an ihm vorbeilaufen und auf dem Kissen Platz nehmen wollte.

„Macht es euch nun doch Angst, mit uns beiden, die wir doch Magier sind, auf diese Weise umzugehen?
Habt ihr nun Sorge, dass wir einfach so und  jederzeit eure Essenz nehmen könnten, Gemma?", fragte er sie ernsthaft.

Sie blickte ihn nur wieder äußerst verwirrt an.
„Deshalb bin ich doch nun hier, Watteom. Ich weiß, dass ihr irgendwann mein Leben nehmen werdet. Spätestens wohl in zwölf Monaten. Und das ist gut so. Dann gehe ich zu meinen Schwestern und das Hause Jayy wird dann niemals einen Erben aus uns Töchtern gewonnen haben.
Denn das, bei allen guten Göttern, haben sie einfach nicht verdient. Und das ist auch wirklich der einzige wichtige Wunsch, den ich jetzt noch im Leben habe... allein um meine Schwestern zu ehren. Dass ihr Tod letztlich nicht sinnlos war. Und dass wir unseren ganz eigenen Lebenszweck erfüllt haben, nämlich jenen, dafür zu sorgen, dass es nun genau so kommt wie es jetzt kommt.
Etwas wichtigeres gibt es für mich nicht mehr. Also, warum sollte ich mich nun vor euch fürchten? Oder davor, dass ihr mir mein Leben und meine Essenz nehmt? Es ist genau das, was ich will. Und ich habe auch wirklich keine Angst vor euch Magiern. Im Gegenteil ...
Ich habe es mir doch noch so oft gewünscht, dass da noch jemand auf mich aufmerksam werden würde, vielleicht durch ein Wunder.
Und dass ich so dann für euch und eure ehrenhafte Gilde eine Zwölf-Monats-Braut sein dürfte. Denn so hat meine Essenz zumindest noch einen Sinn ergeben und damit auch mein Leben.
In einem meiner Büchern hieß es immer, das sei ein sehr ehrenhafter Weg für einen einfachen Menschen.", meinte sie noch ernsthaft und lächelte dann aber doch wieder, über die überraschten Gesichter der beiden Magier, welche sie nun ernsthaft sprachlos betrachteten.

Die Braut der Magier #Wattys2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt