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Watteom meinte seinen Ohren nicht zu trauen. Ein rascher Seitenblick zu Zed hin zeigte ihm auch sein völliges Unverständnis.

Gemma war eine hohe, edelgeborene junge Lady und wusste nun sogar schon anhand ihrer beider Namen, dass sie beide alles andere als hoch geboren waren. Also warum wollte sie nun immer noch eine Zwölf-Monats-Braut sein?
Hatte er sich denn nicht klar und deutlich ausgedrückt? Ihre Eltern konnten sie nur ja auch nicht mehr länger so gefangen halten, wie bisher da sie Gemma nun schon als ihre Tochter anerkannt und als seine Braut angeboten hatten.
Wusste sie das denn nicht?

Zed erholte sich diesmal sehr viel schneller von seiner Überraschung als er.
„Lady Gemma, das ist nicht nötig! Der König hat von diesem Desaster um eure verborgen gehaltene Existenz bereits erfahren. Er wird euch sicher unter seinen Schutz stellen wollen, da euer Vater ja der hochedle Scarr of Iddhee ist.
So werdet ihr dann auch nicht mehr eingesperrt noch gequält werden können. Im Gegenteil, könnt ihr nun als die wahre Tochter des Hauses Jayy sogar seine Erbin sein, denn entgegen der noch immer unaufgeklärten weil ungebildeten landläufige Meinung, das sei nicht möglich, gibt es seit gut 40 Jahren ein Gesetz, dass es sehr wohl erlaubt, dass eine Tochter des Hauses die Titel und Würden erbt, sofern es keinen Sohn gibt. Und dann wird nur eben der wohl ausgewählte Schwiegersohn die Geschicke des Hauses lenken, bis dann wieder ein männlicher Erbe geboren wurde...", erklärte er der jungen Edlen geduldig, doch sie begann nun hastig den Kopf zu schütteln.

„Nein, nein... nein! Ihr versteht das nicht!", ereiferte die junge Gemma sich zu ihrer beider Erstaunen immer schriller und lauter werdend.
„Das kann und werde ich nicht zulassen!
- Niemals!!! Es darf keinen weiteren Erben dieses verdorbenen Hauses und Blutes geben!
Nie wieder!!!
Das Haus Jayy stirbt mit mir aus, mit meinem Tod! Und ich habe es schon lange so, auch auf die Knochen meiner zehn Schwestern geschworen, die da draußen in den Wäldern verrotten, dass ich garantiert niemals ein Kind gebären werde, dass die Nachfolge von diesen Monstern der Niedersten Dämonenabgründe antreten muss!
- Lieber sterbe ich auf der Stelle und gebe euch jetzt sofort all meine Lebensesszenz!", herrschte sie die beiden Magier nun so lautstark an, dass sie zunächst nur erschüttert schwiegen.

Doch Watteom bemühte sich weiter darum sich seinen Schock über ihre heftige Reaktion nicht anmerken zu lassen

Dann wollte Zed aber wieder etwas einwenden, sie vermutlich zu überzeugen, versuchen, doch er hob diesmal schlicht, seine Hand und gebot ihm Einhalt.

„Etwas auf die Gebeine der Vergangenen zu schwören, schafft einen riesigen Berg an Verantwortung, Lady Gemma. Ihr hattet bisher noch keine große Möglichkeit zu leben, das wurde euch und euren Schwestern genommen. Doch nun habt ihr diese Chance und wollt sie tatsächlich verschenken?", fragte er sie ernsthaft und die junge Frau richtete sich nun doch einmal hoch auf.
„Ihr versteht es immer noch nicht, Magier.
Doch ich habe gerade nicht gelogen. Ich bin keine Lady of Jayy, egal, ob diese Monster das nun doch noch so verkündet und anerkannt haben oder nicht.", sagte sie erbittert zu ihm und atmete tief und wie unter Schmerzen ein, bevor sie ihr Gesicht dem Licht zu wandte.
Die Sonne schien noch immer zum Fenster hinein, es musste sie blenden, doch weder blickte sie fort, noch wandte sie sich davon ab, noch versuchte sie ihre zarte Haut oder ihre sicher lichtempfindlichen Augen vor dem Sonnenschein zu beschirmen.
Doch zumindest schien dieser ihr wieder etwas Ruhe zu schenken, denn ihre nächsten Worte waren nicht mehr gar so schrill und panisch.

„Keiner kann mir etwas zurückgeben, was ich nie gehabt habe, Lord-Magier.", sprach sie dann jedoch in Rätseln und seufzte leise auf, derweil Zedderas ihn verwirrt stutzend ansah. Doch Watteom blieb immer noch ernsthaft und kühl.

„Erklärt mir das. Was meint ihr damit?", sprach er nun deutlich strenger und Härter zu ihr.
Da rann plötzlich eine einzelne Träne über ihr schönes, bleiches Gesicht und ihr Blick wurde trübe.
„Dies heute ist der erste Tag in meinem Leben an dem ich die Sonne sehe, Magier.
So hell und strahlend ist sie... und wunderschön.
In meinem Gefängnis konnte man höchstens noch ein paar matte Strahlen der aufgehenden und untergehenden Sonne erspähen, wenn man sich gegen die Gitterstäbe gepresst hat.", wisperte die leise und Zed neben ihm zischte sofort zornig auf.

„Wie bitte? - Was war das gerade? Ihr habt bis heute noch nie die Sonne gesehen?", fragte er sie ungläubig.
Sie nickte lediglich und atmete zittrig durch.
„Ich las von Wäldern und Feldern und Tieren, in den Büchern die wir haben durften. Doch war ich nie draußen, ich habe es nie selbst gesehen. Noch eine Stadt... noch ein Markt... grünes Gras...
Es soll sich weich und kühl und nass unter den Füßen anfühlen, wenn es morgen ist. Und am Mittag soll es warm und trocken sein vom Sonnenschein.
Doch Ich habe es selbst nie gesehen.
Auch das was Ursa zuletzt immer wieder von mir einforderte, Manieren und Respekt... kenne ich nicht. Denn es wurde mir nie beigebracht.
Ich weiß außerdem dass die Menschen draußen auch mal Bestecke zum Essen benutzen..."
„Aber ... lasst mich raten! Es hat euch nie jemand unterrichtet wie man ein Mensch ist, wie man geht, redet, sich benimmt, Isst, schläft oder sich auch nur frei bewegt.", schloß Watteom leise ab und Zedderas sah nun mehr als nur erschüttert aus.

„Gemma... wisst ihr denn wie lange ihr so eingesperrt wart? - Wie alt seit ihr?", fragte er die junge Frau nun sichtlich erschüttert.
Sie zuckte nur lediglich mit den Schultern.
„Ursa sagte, ich sei nun alt genug, als sie mir von ihrem Pakt mit euch berichtete, Krieger-Magier.
Sie sprach aber aus gutem Grund davon, dass ich eingesperrt zu Hause bleiben sollte. Denn ihr hättet und werdet es nur auch noch, sehr schnell herausfinden, dass ich keine Lady bin und es auch gar nicht sein kann... ich bin das was meine Eltern wollten das ich werde. Ein Nichts und ... ein Niemand.
Meine älteren Schwestern brachten sich lieber um oder starben vor Kummer um den Tod der anderen, weil Ursa uns allen stets sagte, dass sie einzig nur noch unsere Körper benutzen würde, um ihren Erben damit zu erschaffen. Und wenn sie ihn hätte würde sie uns sofort alle gnädig von unserem Dasein erlösen.
Ebenso unsere weiblichen Kinder am Tage ihrer Geburt, denn diese würden nicht gebraucht und wir... dann auch nicht mehr.
Es war nie meine Bestimmung aus diesem Gefängnis zu entkommen, hohe Magier. Und wenn doch, dann nur einzig und allein zu dem Zweck dann zu sterben. So wie Flora, meine zweite Schwester. Sie entkam mithilfe eines Wächters. Wurde jedoch am Rande einer Klippe von den anderen Wachen des Scarr gestellt. Sie wollten sie packen und zurückbringen. Da ist sie lieber in den Abgrund gesprungen. Und sie war glücklich dabei, dies so zu tun. Das haben alle gesagt.
Sie stand auf einer hohe Klippe, die Erde unter ihren Füßen und den Himmel über ihren Kopf, den Wind im Haar und hat gelächelt ... sagten sie, bevor sie sprang und damit ihrer eigentlichen Bestimmung entging.

Oh ich habe seither fast jede Nacht davon geträumt es ihr gleich zu tun. Also ist es für mich wirklich nicht schlimm, wenn ihr nun diesen Vertrag schließt und euch meine Essenz nehmen möchtet. Versteckt mich ruhig, und haltet mich auch weiterhin vor der Welt verborgen, damit ich euch nicht doch noch irgendwie durch meine Unwissenheit blamieren kann. Ich bitte mir als einziges von euch aus nie einen Erben für das Hause Jayy erbringen zu müssen. Und..."
Sie zögerte und wieder wollte Zedderas auffahren, bei all diesen Wahnsinn den sie da von sich gab, doch Watteom bedachte ihn kurz mit einem finsteren Blick, sodass er weiter schwieg
„Und...?", fragte er sie schließlich kalt, als sie nicht wider weiter sprach
Die edle Lady hob ihren Daumen an ihren Mund und biss dann sichtlich verlegen auf ihrem Fingernagel herum, wie um ihre zuvor ausgesprochenen Worte, sie sei gar keine Lady, zu Bewahrheiten.
„Und... i...ich darf keine weitere Forderung stellen. Nur eine einzige. Zumindest stand das in einem der Bücher.", stammelte sie leise und errötete zutiefst.
Zedderas wollte erneut auffahren, dass das doch keine Bedingung sei, dass das nur verständlich und ein Versprechen an die Toten sei, doch Watt warf ihm erneut einen strafenden Blick zu, denn er wollte alles von ihr hören. Einfach alles, was sie zu sagen hatte.
„Gemma of Jayy... achtet nicht weiter auf diese Auslegbare Regel. Ich gestatte es euch. Stellt ruhig noch weitere Forderungen, so viele ihr nur wollt!", sagte er leise zu ihr und so tonlos, dass sie ihn nur wieder sehr unsicher und ängstlich anblickte.
Na dass musste dann aber sicher ein großer Wunsch sein, den die da äußern wollte...

„I...ich möchte bitte auch weiterhin die Sonne sehen dürfen, Krieger-Magierlord Watteom."

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Die Braut der Magier #Wattys2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt