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Die Stille, die nun herrschte war fast greifbar.
Gemma erzitterte ein wenig. Denn so kalt und finster hatte sie Watteom bisher noch nie erlebt. Kein Wunder, dass er eine Krieger-Magierlord war. Und welch Wunder, dass der Scarr of Iddhee, Severin Jayy, es überhaupt gewagt hatte ihn herauszufordern.

Und ... sie gehörte nun wirklich schon ihm?
Und auch Zedderas...?

Plötzlich ergriff Zed ihre Hand.
Er hatte sie wohl hinter ihm stehen bemerkt nun zog er sie vollends an seine Seite.
„Hab keine Angst mehr vor deinem Vater, meine Schöne. Watteom hat beschlossen dich zu behalten und zu beschützen, ebenso wie ich auch", raunte er ihr leise zu, und strich dann ebenfalls noch mal mit seiner Hand über ihren Scheitel.

Nur dass bei seiner Berührung nun
Jeglicher Schmerz auf ihrer Kopfhaut verflog... es kribbelte sogar ein ganz klein wenig.
Sie sah ihn groß an.
Benutzte er etwa schon wieder seine Magie?
„Bitte, Zedderas! Verausgabt euch doch nicht mehr länger so für mich. Ich kann das doch sonst niemals mehr an euch zurückzahlen!", wisperte sie bestürzt, doch er lächelte nur sanft und strich wie um ihr zu antworten erneut über ihren Rücken hinab ... und auch dort verschwand nun wieder jeglicher Schmerz.

„Ohhhh..."

Sie schloß erleichtert die Augen und sank dabei ein klein wenig gegen ihn.
Schon umschlossen sie seine Arme und der weite Ärmel seines Hemdes kam ihr vor wie eine weiche, behütende Decke. Eine warme Decke! Ja... Es war herrlich, so beschützt und umsorgt zu fühlen.
Zum ersten Mal in ihrem Leben.

Doch sicherlich würde Severin Jayy trotzdem noch das letzte Wort haben. Denn er war nun mal mächtig und böse.
Und ein Magier, selbst wenn er von einem König sogar zu einem Lord gekürt wurde, war immer noch kein Scarr.

„Unsere Frau sorgt sich gerade um mich, wenn ich meine Magie an ihr verwende, Watteom, ist das nicht seltsam? Für jemanden der angeblich Geistkrank und verderbt sein soll, wirkt das ausgesprochen normal, will mir scheinen.", höhnte Zedderas nun auch noch.
Und Watteom, der bis dahin sein Schwert am Halse des Scarr liegen hatte, lächelte nun äußerst grimmig.

„Ich habe bis jetzt noch keinerlei Geistkrankheit an unserer Braut feststellen können, Zed. Jedoch befürchte ich, dass es da bei diesem Scarr hier ganz anders aussieht!
Seine Majestät sollte das dringend untersuchen lassen, eure Hoheit. Das kann ich nur empfehlen. Und sollte er, auf Severin Jayy's Ansinnen hin, noch einmal versuchen, hier aufzutauchen, um unsere Braut entweder zurück in sein Verderbtes Mörder-Haus of Jayy zu führen, ihr zu drohen, oder gar Hand an sie zu legen, so möchte ich seine Majestät tunlichst an die Charta Accra erinnern, welche sich noch immer in meinem Besitz befindet.

Ich habe diese junge Edle zudem ja auch nicht in eigenem Antrieb und voller Unehre aus ihrem Elternhause entführt. Das Ansinnen, sie zu der Braut eines Magiers zu machen, wurde von Severin Jayy selbst an uns herangetragen.
Ferner, habe ich mich an alle gesetzlichen Auflagen gehalten, und sowohl mein Bruder als auch ich haben bereits magische Essenz von über 47 Jahren in unsere Braut investiert.
Auch hierbei sind die Gesetze eindeutig. Wenn der Scarr uns nicht noch mit seiner eigenen Lebensessenz entschädigt, welche allerdings höchstens die Hälfte der geforderten Energiewerte erbringen dürfte, wenn überhaupt, dann gibt es nichts mehr was die Schuld nun tilgen könnte, eure Hoheit.", wandte sich Watteom nun an den Kronprinzen, der daraufhin sehr erstaunt die Stirn runzelte.

„siebenundvierzig Jahre Lebensessenz...!? Nun denn...", sprach dieser schließlich räuspernd und unangenehm berührt.
„Nehmt das Schwert herunter Lord Watteom! Der Scarr wird es nicht noch einmal wagen in meinem Beisein Hand an seine Tochter zu legen. Und ihr zeigt mir nun bitte das magische Papyrus, welches ihr mit eurer Braut besprochen und im gegenseitigen Einverständnis, die Verbindung annehmend, geschlossen habt.", gebot er Watteom schließlich gebieterisch.
Der nahm sogleich mit einem letzten verächtlichen Blick auf Severin Jayy sein Schwert herunter und ließ es noch in seiner Hand umdrehend und dabei auflösend verschwinden.
dann erst ging er hinüber zu seinem Tisch und holte das zusammengerollte Papyrus, um es mit einer schlichten Verneigung dem Kronprinzen zu überreichen.

Der entrollte es dann auch sogleich und Gemma sah es kurz golden und blau aufblitzen...
und da war auch noch ein silberner Handabdruck auf dem ganzen Papyrus, das mit den Schriftzeichen von Iddhee Versehen war.
Der Kronprinz las was geschrieben stand und blickte sie schließlich an, wobei er das Papyrus zu ihr hin umdrehte.
„Ihr habt als eure zwei Bedingungen wirklich nur angegeben, dass ihr weder ein Kind für das Hause Jayy empfangen, noch die Sonne missen wollt? - Ist das euer Ernst, Mylady?", fragt er sie schließlich.
Gemma nickte erleichtert.
Denn die Magier hatten wohl doch noch direkt am Morgen die Verbindung und damit den Zwölf-Monats-Kontrakt geschlossen, nachdem sie mit ihr noch im Bett sitzend darüber gesprochen hatten.
Ja...
Das hatte sie aber alles gar nicht mehr so mitbekommen. Doch sie war ja auch zu sehr abgelenkt gewesen ... vom Sonnenschein, und später dann von dem Gras und dem Himmel und den Bäumen und Blumen im Garten...

„Ich hatte bis zum heutigen Tage noch nie die Sonne gesehen. Es ist herrlich warm, wenn sie auf meine Haut scheint und die Magier haben mir jetzt schon so viel Gutes getan.
Selbst wenn mein Leben dann bald schon endet, werde ich in der Gewissheit meine Essenz hingeben, dass diese meine Tat dann ebenfalls ehrenwert und gut war. Gleich jene der Magier Watteom und Zedderas.
Und selbst wenn sie mir schon früher die Energie nehmen müssen, weil sie in den Krieg ziehen, und nun vielleicht nicht mehr genug Essenz dafür haben, so bin ich bereit dazu. Mein Leben war noch nie etwas wert. Doch nun ist es das.
Ich werde gut behandelt. Viel besser sogar, als dass ich es mir je wünschen könnte.", sagte sie leise und sah ihren Vater dabei wild mit den Zähnen knirschen und zornige Blicke in ihre Richtung werfen.

„Doch habt ihr euch in diesem Papyrus nun auch noch beiden Magiern versprochen, als Frau ... mit allen damit verbundenen Rechten und Pflichten, Gemma of Jayy. Das bedeutet auch, dass ihr mit beiden das Bett teilen werdet, ist euch das klar?", fragte er sie weiter so Stirnrunzelnd.
Gemma runzelte kurz die Stirn
„Das... hab ich doch heute Morgen bereits getan. Mit allen beiden...", meinte sie schließlich voller Unschuld und Ernsthaftigkeit und Zedderas grinste prompt, so wie es nun auch um Watteoms Mundwinkel herum zuckte.

Nur die Brauen des Kronprinzen schnellten wieder einmal empor, bevor er schließlich seufzend das Papyrus wieder zusammen rollte und an Watteom zurück reichte.

„Nun denn, ...da eure Braut ihre Meinung nun doch sehr energisch und deutlich vertritt, wie auch, dass diese Gabe von derart viel Lebensessenz im Glauben an die Verbindung mit dem Hause Jayy gegeben wurde, und nicht anders ausgeglichen werden kann, als auf diese Weise, gebe ich in Vertretung seiner Majestät, des Königs, mein Einverständnis zu dieser Verbindung und gratuliere Ihnen allen.
Auch wenn es mir natürlich um das edle Blut des Hauses Jayy leid tut.
Vielleicht könntet ihr noch einmal später mit eurer Braut darüber sprechen, ob es nicht doch besser ist, dem Familienstammbaum auf diese Weise ehrenhaft zu bewahren..."
Zedderas räusperte sich leise.
„Mit Verlaub, Hoheit, doch wurde unsere Braut von ihren Erzeugern derart schwer verletzt, dass sie gar keine Kinder mehr empfangen kann. Es sei denn, wie gesagt, ich investiere noch einmal mehr als 80 Jahre Lebensessenz, um sie vollständig gesunden zu lassen. Ansonsten wird ihr armer, schwer gefolterter und tatsächlich auch mehrfach zerschmetterter Körper niemals ein gesundes Kind empfangen und austragen können.", erklärte er den Prinzen nun sehr ernsthaft, und dieser nickte nur wieder düster dazu, bevor er erbost zu dem Scarr hin blickte, dem die Zornesröte nun bis ins Gesicht hinaufgestiegen war.

Doch er sagte nun nichts mehr weiter dazu. Die Worte des Kronprinzen wie auch Watteoms Schwert, dass er soeben erst von seiner Kehle genommen hatte, mussten also wirklich einen extrem starken Eindruck auf ihn gemacht haben, dachte Gemma bei sich und lächelte zutiefst erleichtert zu Zedderas auf, der nur wieder schmunzelnd den Arm um sie legte.

Warm... ohhh, sooo warm...

Sie kuschelte sich nun richtig an ihn an, doch er ließ es einfach zu und hielt sie fest, derweil nun auch der Großmeister der ersten Gilde das magische Papyrus und damit die Verbindung mit seinem eigenen magischen grünen Feuerfunken versiegelte und damit bestätigte.

Gemma wusste, dass nun erst nach zwölf Monaten das Siegel brechen würde, wenn kein Notfall geschah. Und dann, wenn es soweit war, würde sie denn Magiern ihre Essenz überlassen und zu ihren Schwestern heimkehren.

Ein wohlig-warmes Gefühl durchrieselte sie von Kopf bis Fuß, wenn sie an Dara, Flora und Jara dachte. Sie hatte schon so oft von ihnen geträumt, wie sie draußen vor den Gittern im Hof und im Sonnenlicht gestanden und ihr zugewunken hatten, endlich zu ihr zu kommen.
Es würde gewiss herrlich sein, sie wieder zu sehen und frei zu sein.
Und es würde auch ganz und gar herrlich sein, in das Reich der Götter einzugehen, wohl wissend, dass sie dann damit auch noch etwas Gutes getan hatte, für diese beiden besonderen Magier-Brüder, der ersten Gilde.

Die Braut der Magier #Wattys2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt