Kapitel 120 - Unüberwindbare Defensive - Teil 2

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„What the Fuck! Stallion, bleib gefälligst hier!", rief Alucard entrüstet und eilte dem kriechenden Bogenschützen hinterher.

Was folgte, war ein belustigendes Schauspiel, das seines Gleichen suchte. Stallion, der sich zurück zu Bahe kämpfen wollte und Alucard, der Stallions Füße festhielt und mit Leibeskräften daran zog. Ganze zehn Minuten lieferten sie sich dieses Gefecht, während Feiying kopfschüttelnd da stand und beobachtete, wie sich das Kräfteverhältnis mal in die eine Richtung und dann in die Andere verschob...

Es dauerte eine ganze weitere halbe Stunde und viel Überredungskunst, ehe sie Stallion schließlich soweit beruhigt hatten, dass er es wagte mit ihnen zu kommen.

„Ich verstehe wirklich nicht, wie ihr so ruhig bleiben könnt...", grummelte Stallion immer noch, als sie sich zum ersten Mal richtig in die Höhle vorwagten.

Feiying entschied sich diesmal lieber nicht zu antworten und Alucard blieb ebenfalls still, während sie vorsichtig einen Schritt vor den nächsten setzten.

„Verdammt ist die Höhle riesig", flüsterte Stallion wenig später, doch Feiying verstand in der absoluten Stille der Höhle jedes Wort.

„Hmm...", stimmte ihm Alucard zu und raunte ebenso leise: „Ich bin froh, dass du den Einfall hattest, den vorherigen Gang mit einem Leuchtkristall zu markieren, Feiying. In dieser Dunkelheit würden wir uns sonst vollkommen verirren."

Feiying nickte und hielt seinen Leuchtkristall kurz höher, um erneut die Felsformationen inmitten der Höhle auf mögliche Feinde zu checken. Die verschieden, große Tunnelöffnungen in dem Fels schluckten das spärliche Licht ihrer Leuchtkristalle viel zu schnell, wodurch nur gruselige, schwarze Löcher zurückblieben. Wohin führten sie? Was wartete vielleicht im Inneren auf sie?

Zurzeit wollten sie es gar nicht herausfinden. Solange es etwas anderes zu tun gab, als in diesen Tunnellabyrinth nachzuschauen, würden sie eine genauere Musterung dieser Felsformation aufschieben.

Mit einem Seufzen senkte er den Kristall letztlich, glücklicherweise gab es immer noch nirgends Feinde zu entdecken.

Die Minuten vergingen, in denen sie sich langsam und leise vorarbeiteten. Immer wieder überprüften sie die Umgebung auf versteckte Fallen und wurden zunehmend nervöser, als diese ausblieben.

Als sie etwa achthundert Meter zurückgelegt hatten, erblickten sie endlich das Ende der Höhle und staunten nicht schlecht, als sie vor ihnen einen riesigen Torbogen entdeckten, der aus dem blanken Stein gehauen war. Er ragte bis zur Höhlendecke in dreißig Meter Höhe und war scheinbar mit allerhand Abbildungen verziert, die in den schlechten Lichtverhältnissen jedoch kaum zu erkennen waren. Einzig eine große Glocke sprengte das Bild, die ganz oben am Torbogen thronte und das wenige Licht ihrer Leuchtkristalle reflektierte.

Zudem lagen Felsen und Geröll zu einem großen Haufen aufgetürmt, mitten auf dem Weg, der hindurch führte und in nicht allzu weiter Ferne eine weitere Höhlenkammer erahnen ließ.

„Leute...", begann Stallion zögerlich. „Was auch immer wir gesucht haben, ich schätze wir haben es gefunden..."

„Die Frage ist nur", meinte Alucard. „Was machen wir jetzt?"

„Hindurch gehen?", erwiderte Stallion trocken.

„Ich bin dafür, dass wir uns erst mal diese Abbildungen anschauen...", schlug Feiying vor.

„Von mir aus auch ok", meinte Stallion.

Alucard nickte nur und gemeinsam studierten sie die in den Stein gehauenen Szenen.

„Also, soweit ich das richtig deuten kann, zeigen die Abbildungen die Grenzbewahrer, wie sie sich zu ihrer letzten Ruhe legen", teilte Stallion als erster seine Eindrücke und überraschte Feiying damit, da der Kerl genau zum gleichen Schluss gekommen war, wie er selbst. Denn tatsächlich waren mehrere Figuren zu erkennen, die in Särgen oder Ähnlichem lagen.

„Aber was haben diese Wesen hier zu suchen?", fragte Alucard und zeigte auf eine Anordnung von nicht eindeutig erkennbaren Kreaturen, denen ein einzelnes größeres Exemplar vorausgestellt war. Ihnen allen war gemein, dass eine menschliche Person vor ihnen Stand und auf ein Tor zeigte.

„Ich würde sagen, sie wurden angewiesen dieses Tor hier zu beschützen", seufzte Feiying und blickte sich vielleicht etwas zu paranoid um.

„Scheiße... ich glaube du hast Recht...", fluchte Stallion. „Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich da hindurch will..."

„Ich auch nicht", warf Alucard grimmig ein. „Aber willst du lieber diese Tunnel in der Höhlenmitte erforschen?"

„Fuck... vielleicht hungere ich mich einfach zu Tode...", sagte Stallion als er sich nachdenklich das Kinn rieb.

„Bist du dir denn sicher, dass du dann auch wirklich außerhalb des Dungeon spawnst?", fragte Feiying belustigt.

„Haha", nahm Stallion seine Frage nicht ernst. „Du weißt genau, dass es immer so ist, außer in der Beschreibung des Dungeon steht irgendeine Zusatzklausel und hier war es definitiv nicht der Fall."

„Nun... es hilft alles nichts, wir müssen durch dieses Tor, wenn wir jemals wieder hier raus kommen wollen", fasste Alucard die Fakten zusammen.

„Dann Augen zu und durch", rief Stallion und setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Feiying wollte ihm schon folgen, als Stallion gegen eine plötzlich erschienene Lichtbarriere stieß und mit einer Druckwelle hinfort geschleudert wurde. Feiying konnte seinen Stand gerade noch festigen, als Stallion auch schon gegen ihn krachte und ihn fast zu Fall brachte.

„Scheiße!", fluchte Feiying, fing den Schwung von Stallion jedoch halbwegs gut ab und half ihm wieder auf die Beine.

„Alles ok?", fragte Alucard geistesabwesend, während er konzentriert auf den Torbogen schaute, der von unten nach oben zu leuchten begann.

„Ich habe keine Schadensmeldung bekommen", grinste Stallion. „Ich wusste doch, dass du nicht so kaltherzig bist, Boss! Und auch dir danke, Gold Digger!"

„Halte die Klappe!", schimpfte Alucard. „Siehst du nicht, dass hier irgendetwas passiert?"

„Ist ja gut..."

Stallions Murren bekam Feiying nur noch am Rande mit, denn genauso wie Alucard hing sein Blick längst an dem sich allmählich erhellendem Torbogen. Als das Licht schließlich den gesamten Torbogen erhellte, setzte sich die große Glocke in Bewegung und läutete ein einziges Mal.

Angespannt hielt Feiying den Atem an, als er dem Echo lauschte, welches durch die dunkle Höhle hallte. Dann kehrte wieder Stille ein.

„Das war alles?", fragte Stallion verblüfft.

„Beschrei es nicht...", zuckte Alucard mit den Schultern.

Feiying schaute sich genauso verdutzt um. Doch gerade als er sich an seine Teammitglieder wenden wollte, geriet der Fels- und Geröllhaufen vor ihnen in Bewegung. Das Knirschen und Grollen von Stein auf Stein vermischte sich mit einem gruseligen Klackern und seltsamen Fauchen, was ihm instinktiv einen Schritt zurück machen ließ.

Dann erhob sich eine gigantische Kreatur vor ihnen aus dem Boden und Feiying dachte keine Sekunde länger nach und nahm die Beine in die Hand.

Alucard war mit ihm sofort gleich auf.

Stallion hingegen preschte panisch hinter ihnen her und schrie aus Leibeskräften: „Ihr Bastarde könnt mich hier doch nicht einfach zurücklassen!"

Feiying und Alucard sahen sich kurz an, nickten und beschleunigten ihre Schritte nur noch...




Teil 1/2(3?)

Bis Morgen oder so ;-)

RiBBoN


Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt