Kapitel 111 - Die letzte Ruhestätte der Grenzbewahrer - Teil 4

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Zu seinem Glück erschreckte die Wolfsunionsmitglieder sein Geschrei so sehr, dass er die Hälfte der Strecke zu seinen Gegnern zurücklegen konnte, ehe sie sich fingen und aktiv wurden.

„Das müssen die drei Spieler sein, die der Boss tot sehen will!", schrie einer der Nahkämpfer und warf sich Bahe mit seinem Schwert und Schild entgegen. „Opert, pass auf Sebia auf. Sie hat dem Dieb nichts entgegen zu setzen."

Zu Bahes Erleichterung nickte der zweite Nahkämpfer und ließ Bahe mit seinem Kameraden alleine zurück, um die Bogenschützin im Hintergrund vor Alucard zu schützen.

Im Alleingang rannte Bahes Gegenspieler anschließend die letzten Schritte auf ihn zu. Es war offensichtlich, dass er mit dem erhobenen Schild Bahes Schwertschlag abwehren wollte.

Mit seinem oben geführten Schwert täuschte er seinen Schlag weiterhin an, tauchte dann jedoch blitzartig unter dem gegnerischen Schild hindurch und warf dem Gegner anschließend seine Klinge mit einer halben Drehung entgegen.

Doch sein Gegenspieler ließ sich keineswegs aus der Ruhe bringen und blockte seinen Hieb problemlos mit der eigenen Klinge. Die Wucht des plötzlichen Stillstands ließ das Schwert in Bahes Händen so unangenehm vibrieren, dass er es beinahe fallen ließ.

Es war klar, dass er in einem fairen Kampf keine Chance gegen sein Gegenüber haben würde. Der Kraftwert seines Gegners musste den seinen bei weitem übersteigen.

Glücklicherweise hatte er nie einen Gedanken an Fairness verschwendet, dachte er grimmig.

Die Aufteilung der beiden Nahkämpfer spielte Bahe genau in die Karten, als er seinen Gegner mit einem schnellen Abtauchen mit dem Rücken zum Wald dastehen ließ. Auf diese Weise konnte Balu, natürlich angetrieben von den Elementaren, unbemerkt aus dem Wald stürmen. Mit ein paar schnellen Sätzen sprang Bahe den nächsten drei Angriffsversuchen seines Gegners aus dem Weg und erlaubte es so Balu, den Nahkämpfer vollkommen unvorbereitet mit einer Pranke am Hals zu erwischen.

Mit einem Aufschrei ging dieser nieder und Bahe setzte sofort nach, indem er versuchte sein Schwert auf dessen Gesicht niederfahren lassen. Doch der Nahkämpfer reagierte instinktiv und fing den Schlag mit seinem Schildarm ab. Balu biss sich derweil aber schon durch das Kettenhemd des Schwertarms des Nahkämpfers und riss solange daran, bis er dem Kerl regelrecht seinen Unterarm samt Schwert vom Körper abtrennte.

Was folgte, war ein Schmerz erfüllter Aufschrei des gegnerischen Spielers, der ungläubig auf seinen Armstumpf starrte.

Bahe nutzte die Chance, sprang mit einem Ausfallschritt um den Schildarm des Gegners vorbei und ließ sein Schwert auf den ungeschützten Hals des Nahkämpfers fahren. Das Geschrei brach sofort ab und wurde stattdessen durch ein eklig leises Gurgeln ersetzt, als Bahes Gegner langsam am eigenen Blut erstickte.

Angewidert wandte Bahe den Blick ab und atmete tief durch, während er seine Elementare und Balu mit einer Kopfbewegung aufforderte ihm zu folgen.

Sie mussten sich beeilen.

Denn aus den Augenwinkeln heraus hatte Bahe beobachtet, wie immer mehr Spieler in weiterer Entfernung auf ihren Hinterhalt aufmerksam geworden waren. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie zur Unterstützung ihrer Gildenkameraden kamen.

Etwa zwanzig Schritt vor ihm, bemühte sich Alucard vehement darum an dem letzten verbliebenen Nahkämpfer vorbei zu kommen. Doch Bahe sah auf den ersten Blick, dass seine Situation alles andere als eine Glückliche war. Die dicke Rüstung machte es Alucard zusammen mit der Achtsamkeit seines Gegenübers unmöglich einen gefährlichen Treffer zu landen, geschweige denn an ihm vorbei zur Bogenschützin zu gelangen.

Deren Ziel war vollkommen unerwartet Bahe, der sich gerade noch niederwerfen konnte und so knapp dem Pfeil entging, der sonst seinen Schädel aufgespießt hätte. Was war denn mit Stallion? Wieso beschäftigte er die Fernkämpferin nicht?

„Stallion, Anael, ich brauche wirklich dringend eure Hilfe, wenn wir hier lebend weg kommen wollen", erklang Alucards Stimme zunehmend panisch im Teamchat, als dieser hart von seinem Gegner angegangen wurde.

„Bin schon unterwegs!", rief Stallion hustend. „Aber scheinbar bin ich nicht der einzige Bogenschütze, der über Brandpfeile verfügt."

Erst jetzt sah Bahe den verbündeten Bogenschützen in schwelender Kleidung gut fünfundzwanzig Meter zu seiner Rechten aus dem Wald hechten. Hinter ihm waren einige Baumkronen lichterloh am Brennen. Nun war Bahe klar, wie die Bogenschützin sich genug Zeit verschafft hatte, um Bahe gefährlich werden zu können.

Blitzschnell stemmte er sich hoch und rief ebenfalls unter Nutzung der Chatfunktion: „Zieh dich zurück Alucard, ich konfrontiere den Nahkämpfer. Schlag du zu, sobald du die Chance dazu siehst."

„Leichter gesagt als getan", kam die knappe Antwort und Bahe musste zugeben, dass der Wolfsunionspieler Alucard keine Möglichkeit ließ sich aus der Affäre zu ziehen.

Doch im nächsten Moment musste Bahe grinsen. Denn während er selbst sich zu Boden geworfen hatte, war Balu weiter voran geprescht. Dieser eilte Alucard bereits zu Hilfe.

Die ersten beiden Prankenhiebe Balus zwangen Alucards Gegner zurück zu weichen und verschafften Bahe genug Zeit heran zu rennen, um den ersten Schwerthieb des Nahkämpfers abzufangen. Alucard wich währenddessen zurück und verschwand hinter einem der größeren Felsen der unmittelbaren Umgebung.

„Ihr seid aber auch lästig", schnaubte Bahes neuer Gegenspieler offensichtlich genervt von der Tatsache, dass Bahe gerade noch rechtzeitig zu Balus Rettung gekommen war.

Dann sprang er an ihn heran, so dass ihre Klingen ein weiteres Mal kraftvoll gegeneinander klirrten und stieß Bahe mit seinem Schwert zurück.

Überrumpelt ruderte Bahe vergebens mit seinen Armen, ehe er unsanft auf seinem Hinterteil landete.

„Nicht gut", zischte Bahe, denn er würde niemals rechtzeitig wieder auf die Beine kommen, da sein Gegner bereits zum vernichtenden Schlag ansetzte und Balu noch eine Schrittlänge zu weit entfernt war, um die anstehende Attacke verhindern zu können.

Wie aus dem Nichts zischte dann aber plötzlich ein Pfeil heran, den der gegnerische Nahkämpfer gerade noch mit seinem Schild abwehren konnte.

Der Pfeil verursachte nicht den geringsten Schaden, brachte den Nahkämpfer aber vorübergehend zum Stillstand und gab Bahe so die Möglichkeit sich schnell wieder zu erheben.

„Keine Sorge!", rief Stallion lautstark von sich selbst begeistert. „I got your back!"

Im nächsten Moment flitzte etwas an Bahes äußerem Sichtfeld vorbei, ehe er sah wie Stallion wohl gerade noch rechtzeitig unbeholfen in die Luft sprang.

Wutschnaubend rief Stallion daraufhin: „Hey Bitch! Aufmeine Eier zu zielen geht zu weit! Noch so ein Ding und ich mach dich fertig!"




Hier ist endlich wieder ein Kapitel! Sorry für die Wartezeit. Die Tage kommt mehr.

Hoffentlich bis spätestens Donnerstag. Ich wage es nur nicht mehr ein Versprechen zu machen^^

Teil 1/?

RiBBoN

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt