Kapitel 123 - Das überraschende Angebot - Teil 2

205 42 2
                                    

„Was soll das denn bitte schön für ein Scheiß-Angebot sein!", fluchte er kurze Zeit später lauthals vor sich hin.

„Hä? Was ist los?", verlangte Muning zu wissen.

„Hall of Fame bietet mir ganze 500 Yuan pro Monat für meine spielinternen Aufnahmen... Soviel also dazu, dass sich ihr Angebot lohnen könnte...", erklärte Bahe missmutig. „Diese Assistentin hat mich am Telefon ja mal sowas von verarscht... Von wegen eine fünfstellige Summe, da ist ein verdammtes Komma dazwischen. Sieh selbst..."

Muning nahm sein Smartphone entgegen und las sich die Mail aufmerksam durch.

„500,00 Yuan... ja genau...", Muning schüttelte nur fassungslos den Kopf.

„Ich verstehe das nicht...", meinte Bahe. „Da macht sich diese Angel Eye so eine Mühe, mich im Spiel auf Umwege zu kontaktieren und dann kommt dabei so ein jämmerliches Angebot heraus? Ihr muss doch klar sein, dass ich für sowas niemals meine Spielgeheimnisse herausgebe."

„Vielleicht will die Assistentin noch mit dir verhandeln?", meinte Muning, als er noch weiter auf den Display des Smartphones schaute. „Ah, nee... hier steht sogar, dass du dich bis heute Abend bezüglich der Annahme des Angebots melden müsstest. What the fuck... Ich bin genauso verwirrt wie du."

„Tja... ist ja nicht so, als ob ich nicht irgendwie damit gerechnet habe. Der Gedanke war einfach zu schön, um wahr zu sein. Dank Raoie brauche ich diese verdammten Fernsehsender sowieso nicht", zuckte Bahe mit den Schultern.

„Du redest bestimmt von diesen ganzen Upalen, die du in Raoie gefunden hast?", schätzte Muning.

„Genau", nickte Bahe. „Wenn wir die Dinger zu Geld machen, sollte dabei genug raus springen, um die Jahrgangsfahrt nach den Sommerferien bezahlen zu können. Wir müssen nur so langsam wirklich aus diesem Höhlensystem heraus kommen. Unsere Vorräte neigen sich dem Ende zu. Wenn wir nicht bald diese Ameisenkönigin erledigen, könnten wir da unten noch verhungern."

„Das wäre es noch, einen Mega-Schatz bergen, dann verrecken und ihn wieder droppen!", lachte Muning.

„Hey, beschrei es nicht!", grinste Bahe.

„Aber eigentlich solltet ihr doch genug Platz in euren Speichergegenständen haben. Die ursprünglichen Speichergürtel kann man mit dem Tod ja nicht verlieren", ergänzte sich Muning.

„Na ja... um ehrlich zu sein, sieht es stark danach aus, dass wir nicht alle Upale in unseren Gürteln unterbekommen werden", sagte Bahe. „Der interdimensionale Platz der Speichergürtel ist leider doch sehr begrenzt, vor allem bei den relativ großen Kristallen..."

„Du willst mir sagen, dass dort unten den Höhlen dermaßen viele Kristalle sind, dass selbst vier Leute sie nicht alle in ihre Speichergegenstände kriegen?", hakte Muning verblüfft nach. „Verdammt, Bahe, ihr werdet reich!"

„Ja... so sieht es aus", nickte Bahe mit einem gequälten Lächeln, als er mürrisch hinzufügte: „Richtig blöd ist, dass ich eigentlich einen Speichergegenstand habe, der uns Abhilfe leisten könnte, wenn ich ihn nur mal an mich gebunden hätte... Irgendwie war immer so viel zu tun, dass ich die Quest rund um diesen Speichergegenstand nach hinten geschoben habe. Schließlich hatte sie kein Ablaufdatum. Tja und dann stelle ich fest, dass ich mindestens zwei Wochen bräuchte, in denen ich stundenlang Mana in diesen Speichergegenstand hineinfließen lasse..."

„Haha, sowas kann auch nur wieder dir passieren!", lachte Muning lauthals.

„Du hast gut reden. Abgesehen vom trainieren, habe ich in Raoie eigentlich nie einen Moment für mich gehabt. Ursprünglich musste ich ja sogar noch lernen mein Mana überhaupt kontrollieren zu können, um überhaupt eine Chance zu haben, den Speichergegenstand meines Magiermeisters an mich binden zu können. Dann begann das ganze Chaos rund um die Schlacht im Belungagebirge. Kaum zurück meldet sich Feiying bei mir und erzählt mir von den Upalen und auf dem Weg zu ihm begegne ich erst Sin of Birth und danach diesem Dieb und dem Bogenschützen..."

„Nun ja... wenn man es so betrachtet...", ließ Muning seinen Satz nachdenklich ausklingen, während er nickend die Unterlippe vorschob.

Sie wollten ihr Gespräch erst noch fortsetzen aber dann betrat ihre Mathematiklehrerin den Klassenraum und sie packten lieber schnell ihre Sachen aus.

Der Vormittag in der Schule verlief ereignislos und in der Mittagspause konnte er sich mit Muning in die Cafeteria auf dem Dach zurückziehen. Als er zum Nachmittagsunterricht musste, war er jedoch fast erfolgreich die Treppe hinunter gestoßen worden. Er war mit voller Wucht gegen Muning geprallt, der in diesem Moment vor ihm herging. Nur dank Munings korpulenter Statur, die man nicht so leicht aus ihrer Bahn warf, hatten sie sich fangen können.

Und wie immer machten sich die Übeltäter nicht einmal die Mühe ihre spöttischen Mienen zu verbergen.

Bahe konnte nichts anderes tun, als wütend die Fäuste zu ballen, ansonsten aber kein Anzeichen seines Gemütszustandes erkennen zu lassen. Es fehlte noch, dass er ihnen die Genugtuung einer Reaktion auf ihre Handlungen gab.

Der restliche schulische Nachmittag ging eher mühsam vorüber. Chinesischunterricht war eine reine Paukerei für Bahe. Mandarin zu sprechen war nicht das Problem, sondern vielmehr die unzähligen Doppelbedeutungen und Hintergründe aus der Geschichte des Landes, die einen Kontext vollkommen verändern konnten.

Zu allem Überfluss spürte er die ganze Zeit die Blicke, die Bowan ihm zuwarf. Sie waren nicht zu offensichtlich. Aber wenn man darauf achtete, wirkte es schon fast unabsichtlich komisch, wie er seine Blicke unauffällig wirken lassen wollte.

Am Ende der Stunde bat ihr Chinesischlehrer, Herr Li, schließlich die Klasse: „Ich brauche noch zwei Schüler, die kurz länger bleiben können und mir beim Tragen einiger Materialien für Naturwissenschaftsprojekte helfen können. Würde den Job irgendjemand freiwillig übernehmen?"

Überraschenderweise meldete sich sofort die sonst so in sich gekehrte Ruomei, über die Muning nur wenig wusste. Als Bahe jedoch aus den Augenwinkeln heraus bemerkte, wie Bowan mit siegessicherem Lächeln im Begriff war die Hand zu heben, stand Bahe plötzlich auf und meinte laut mit einer kleinen Verbeugung: „Herr Li, darf ich sie ganz kurz unter vier Augen sprechen?"

„Äh... sicher", stimmte Herr Li überrumpelt zu.

Mit einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen trat er nach vorne zu Herr Li und begann zu flüstern...




Droppen = abgeleitet von Drop. Damit werden Gegenstände und Artefakte beschrieben, die ein Computerspielcharakter fallen lässt, wenn er besiegt wurde. Bei ihrem Spieltode sind Spielerinnen und Spieler von Computerspielen, den gleichen Gesetzen unterworfen. Sie können mit ihrem Tode einige ihrer Gegenstände verlieren, die sie zum Zeitpunkt des Todes bei sich getragen haben. Sie „droppen" also ihre Gegenstände.



Teil 1/?

Lange Pause... leider schaffe ich zurzeit nur selten zu schreiben. Mein Nachwuchs und meine bessere Hälfte beanspruchen neben der Arbeit und der Hunderunde zurzeit doch noch ganz schön viel meiner Zeit... Abends bin ich häufig so ausgelaugt, dass meine Kreativität darunter leidet... oder zumindest meine Lust zu schreiben. Na ja... wie man so schön sagt... real Life geht vor.

Ich hoffe, dass ich bald wieder regelmäßiger schreiben kann. Bis dahin danke für eure Geduld.

RiBBoN

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt