Kapitel 125 - Katz und Maus - Teil 2

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„Hey, du elende Schlampe, Finger weg vom deinem Prophone!", hörte Bahe plötzlich den Anführer des Schlägertrupps schreien, den Bahe beinahe vollkommen vergessen hatte. Scheinbar war er nicht länger mit seiner halb bewusstlosen Freundin beschäftigt.

„Verdammt...", murmelte Bahe, während er mal wieder eine plötzliche Kehrtwende machte und den Typen mit den schiefen Zähnen erneut in die Weißglut trieb.

Hastig lief er diesmal nach vorne, um sich einen Überblick zu verschaffen und sah gerade noch, wie der Kerl mit dem Ziegenbart sich gerade wieder auf die Beine kämpfte. Die Freundin vom Anführer saß mit blutender und seltsam schief stehender Nase an der Kasse angelehnt da. Der Rest ihres Gesichts war von Tränen, zerlaufender Schminke und Blut vollkommen verschmiert.

Hinter der Kasse griff sich der Anführer gerade Bahes Großvater, der sich natürlich zwischen den Schläger und seine Chefin gestellt hatte.

„Fuck!", fluchte Bahe und wollte gerade weiter sprinten, als der Anführer des Schlägertrupps Bahes Großvater herum riss und lauthals schrie: „Hey, du Sohn einer verfickten Schildkröte! Ich habe deinen alten Sack von Opa hier, wenn du nicht willst, dass ich seine Kehle aufschneide, schiebst du sofort deinen Arsch hierher!"

Bahe zögerte nur einen kurzen Moment, ehe er sich wieder in Bewegung setzte. Der Anführer war mit Sicherheit sauer, aber Bahe traute dem Idioten keinen Mord zu. Auf ihn einzugehen würde viel gefährlicher für ihn und seinen Großvater werden, als weiter auf Zeit zu spielen.

Doch dieser winzige Augenblick der Ablenkung reichte aus, dass Bahe einen Schläger im Gang rechts von ihm zu spät bemerkte. Ausgerechnet in dem Gang, den er als seinen Fluchtweg auserkoren hatte. Ihm blieb nur übrig mit schnellem Antäuschen sein Gegenüber zu verwirren. Es folgten Ausfallschritte nach links, rechts und wieder nach links, bis Bahe sich dazu entschied rechts an dem Schläger vorbei zu huschen.

„Fuck, nicht noch einmal!", fluchte der Typ lauthals und sprang Bahe hinterher.

Der Schläger bekam Bahe zwar nicht richtig zu fassen, stieß ihn aber mit voller Wucht gegen das Regal im Gang.

Bahe ruderte mit den Armen und versuchte sich irgendwo festzuhalten, konnte sich aber letztlich nur auf dem Fliesenboden abfangen. Hektisch rappelte er sich auf und stürmte davon. Vor ihm, hinter der nächsten Ganggabelung, rannte ihm bereits der nächste Schläger entgegen. So wie es aussah würde es darauf ankommen, wer schneller war. Der Gang zweigte nur nach rechts ab, links befand sich hinter den Kühlregalen die Ladenwand. Er musste unbedingt vor dem Typen die Gabelung erreichen. Bahe legte alles was er hatte in den kurzen Sprint und schaffte es tatsächlich kurz vor dem Schläger nach rechts abzubiegen, als sich plötzlich eine Schulter in seine Seite grub und ihn mit Gewalt gegen die Kühlregale schmetterte.

Keuchend sackte er in sich zusammen und versuchte verzweifelt Luft in seine Lungen zu ziehen. Mit letzter Kraft stemmte er sich irgendwie hoch, als ihn plötzlich zwei Hände an seiner linken Schulter und Arm packten. Kurz darauf wurde auch sein rechter Arm von jemand Anderen fixiert. Aus purem Instinkt heraus begann er sich zu winden und hin und her zu zappeln, was die erschöpften Schläger offenbar überrumpelte. Ihre Griffe lösten sich leicht und Bahe warf sofort seinen Oberkörper kraftvoll nach vorne unten. Mit dem entstandenen Ruck lösten sich die Griffe seiner Gegner und Bahe jubilierte innerlich über seine Geistesgegenwart, als ihn unmittelbar danach ein Knie seitlich im Gesicht erwischte.

Nur benommen spürte Bahe wie sein Kopf gefolgt vom Rest seines Körpers zurück geschleudert wurde. Bahe brauchte einen Moment, ehe er wieder klare Gedanken fassen konnte. Erstaunlicherweise spürte er keine Schmerzen in seinem Rücken, war er von den Schlägern vielleicht aufgefangen worden? Oder schmerzten seine Seite und sein linkes Auge vielleicht einfach viel zu sehr?

Das Auge hielt er nämlich krampfhaft geschlossen, während er sich wünschte die Hände vor sein Auge legen zu können. Aber die wurden zusammen mit seinen Armen fest umklammert, was seine Bewegungsfreiheit stark einschränkte.

Erst jetzt bemerkte Bahe wie er an seinen Armen vorwärts gezogen wurde und seine Füße über den Boden schleiften.

Mit Mühe schaffte er es seine Aufmerksamkeit auf seine Umgebung zu richten und konnte sich nur geschlagen geben. Zwei der Schläger hatten ihn in Gewahrsam genommen und kämpften sich schnaufend damit ab ihn vorwärts zu ziehen, während der Typ mit den schiefen Zähnen sich mit dem Messerkerl unterhielt und vorne weg ging. Selbst wenn er noch einmal die Kraft finden würde sich loszureißen, würde er wohl kaum entkommen...

Missmutig konnte Bahe nur zusehen, wie sie ihn nach vorne, zum Kassenbereich des Supermarktes, brachten. Bahe wollte sich gar nicht ausmalen was ihm dort wohl blühen würde.

Ein paar Sekunden später waren sie vorne angekommen und Bahe stellte erleichtert fest, dass seinem Großvater und seiner Chefin wohl nicht wirklich etwas passiert war. Zumindest, wenn man mal davon absah, dass sie gezwungen waren vor dem Anführer der Schläger auf dem Boden zu knien und beide recht blass wirkten.

Danach wanderte seine Aufmerksamkeit zum Anführer der Schläger, der gerade versuchte seine hysterische Freundin zu besänftigen, die sich darüber echauffierte, dass sie mit ihrer gebrochenen Nase für immer entstellt wäre.

Zuletzt blieb sein Blick mit einem zufriedenen Funkeln an dem Ziegenbart hängen, welcher noch immer merkwürdig breitbeinig da stand.

„Boss, hier ist dieses Arschloch endlich", meinte der Kerl mit den schiefen Zähnen und gab den beiden Typen hinter Bahe ein Zeichen, woraufhin diese Bahe in die Kniekehle traten und ihn so auf die Knie zwangen.

„In der Tat... endlich...", betonte der Anführer das letzte Wort und spielte damit wütend auf die Zeit an, die seine Leute für Bahes Ergreifung gebraucht hatten. Seine Unzufriedenheit bekamen seine Schläger aber nur kurz in Form von bösen Blicken zu spüren, ehe er sich an Bahes Großvater wandte und dabei mit seinem Messer spielte: „Ich will ehrlich mit dir sein, Opa. Eigentlich wollte Shang, dass wir dich und deine Familie langsam fertig machen und leiden lassen..."

Als Bahe hörte wer der Verursacher dieser ganzen Situation war, begann er vor lauter unterdrücktem Zorn zu zittern.

Er konnte nicht fassen, dass sich alles wiederholte... Kein Wunder, dass ihm sein Großvater nichts sagen wollte.

Shang... Mal wieder die ehemalige rechte Hand seines Vaters... Der Mann, den er früher immer mit einem Lächeln Onkel Shang genannt hatte und der lange Zeit wie ein echter Verwandter für seine Familie gewesen war... Dieser Bastard dankte es ihnen, indem er sich nun zum zweiten Mal an seiner Familie vergriff...

Bahe erinnerte sich noch genau wie er seiner Mutter versprach, sich nicht mehr mit Mai Ping Lun anzulegen, aber über Shang hatten sie nie gesprochen...

In diesem Moment schwor Bahe sich, dass dieser Mistkerl es bereuen würde.

Dann wanderten seine Gedanken düster an seine momentane Situation zurück. Vorerst sollte er wohl lieber überlegen wie er noch mehr Zeit schinden konnte...



Teil 2/2

RiBBoN


Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt