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Zedderas war gegangen, unmittelbar nachdem er Kayla, die wohl bis eben noch bei ihrer Mutter in der Küche gewesen war, bei ihr abgeliefert hatte.

Allerdings wies er die junge Dienerin noch eindringlich darauf hin, nun immer an der Seite ihrer jungen Herrin zu bleiben, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen und aufzupassen, dass sie auch ja nicht in irgendeine Gefahr geriete, die sie ja nicht kannte.
Dann verschwand auch er wie vom Erdboden verschluckt, und liest die beiden Mädchen reichlich Atemlos als auch sprachlos vor Überraschung zurück.

Gemma allerdings war eher sprachlos vor Glück.
Sie dürfte wirklich schon heute wieder hinausgehen, den Himmel sehen und im Sonnenschein stehen?!
Sogar, bis sie rot war wie ein Krebs... - Was immer das auch bedeutete.
Es war ihr gerade herzlich egal.
Sie grinste nur die Sprachlose junge Dienerin überglücklich an, die sich nun unversehens in eine neue Position erhoben sah und sie dann auch tatsächlich fragte, ob sie denn vielleicht die hohen Herren gebeten hatte, sie zu ihrer Zofe nehmen zu dürfen.

Gemma erinnerte sich noch kurz an die Zofe von Ursa, diese grässliche Frau, die sie vor der Hochzeit unentwegt genervt, Unsinn geplappert und sie ausspioniert hatte.
Wollte sie wirklich, dass Kayla sowas für sie war?
„Ich sagte nichts... aber... Möchtest du denn gerne meine Zofe sein?", fragte sie das Mädchen schließlich unsicher, und diese nickte sofort begeistert.

„Das bedeutet für unsere Familie schließlich mehr Silber und ich kann nun auch etwasfür meine Aussteuer sparen, wenn mir mal ein guter Mann begegnet, den ich heiraten möchte.
Denn ich werde garantiert nicht nur als eine Zwölf-Monats-Braut für einen der Magier-Herren herhalten. Nein... Das möchte ich nie... auf keinen Fall.", sprach sie heftig den Kopf schüttelnd und Gemma lächelt ihr nun wieder beruhigend zu.
„Dann musst du es auch nicht. Das ist eine freiwillige Sache. Das Gesetz verbietet es, wenn du es nicht freiwillig willst."

Kayla sah sie nun höchst unangenehm berührt und betroffen an.
„Ihr wisst das doch und seid Edel geboren... und doch habt ihr euch nun dafür hergegeben, Herrin! Ihr seid so jung und schön und wollt nach nur zwölf kurzen Monaten euer Leben lassen!", sagte das Mädchen betrübt zu ihr, doch Gemma lächelte schlicht wieder Kopfschüttelnd vor sich hin.
„Du verstehst es natürlich nicht... wie könntest du auch. Du hattest nicht mein Leben, Kayla, und kanntest auch nicht meine lieben Schwestern, denen ich einen Eid schwor, als sie starben.
Außerdem...
Sehe mich bitte nicht als Edel geborene an, denn das war ich nie. Keine Lady noch nicht einmal eine Tochter, sondern einzig eine Gefangene Schwester.
Ich hatte auch nie eine richtige Familie oder Eltern, die in mir je etwas gutes gesehen hätten oder etwas Wertvolles. Und wie ich jetzt inzwischen weiß, war ich auch schon lange nicht mehr gesund.
Die hohen Magier haben beide schon sehr viel mehr Lebensessenz für mich hergegeben, als sie es mussten, Kyla, nur um mich zu beschützen und dann zu retten. Und Watteom musste sigat noch all seine Macht nutzen um mich dann letztlich auch vor dem König und dem Prinzen zu beschützen. Er nutzte seine Charta,was immer das auch ist.
Und nun darf ich frei sein und Leben.
Ich bin nicht mehr eingesperrt, ich darf sogar hinausgehen und auch noch die Sonne sehen. Ich bekomme so viel zu essen, dass ich nachher am liebsten nur noch herum rollen würde, so schöne neue und warme Kleider, wie auch heißes Wasser in einem großen Becken zum baden..."
„Doch für all das gebt ihr nun letztlich euer Leben hin, Lady Gemma.", flüsterte Kyla betrübt und Gamma wiegte nachdenklich den Kopf hin und her.
„Tu ich das? Ich glaube das nicht, Kayla, denn ich bin eigentlich schon lange tot.", bekannte sie traurig und Kayla sah sie bestürzt an derweil Gemma wieder träumerisch fühlend zum Fenster hinblickte. „Würde es nach meinen Eltern gegangen sein, würde ich schon vor langer Zeit, gleich nach der Geburt eines männlichen Erben durch Dara, Flora oder Jara getötet worden sein. Der kleine, steinerne Raum, mit nur einem vergitterten Fenster, in dem ich lebte und dem ewig gleichen Blick nach draußen... das war mein Sarg. Abends konnte man den Mond, wenn er im Nord-Osten aufging betrachten, wenn man ganz links am Vorsprung saß.
Und wenn er aufgegangen war, ist dann auch bald Ursa gekommen um mir mein Essen zu bringen. Darin war nach Jaras Tod immer eine starke Medizin, die mich schnell einschlafen ließ, damit ich nachts nicht auch noch versuchen würde mein Leben zu beenden.
Nach dem Essen hatte ich dann nur noch einige Momente mit dem Mondlicht für mich allein, dann schlief ich und irgendjemand legt mich dann später auf das dünne schmutzige Lager.
Da ich nachts betäubt war, fror ich nicht. Aber sobald ich dann morgens aufwachte...
Und im Winter sogar noch mehr.", sah sie die junge Dienerin traurig an, bevor die unter Tränen lächelte und die Arme ausbreitete.
Und nun habe ich all das hier...! Ich sitze im Sonnenlicht, Kyla... und darf hinaus...
Und die Magier sind so unglaublich gut zu mir!
Ich habe gestern Morgen nach dem Rausgehen nur ein bisschen gefroren. Doch als ich es sagte, haben sie mich beide sofort in den Arm genommen und gewärmt.
Nur das, nichts sonst.
Sie sind so gutherzige und freundliche Männer. Sehr viel freundlicher, als dass ich es je zu hoffen wagte.
Also bitte sorge dich nicht mehr um mich. Die nächsten zwölf Monate werden für mich der Himmel sein, davon bin ich fest überzeugt.
Ganz egal was da nun noch kommen wird, selbst wenn sie schon viel früher meine Essenz benötigen sollten... dann ist das eben so. Und ich gebe sie Ihnen gerne. Denn sowohl bei Watteom als auch Zedderas weiß ich sie in den besten Händen. Sie werden damit viel Gutes tun und noch etwas länger leben, auf dass sie auch noch anderen Menschen mit ihrer Magie helfen, sie befreien und das Reich Iddhee beschützen können."

Die Braut der Magier #Wattys2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt