Kapitel 111 - Die letzte Ruhestätte der Grenzbewahrer - Teil 2

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„Fucking Hell!", murmelte Feiying mit großen Augen, als vor ihm plötzlich ein Waldbrand mit fast einem Kilometer Durchmesser aus dem Nichts entstand.

Was zum Henker trieb sein Kumpel da?!

Deutliches Zeichen schön und gut, aber die brennende Fläche war so riesig, dass Feiying sich nicht sicher war, wo er anfangen sollte nach Bahe zu suchen.

Hastig ließ er seine Augen über den Waldbrand fahren, entdeckte auf den ersten Blick jedoch nichts. Wie sollte er seinen Freund bloß vor den Fängen der Wolfsunion retten, wenn er ihn nicht finden konnte?!

Tief durchatmend schloss er kurz die Augen, um sich zu beruhigen und dachte nach.

Der Waldbrand war aus seiner Mitte heraus entstanden. Also konnte Feiying davon ausgehen, dass sich Bahe irgendwo dort in der Nähe aufhielt. Da Bahe die Felsformation eineinhalb Kilometer zu Feiyings Rechten anstrebte, müsste er Bahe eigentlich am südlichsten Ende des Waldbrandes ausfindig machen können.

Konzentriert beobachtete Feiying diesmal das Randgebiet des Waldrandes und fand tatsächlich wenig später mehrere Spieler in Begleitung eines Tieres, die sich gemeinsam durch all den schwelenden Rauch und die heiße Flammenhölle kämpften. Es war auf die Entfernung schwer auszumachen, aber in Anbetracht ihrer Position ging Feiying davon aus, dass sich Bahe unter ihnen befand.

Blitzschnell kontrollierte Feiying die Ausläufer des Waldes, die sich letztlich im felsigen Untergrund des Belungagebirges verloren und entdeckte Scharen von Spielern, die den kompletten Waldrand in Bahes Laufrichtung absicherten. Es war klar, dass eine solche Horde von Spielern nur zur Wolfsunion gehören konnte.

Ohne zu zögern aktivierte er sofort die Chatfunktion, die Bahe direkt annahm.

„Wohin müssen wir?", keuchte Bahe, offensichtlich außer Atem und dementsprechend kurz angebunden.

„Hey, ich muss erst mal feststellen, ob du wirklich unter den Spielern bist, die ich gerade mitten in diesem Waldbrand entdeckt habe", warf Feiying ein.

„Ich wedel mit meinem rechten Arm", sagte Bahe knapp.

„Hah... ich sehe dich", gab Feiying seinem Freund erleichtert zu verstehen und erklärte: „Wendet euch um circa fünfundvierzig Grad nach rechts. Dann könnt ihr gefühlt der halben Wolfsunion entkommen, die sich vor euch am Waldrand versammelt hat."

„Bitte, was?!", hakte Bahe entsetzt nach.

„Du hast mich schon richtig verstanden", antwortete Feiying seinem Freund. „Zumindest bin ich mir relativ sicher, dass all die Spieler zur Wolfsunion gehören. Immerhin besetzt diese Gilde gerade die Minen vor Ort."

„Und weiter rechts sind keine Wolfsunionsärsche?", fragte Bahe misstrauisch.

„Doch", gab Feiying zu und erläuterte: „Dort sind sie im Verhältnis aber viel verstreuter. Wenn ihr es schafft mit drei bis vier von den Kerlen zügig fertig zu werden, solltet ihr durchbrechen können."

„Scheiße...", hörte Feiying Bahe fluchen, bis dieser meinte: „Alles klar, irgendwie packen wir das schon. Wo finden wir dich?"

„Gar nicht", antwortete Feiying. „Ich finde euch. Ich werde zwischen den Felsen am Waldrand warten, bis ihr ankommt."

„Gut", hörte Feiying noch kurz und knapp seinen besten Kumpel, ehe er die Verbindung abbrach und sich auf den Weg nach unten zum Waldrand machte. Er würde sich ranhalten müssen, wenn er rechtzeitig und unbemerkt ein akzeptables Versteck finden wollte.


*

*

*

„Was ist los? Was hat dein Freund gesagt?", fragte der Bogenschütze wissbegierig, sobald sich Bahe dem merkwürdigen Zweiergespann zuwandte.

„Wir müssen da lang", erklärte Bahe während er schräg nach rechts zeigte und änderte sogleich seine Laufrichtung.

seine Elementare, Balu, als auch der Dieb und der Bogenschütze orientierten sich an ihm und wechselten ebenfalls ihren Kurs.

„Wieso nicht geradeaus?", hakte der Dieb nach. „Auf diesem Weg müssen wir länger durch die Flammen laufen."

„Ganz genau!", beschwerte sich der Bogenschütze. „Mein HP sind schon um ganze zwanzig Punkte gefallen!"

Dieser Mistkerl sprach von zwanzig HP-Punkten, während Bahe selbst schon vierunddreißig verloren hatte...

Dennoch antwortete er gepresst: „Geradeaus wartet wohl eine ganze Horde von Wolfsunionsspielern auf uns. Weiter rechts hingegen, sollen ihre Linien weit genug ausgedünnt sein, so dass wir uns hindurch kämpfen können. Zumindest, wenn wir schnell genug mit ihnen fertig werden, meinte mein Kumpel."

„Kämpfen müssen wir also so oder so, ja?", fragte der Dieb.

Bahe nickte nur.

„Kein Problem", rief der Bogenschütze und zeigte auf seinen Köcher. „Ich habe noch ein paar mehr von diesen besonderen Schätzchen."

„Wehe die feuerst noch so ein Ding ab!", schrien Bahe und der Dieb nahezu zeitgleich, was den Bogenschützen offensichtlich kränkte.

Den Idioten ignorierend, beschleunigte der Rest der Gruppe ihre Schritte und Bahe hätte schwören können, dass er den Bogenschützen wenig später hinter ihm murmeln hörte: „Ich wollte doch nur helfen..."


Als sich nach gut fünfzehn Minuten endlich die Bäume vor ihnen lichteten, hielten sie abrupt an und spähten an den Waldrand.

„Ich zähle insgesamt fünf in der unmittelbaren Umgebung", zählte der Bogenschütze und zeigte sich ausnahmsweise mal von seiner verlässlichen Seite. „Von wegen nur drei oder vier Gegenspieler."

„Ich übernehme den ganz Kerl ganz links", erklärte der Dieb sachlich. „Danach kümmere ich mich um die Bogenschützin weiter hinten."

„Wen kannst du übernehmen?", fragte Bahe den Bogenschützen.

„Ganz allein? Maximal den Spieler ganz zu unserer Rechten", zuckte dieser mit den Schultern. „Soweit ich es richtig deute, ist er ein Dieb oder Assassine und sollte ein leichtes Ziel für einen Überraschungsangriff sein. Aber die beiden Nahkämpfer in der Mitte sind zu dick gepanzert, um sie aus der Ferne allein mit einem Bogen ausschalten zu können."

„Also muss ich die Kerle lange genug beschäftigen, bis ihr mit euren jeweiligen Gegnern fertig seid...", murrte Bahe wenig begeistert, konnte sich aber nur seinem Schicksal fügen.

„Was sollen wir machen?", legte der Bogenschütze die Tatsachen auf den Tisch. „Wir sind beide keine Nahkämpfer, dennoch hast du von uns allen mit deinem Bären die größte Chance einige Augenblicke zu überleben."

„Dann würde ich sagen, dass du den Angriff eröffnest", schlug Bahe vor und wandte sich danach an den Dieb: „In der anschließenden Verwirrung kannst du dich deinem ersten Opfer widmen. Sobald dein Angriff stattgefunden hat, renne ich zusammen mit Balu aus dem Wald und ziehe die Aufmerksamkeit auf mich, damit du dich unbemerkt auch noch um die Bogenschützin im Hintergrund kümmern kannst."

„Hört sich gut an", stimmte der Bogenschütze ihm zu. „Ich werde dich mit meinen Pfeilen unterstützen. Hey... hey... was seht ihr mich so streng an...?"

„..."

„..."

„Also... keine Brandpfeile...?"

„Nein!", schrie Bahe gleichzeitig mit dem Dieb.

„Spielverderber..."

„..."

„..."

„Ist ja schon gut..."



Endlich kann ich wieder schreiben! :-)

Teil 1/2!

Bis Sonntag!

RiBBoN

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt