Kapitel 128 - Der letzte Versuch - Teil 5

51 14 1
                                    

Bahe hastete derweil mit Feiying und Stallion zu dem Höhlenende, von dem sie gekommen waren. Stallion zog sich dort ganz an die Höhlenwand zurück und kauerte sich hinter einen halbhohen Felsen, während Feiying auf einen leicht begehbaren Teil der mittigen und gruseligen Felsformation kletterte. Die Position war essentiell für ihren Plan, denn die Felsen fielen vor Feiyings Position senkrecht ab. Bahe war mit Feiying auf die Felsformation geklettert und befand sich nun gute zehn Meter hinter seinem Freund auf dem fast ebenen Felsvorsprung.

Mit Mühe blendete Bahe prompt das laute Krakeelen der Monsterameisenkönigin aus, schluckte einen der beiden Manaregenerationstränke, die er in Waldenstadt erworben hatte und konzentrierte sich ausschließlich darauf seinen Bogen mit allem Mana zu füllen, was ihm zur Verfügung stand.

Langsam erschien vor seinem inneren Auge wieder das Bild von weißem Licht, welches pulsierend durch seinen Körper strömte und während der größten Glanzzeiten ein sanftes Kribbeln hinterließ. Wie schon viele Male zuvor, griff er mit seinem Geiste nach einem winzigen Bruchteil des weißen Lichts und drängte es nur mit der Kraft seiner Gedanken in den magischen Bogen. Das Goldartefakt begann daraufhin leicht zu vibrieren, als ob es die angekommene Energie willkommen heißen wollte. Doch Bahe beachtete es nicht weiter, sondern lenkte bereits den nächsten Energiefetzen zum Artefakt. Er wusste, dass er hier einen Kampf gegen die Zeit führte. Umso länger er brauchte und umso mehr Mana er nutzte, umso stärker würden die Vibrationen werden. Irgendwann würde es schwierig werden, den magischen Bogen überhaupt noch zu halten. Bahe konnte nur hoffen, dass er mit dem Aufladeprozess fertig war, ehe es ihm unmöglich wurde fortzufahren...

In den folgenden Sekunden brachte Bahe sein Mana nach und nach dazu in den Bogen zu fließen. Er konnte noch nicht wirklich von einem Energiefluss sprechen, aber es gelang ihm mit immer kürzeren Abständen Anteile seines Manas in den Bogen zu leiten.

Anhand seines Charakterprofils verfolgte er stets wie viel Mana er insgesamt in den Bogen lenkte.

Fünfzig Mana...

Hundert Mana...

Hundertsiebzig Mana...

Zweihundertsiebzig Mana...

Dreihundertneunzig Mana...

Fünfhundert Mana...

Fast schlagartig erwachte der Bogen zu Leben und vibrierte so stark, dass Bahe den Aufwand verdreifachen musste, um sein Artefakt halbwegs still zu halten.

Dann machte er weiter.

Sechshundert Mana...

Siebenhundert Mana...

Achthundert Mana...

Bei neunhundert Mana machte sich Bahe für die nächste Widerstandswelle des Bogens bereit. Mit aller Kraft spannte er seine Muskeln an und lenkte immer weiter Mana in sein Artefakt.

Trotz Vorbereitung flog ihm bei der Energiekonzentration von tausend Mana fast der Bogen aus der Hand. Seine Arme und Hände zitterten vehement und Bahe ächzte unter dem Druck seinen magischen Bogen möglichst still halten zu müssen.

Dennoch machte er weiter.

Die Manakonzentration im Bogen nahm stetig zu, bis sie sich der letzten Schwelle näherte, die Bahe nicht zu überschreiten wagte.

Zumindest jetzt noch nicht.

Ein schneller Blick ins Charakterprofil bestätigte ihm, dass er an seine absolute Grenze gegangen war. Von tausendfünfhundertzwanzig Mana, waren nun nur noch einundzwanzig Mana in seinem Profil zu sehen. Der Rest vibrierte ohne Unterlass in seinem Bogen.

Mit höchster Konzentration wandte er seine Augen, die von all der Anstrengung inzwischen blutunterlaufen waren, seinen Teamkollegen zu und musste feststellen, dass sie sich gerade selbst übertrafen.

Ihr Plan hatte von Anfang an vorgesehen, dass Alucard und Stallion die Monsterameisenkönigin nicht nur zu Feiying und ihm lockten, sondern sie auch noch so lange beschäftigten, bis Bahe mit der Aufladung des Bogens fertig war. Und irgendwie hatten diese Kerle es tatsächlich geschafft!

Wie irre, sprang Alucard umher und wechselte rapide zwischen seinem Tarnmodus und plötzlichen Attacken, die wahllos den gesamten Körper der Ameisenkönigin trafen. Hauptsache er erregte für einen kurzen Moment ihre Aufmerksamkeit, nur um daraufhin wieder zu verschwinden.

Stallion ließ währenddessen immer mal wieder seine Pfeile in Richtung des Kopfes der Monsterameisenkönigin fliegen, um sie wiederum von Alucard abzulenken. Sein Versteck hatte er längst verlassen und rannte stattdessen im Zickzack und mit der ein oder anderen Hechtsprungeinlage vor der Ameisenkönigin her. Doch die Momente in denen er einen Pfeil fliegen lassen konnte, wurde stetig weniger.

„Anae..."

„Bah..."

„Anael!"

Verzweifelte Stimmen drangen plötzlich an Bahes Ohren und ihm wurde klar, dass die Situation prekärer war, als sie zuerst angemutet hatte.

„Bahe, wann bist du endlich fertig?", rief Feiying zunehmend panisch.

„Fuck! Ich habe keine Pfeile mehr!", schrie Stallion hysterisch.

„Ich bin bereit!", rief Bahe schnellstmöglich und setzte sich bereits in Bewegung.

„Ok", antwortete Feiying knapp und schrie dann aus Leibeskräften: „Lockt sie zu mir!"

„Bin schon längst dabei!", ächzte Stallion, der wie von der Tarantel gestochen auf die Felsformation zu hielt, auf der Bahe und Feiying standen.

„Vorsicht Stallion!", rief plötzlich Alucard, als ein Bein der Monsterameisenkönigin auf den ungeschützten Rücken des Bogenschützen zu schnellte.

Bevor irgendjemand anderes reagieren konnte, materialisierte sich Alucard bereits unmittelbar hinter Stallions Rücken und lenkte das Bein gerade noch mit seinen Dolchen zur Seite hin ab. Die Wucht hinter der Ameisenextremität riss ihm jedoch die Dolche aus den Händen und schleuderte ihn über den harten Steinboden in die Dunkelheit davon.

Mit bangen Blick sah Bahe wie der Lebensbalken von Alucard im Teamprofil in den roten Bereich sank, jedoch kurz vor seinem Ende stehen blieb. Erleichtert setzte Bahe seinen Weg fort.

Dann ging alles ganz schnell.

„Stallion, beeile dich!", machte Feiying dem Bogenschützen Druck.

„Was glaubst du, was ich hier gerade tue!", ereiferte sich Stallion trotz all seiner Anstrengung lautstark.

Bahe sah wie der Bogenschütze bereits die Hälfte der Felsformation zu ihnen erklommen hatte. Er selbst war noch fünfzehn Meter von Feiying entfernt und konnte unmöglich helfen. Doch die Monsterameisenkönigin hatte bereits zu Stallion aufgeschlossen.

Jetzt hing alles von Feiying ab.



Teil 1/1!

RiBBoN


Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt