14

1.3K 110 2
                                    

Sie aßen schließlich und sprachen wenig. Nur Gemma plauderte ab und an begeistert oder auch überrascht, darüber wie viel es hier zu essen gab, und dann auch noch ganz verschiedene Dinge, die sie ebenfalls nicht kannte. Bohnen, Reis, deftige Teigtaschen, süße Klöße, Gemüsebällchen und gebratenen Hasen...
Normale Speisen, an und für sich.
Zed hatte sogar am Anfang noch leise gemurmelt, ob dieses Mahl nicht doch etwas zu schlicht für eine solch edle Lady war.
Doch natürlich war sie auch hierin mehr als nur beschränkt worden. Und deshalb vermutlich auch Konstitutionell in keinem besseren Zustand. Dünne, bleiche Haut, dünne Knochen, kaum Farbe auf Wangen oder Lippen, es sei denn sie kaute auf ihrer Unterlippe oder war furchtbar verlegen.
Vernachlässigung, Schläge, - sogar Folter, Eingesperrt sein, im Kerker leben und nun auch noch eine schlechte Ernährung...?!

Vorhin hatte sie sogar gesagt ihr war noch nie so warm gewesen wie an ihn und Zed angelehnt und gehalten stehend, ... und der Tod war ihr Ziel, nichts wovor sie sich fürchtete.

Verdammt,
Das war falsch...
Das alles hier!

Watteom musste wirklich hart an sich halten, um seine ruhige Fassade aufrecht zu erhalten und auch Zed mehrmals mit seinen Gesten und Blicken dazu auffordern ruhig zu bleiben.

Offensichtlich und laut ihrer Worte hatte die junge Lady of Jayy nur von den allereinfachsten Speisen gelebt. - Gar nur Wasser und Brot?
Er hätte lachen können, oder fluchen, oder sein Schwert holen und zum Scarr von Iddhee gehen, um das „ richten" doch noch selbst zu übernehmen.
Stattdessen saß er, aß er und schaute Gemma dabei zu wie sie immer wieder verzückt lächelnd von diesem und jenen probierte, manchmal mit einem kurzen nachdenklichen Stirnrunzeln den Kopf schüttete, und ihre süße kleine Nase rümpfte ... aber oft genug genießerisch die Augen schloss, um den Bissen in ihrem Mund zu Kosten, zu schmecken, ja ... den Geschmack der Speisen zu erleben!

Er hätte es nie für möglich gehalten, dass eine edle Familie derart grausam zu ihren eigenen Töchtern sein könnte. Und Zehn Töchter waren nun schon auf diese Weise umgekommen.
Und sie hatten, laut Gemma, obschon Edel geboren noch nicht einmal ordentliche Gräber erhalten. ... Ihre Gebeine verrotteten im Wald!
- Ja?

Zed knirschte ebenfalls schon fast mit den Zähnen, machte aber immer noch gute Miene zu bösem Spiel, und versuchte, Gemma zumindest ab und zu ein Lächeln zu entlocken, indem er über das Essen scherzte. Oder er forderte sie auf, dies und das zu probieren, oder über weitere Wünsche zu sprechen, was sie alles noch gerne erleben oder sehen wollte.
„Oh... Den Himmel und die Erde... Ich würde gerne wieder raus ins Freie gehen. - Zum Gras... und den Bäumen und Blumen, wenn ich darf...", fragte sie scheu.... und sah sie dann beide errötend an.

Und mehr wünschte sie sich wirklich nicht.
Nein!

Gemma wusste also noch nicht einmal, das sie etwas vermisste. Sie wusste auch nicht, was sie sehen oder ausprobieren wollte und was nicht. Sie hatte noch immer keine Ahnung davon, was sie alles verpasst hatte.

Trotzdem war es falsch gewesen von Zed, dass er die unschuldige junge Frau vorhin derart angegangen hatte. Wäre er nicht dazwischen gegangen, dann hätte er ihr am Ende vielleicht sogar auch noch die Unschuld geraubt.
Dieser Casanova ließ schließlich keine Frau aus, die nicht bei Drei verschwunden war, oder spätestens dann einen starken Vater oder Bruder mit Schwert vor sich stehen hatte.

Gemma war ein allzu leichtes Ziel für ihn und seinen Verführungskünsten vollkommen ausgeliefert. Und dabei war sie noch nicht einmal offiziell ihre Frau.
Er wollte es so, Zed ebenfalls und sie wollte es auch.
Sie hatten auch bereits die Bedingungen besprochen. Aber am Ende würden es andere entscheiden... oder doch nicht?
Er selbst besaß ja inzwischen ebenfalls so einige Macht.
- Und eine Gaben-Tafel für einen noch unausgesprochenen Wunsch, welche einer der vergangenen Könige, ihm noch zu erfüllen versprochen hatte, was auch angeblich noch so für seine Nachkommen auf den Thron gelten musste, da er in einigen irrsinnigen Schlachten mehrfach sein Leben riskiert und fast seine gesamte Essenz hingegeben hatte, um das Blatt im Kampfe doch noch zu wenden und seinem Königreich letztlich den Sieg zu schenken...

Die Braut der Magier #Wattys2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt