Kapitel 122 - Wieso sah er so blass aus? - Teil 2

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Still beobachte Huilan wie der junge Ausländer am Ende des Weges hinter Büschen verschwand und konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen.

„Glaubst du wirklich, dass du mir mit deiner lächerlichen Ausdauer entwischen könntest, wenn ich es drauf anlege?", murmelte sie belustigt, während sie sitzen blieb.

Anfangs hatte ihr der Kerl einfach nur leid getan. Aber mit der Zeit fand sie Gefallen an seiner aufopfernden Art sich dem Training zu widmen und er zeigte inzwischen tatsächlich Fortschritte. Was keineswegs eine Selbstverständlichkeit war, auch nicht mit ihrem Training. Es gehörte eine Menge Selbstdisziplin dazu ab- oder zuzunehmen und Bahe schaffte es inzwischen seit mehreren Wochen nicht nur sein Gewicht, sondern auch seine Kraft und Kondition kontinuierlich zu erhöhen.

Irgendwie empfand sie Stolz, dass er es dank ihrer Anweisungen so weit gebracht hatte und allmählich fragte sie sich, wie weit er es wohl noch bringen könnte. Hatte sich so immer ihr Vater gefühlt, nachdem eine Schülerin oder ein Schüler es besonders weit gebracht hatten?

Im Sommer würde wieder das alljährliche Event ihrer Familie stattfinden. Sollte sie ihn mitnehmen? Sie war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, aber bis dahin waren es ja noch ein paar Monate...

Vielleicht...

Wenn sich seine Konstitution noch ausreichend besserte... wäre es eine Option.

Bei dem Gedanken daran, welche Qualen Bahe dort erleben würde, konnte sie nicht anders als kurz diabolisch zu grinsen.

Sie wollte sich gerade auf den Rückweg machen, als sich eine Hand auf ihre rechte Schulter legte und sie zwang sich umzudrehen.

Vor ihr standen zwei Kerle Mitte zwanzig, die ihrer Alkoholfahne nach zu urteilen offensichtlich die Nacht zum Tag gemacht hatten und sahen sie geil grinsend an.

„Hey Kleine, wie wäre es noch mit ein Bisschen Spaß in den Büschen da drüben, ehe du zur Schule gehst?", meinte der Linke der Beiden und fasste ihr bedrohlich näher kommend ans Gesicht.

„Hah...", seufzte Huilan innerlich die Augen verdrehend. Natürlich hatte sie diese Idioten schon längst bemerkt und hätte vermutlich auch eine Konfrontation davon kommen können. Aber nicht allzu weit entfernt lief noch eine andere junge Frau durch den Park, die dann wohl Opfer dieser Bastarde geworden wäre. Also entschied sie sich mitzuspielen und wartete lange genug an Ort und Stelle, bis diese Idioten es zu ihr geschafft hatten.

Nach ihrem Seufzer hob sie den Blick und sah dem Typen, der ihr ans Gesicht fasste, schmachtend in die Augen, ganz egal wie angewidert sie war.

„Gegen ein Bisschen Spaß hätte ich absolut nichts einzuwenden...", säuselte sie so verführerisch, wie sie sich Verführung vorstellen konnte. Schließlich hatte sie ja nun wirklich keine Erfahrung in solchen Dingen.

Doch scheinbar reichte den beiden Männern ihr jämmerliches Schauspiel, denn der Zweite rief begeistert aus: „Fuck! Diese Bitch ist selbst schon ganz geil!"

„Hehe...", grinste auch der Linke, der sein Glück wohl kaum fassen konnte und meinte: „Diese heißen Schlampen wie du, werden auch immer jünger... nicht das mich das stören würde..."

Huilan der das Ganze nicht schnell genug ging, nahm schnell die Hand des linken Typen aus ihrem Gesicht und meinte ungeduldig: „Wieso nimmst du nicht deine Hand und führst sie in andere Regionen?"

„Oh fuck, ja!", hauchte dieser sofort, als Huilan seine Hand vor ihr hinunter führte, nur um sie plötzlich mit Gewalt nach unten zu reißen und sie dabei nach hinten zu drücken.

Mit einem ekligen Knacken registrierte sie das Brechen des Handgelenks und ließ los, noch bevor der Typ seine Hand zurückriss und schmerzerfüllt aufschrie: „Arg! Diese Bitch hat irgendwas mit meiner Hand gemacht!"

Den Moment, in dem der rechte Kerl von seinem Kumpel abgelenkt war, nutzte Huilan und trat diesem mit voller Wucht zwischen die Beine.

„Urg...", stöhnte der Kerl, als er fast ohnmächtig vor Schmerz in die Knie ging und Huilan setzte sofort einen Kniestoß zu seinem Kopf hinterher. Sie traf ihn gezielt an der Schläfe und schaltete ihn damit endgültig aus, ehe er bewusstlos zu Boden sackte.

„Du... du...", stotterte der Kumpel des Bewusstlosen regelrecht hysterisch. „Du hast ihn umgebracht!"

„Wer weiß", sagte Huilan, während sie ihr bestes Bösewicht-Lächeln zur Schau trug und auf ihn zuging.

„Bleib... bleib weg von mir, du Irre!", kreischte der Typ regelrecht und wich so hektisch vor ihr zurück, dass er stolperte und sich instinktiv abfangen wollte, was einen erneuten Schmerzensschrei seinerseits auslöste, als sein gebrochenes Handgelenk die gewohnte Arbeit aufnehmen sollte.

Mit zwei schnellen Schritten war Huilan über ihm und presste ihren Fuß auf seine Kehle, während sie sein Gesicht fest im Griff hielt und bedrohlich fragte: „Lass mich dir eine Frage stellen... Wenn du das nächste Mal eine Frau alleine in einem Park siehst, wirst du sie dann in Ruhe lassen?"

Der Typ beeilte sich zu nicken, soweit es seine Lage zuließ.

„Gut so... Aber nur für den Fall, dass du es vergisst...", begann Huilan unheilvoll.

„Nein, bitte nicht!", jammerte der Typ nun regelrecht, während er ängstlich vor sich hin zitterte.

„Du hast recht, du hast schon genug", seufzte Huilan, ehe sie seinen Kopf ein letztes Mal heftig auf den Boden hämmerte und dann von dem Typen abließ.

„Wehe ich sehe euch jemals wieder bei einer solchen Aktion, dann kann euch niemand mehr retten", raunte sie noch missmutig, während sie den vor Schmerz benebelten Kerl hinter sich ließ und sich auf den Heimweg machte.

Solche Idioten...

„Alles ok?", rief von Weitem die junge Frau, für die sie vorsichtshalber noch etwas länger im Park geblieben war.

„Keine Sorge, die Idioten können Ihnen nichts mehr tun, dafür habe ich gesorgt", rief Huilan zurück, was die Frau merkwürdig dreinblicken ließ.

Schulterzuckend ging sie weiter und bemerkte aus den Augenwinkeln eine bekannte Gestalt. Mit wieder guter Laune setzte sie ihren Weg fort und tat so als ob sie die Gestalt nicht sehen würde. Dennoch konnte sie sich nicht verkneifen zu schmunzeln, bei dem Gedanken, wer da hinter den Büschen extra noch länger geblieben war, weil er sie offensichtlich nicht alleine im Park hatte zurück lassen wollen.

Ja... diese beschützerische Art von ihm und die Sorgen die er sich um die Menschen in seiner Nähe machte, waren wohl auch ein paar der Gründe, weshalb sie ihn immer noch gerne unterrichtete.

Aber bei allen Himmeln, wieso sah er so blass aus?




Wie versprochen hier der nächste Teil ;-)

Und vielen lieben Dank für all eure Votes, das bedeutet mir eine Menge!

RiBBoN


Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt