Chishiya

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Ich bin gerade fertig geworden mich anzuziehen als Kuina in mein Zimmer kam. Sie ist die beste Freundin von Chishiya und sich so ziemlich Dauergast wenn er mal zuhause ist.

„Was hat der Arzt gestern gesagt?" fragend sah ich sie durch den Spiegel an. „Chishiya hat erwähnt das du im Krankenhaus warst wegen einer wichtigen Untersuchung" sie fing an meine Haare zu kämmen.

„Ach naja... ich habe es jetzt schriftlich nie wieder in den Einsatz oder körperlich schwere Tätigkeiten ausüben zu dürfen. Die Einschränkung wird nicht mehr weggehen. Das heißt ich werde für immer ein krüppel bleiben." traurig sah ich nach unten. Der Arzt hatte mir noch einiges mehr gesagt. Aber das muss nicht jeder wissen.

„Aber wenigstens lebst du oder nicht?" versucht sie mich aufzubauen. „Ist das wirklich etwas positives?" eine Wut kochte in mir hoch. Die Wut auf mich selbst. „Aber Rin... sah doch sowas nicht. Wir haben dich alle schrecklich gerne"

Sie flechtet meine zu einen Zopf. „ wir haben uns nur durch diesen Unfall erst alle kennengelernt. Darüber bin ich auch froh versteh mich nicht falsch. Aber zu welchen Preis? Wäre ich dabei drauf gegangen wäre es niemanden aufgefallen. Ich habe niemanden der um mich getrauert hätte. Sie sind alle tot. Nur ich lebe noch" eine Träne lief mir die Wange hinunter.

Chishiya der unbemerkt von uns beiden in der Tür stand, schickte Kuina raus und hockte sich vor mich. „Ich weiß was der Arzt mit dir besprochen hat. Ich habe deine Akte gelesen. Mach dein Leben nicht von solch einen Befund abhängig. Wir haben alle Menschen verloren. Aber wir sind jetzt alle hier und leben. Wir sollten das beste draus machen Rin. Denk nicht an die Zukunft. Lebe im jetzt." er lächelte sanft.

Wütend sprang ich auf. „Du hast gut reden! Du wirst ja auch nicht Jahr für Jahr mehr zum Krüppel! Du kannst deine Beine uneingeschränkt benutzen! Ich nicht verdammt! Irgendwann wird mein Bein nicht mehr belastbar sein! Ich werde für immer einen Stock oder ein Rollstuhl brauchen!" ich drehte ihm den Rücken zu.

„Nein da hast du recht. Aber wir alle sind für dich da. Wir unterstützen dich. Bis dahin ist die Medizinforschung auch schon weiter und vielleicht gibt es eine Möglichkeit das alles zu verhindern" er nahm mich in den Arm.

„Tut mir leid Shuntaro. Ich wollte dich nicht so anfahren. Irgendwie bringt mich das alles durch einander. Die Diagnose, die Bilder die ständig auftauchen und diese Gefühle die ich nicht erklären kann." er zog mich noch näher.

„Das geht uns allen so. Wir sehen solche Bilder alle. Und nun los komm, die anderen sind auch schon da. Wisch dir die Tränen weg, heute wird gefeiert. Für heute vergessen wir alle unsere Sorgen ok?"

Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken wie Chishiya ausgelassen feierte. „Ok.." er wand sich gerade zur Tür als ich ihn noch mal aufhielt. „Chishiya..? Danke..." nickend verschwand er und lies mich alleine.

Im Bad spritze ich mir kaltes Wasser in das Gesicht damit ich nicht mehr verheilt aussehe.

Im Wohnzimmer standen die anderen schon jeder mit einen Getränk in der Hand. Lächelnd stellte ich mich zu Niragi und Aguni. „Hey kleine, lang nicht mehr gesehen" begrüßte mich der Größere.

„Dafür kann ich nichts. Irgendwie arbeiten wir aneinander vorbei." lachte ich. „Ab nächste Woche werden unsere Truppen zusammen gelegt, denn sehen wir uns öfter" sagt er überraschend.

„Na toll du darfst sie denn jeden Tag sehen und ich nicht?" schmollt Niragi. „Hast du die Couch nicht schon hier gemietet? Außerdem hab ich gehört das du zur haushaltskasse beisteuerst" lacht Aguni.

Hilfesuchend sah Niragi zu mir. Entschuldigend konnte ich bloß mit den Schultern Zucken. „Wo er recht hat. Es gibt kein Tag an dem du nicht hier bist. Manchmal bist du sogar hier wenn ich von Arbeit komme und die anderen beiden nicht da sind"

Gespielt empört haut er mir leicht auf die Schulter. „Ich dachte du stehst zu mir Prinzessin" theatralisch ging er zu den anderen rüber.

Die Stimmung war ausgelassen und es wurden einige Liter Alkohol vernichtet.
Arisu saß mit Usagi knutschend auf der Couch, Kuina und Ann standen am Fenster und rauchten eine während sich Aguni mit Niragi unterhielt.

Chishiya deutete mir ihm zu folgen. In seinen Zimmer öffnete er das Fenster und verschwand nach draußen auf die Feuerleiter. Gemeinsam mit ihm gingen wir diese bis nach oben zum Dach.

Dort setzten wir uns hin. „Denkst du wirklich so? Also das du es nicht wert bist zu leben?" er sah mich nicht an während er sprach. „Manchmal... manchmal überkommt mich das Gefühl, das lieber meine Schwester damals hätte überleben sollen. Es ist alles so verwirrend. Ich habe gerne Sport gemacht, war gerne im Einsatz und habe nie über morgen nachgedacht. Und jetzt? Ich werde nie wieder joggen gehen können, nie wieder unser Land verteidigen oder so unbeschwert sein."

„erfinde dich neu. Suche dir neue Aufgaben im Leben. Probier neue Dinge aus. Finde dich selbst. Ich bin sicher denn findest du auch wieder Spaß am Leben. Auch mich verwirren diese Gefühle. Immer wieder flackern Gefühle auf, von denen ich dachte sie vor Jahren abgelegt zu haben. Das macht mir Angst. Aber ich habe euch. Ich weiß das ihr für mich da seit wenn ich es brauche. Das stärkt mich."

Ich sah ihn ungläubig an. Ich bin mir nicht sicher jemals ein so langes Gespräch mit ihm geführt zu haben. „Die ist bewusst da du mir jetzt hier diesen Ort gezeigt hast, das ich jetzt öfter durch dein Zimmer gehen werden muss?" lachte ich. Ich wollte jetzt nicht weiter über mein Innerstes reden. Dazu versteh ich es selber zu wenig um es jemand anderen logisch erklären zu können.

Wir verbrachten locker eine Stunde oben auf dem Dach. Erzählten über Unwichtige Sachen und genossen die Stille.

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