Kapitel 108 - Eine lehrreiche Reise - Teil 3

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„..."

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Ying und sein Auftraggeber betrachteten stillschweigend einen Lagerplatz, an dem vor kurzem eine Auseinandersetzung stattfand.

Drei Leichen und ein Platz mit offensichtlich aufgewühltem Erdreich... Der Anblick war mehr als merkwürdig. Allmählich verstand Ying die Welt nicht mehr. Er war sich sicher gewesen, dass sie Anael hier einholen würden...

„Und du bist dir sicher, dass wir inzwischen auf der richtigen Spur sind?", hakte Alucard nach.

Ying verdrehte nur noch die Augen. Wie oft wollte der Typ das noch fragen?

„Hundertprozentig!", raunte er als Antwort und gab sich damit sicherer, als er sich fühlte, während er sich weiter umsah.

„Dann erkläre mir doch mal, welcher Spieler seine Verbündeten oder Freunde begräbt? Das macht überhaupt keinen Sinn! Ganz offensichtlich waren hier NPCs am Werk, nur die begraben ihre gefallenen Freunde", ereiferte sich Alucard und blickte ihn finster an.

Da Ying keine Antwort darauf parat hatte, schwieg er lieber.

Dieser ganze Auftrag wurde von Stunde zu Stunde schwieriger. Vor ein paar Tagen war dieser Anael noch Level 3 oder so und jetzt war sein Level bereits so fortgeschritten, dass er ihn nicht mehr überprüfen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass er erstaunlich gut darin war seine Spuren zu verwischen und Haken zu schlagen was ihm das Aufspüren erheblich erschwerte.

Außerdem hatte Alucard schon recht, auf diesem Lagerplatz passte allerhand nicht zusammen. Die drei Leichen waren wahrscheinlich Angreifer gewesen, die einen Hinterhalt geplant hatten, zumindest wenn man von der Lage ihrer Leichname ausging. Aber wieso waren zwei von den Leichen regelrecht zerfetzt worden?

Wenn er sich nicht vollkommen irrte, dann war Anael hier gewesen und hatte sogar einen Zwischenstopp eingelegt, aber wie erklärten sich dann die zerfetzten Leiber? Sie sahen mehr nach dem Angriff eines Tieres aus, aber dieser Anael war alleine aufgebrochen...

Moment mal... hatte er nicht zuvor schon mehrmals Bärenspuren im Wald ausgemacht? Anfangs hielt er sie für einen Zufall, später für ein bewusstes in die Irre Führen von Anael. Aber was, wenn ihn tatsächlich solch eine Kreatur begleitete?

Allmählich machte alles Sinn... Vielleicht war dieser Bär sein Pet gewesen und er war nach dem Kampf gestorben. Das könnte womöglich ein Grund für das aufgewühlte Erdreich sein...

Langsam ging Ying vorwärts und nahm den Lagerplatz genau ins Auge.

„Die Feuerstelle ist noch warm...", merkte Ying an. „Weit kann er noch nicht sein."

Wenig später entdeckte er umgeknickte Grashalme in der Nähe des Bachlaufs, die vom Lagerplatz weg führten und huschte der Spur hinterher. Er war kaum zwei Meter durch das Dickicht gekommen, als er abrupt stehen blieb.

„Wieso bleibst du steh-", wollte sich Alucard über seinen plötzlichen Halt beschweren, doch Ying fuhr blitzschnell herum und hielt ihm den Mund zu.

Mit einem Nicken deutete er voraus und sah einen Moment später Verstehen in Alucards Augen. Anscheinend hatte sein Boss endlich das Lagerfeuer unweit von ihnen bemerkt.

Ansonsten war nicht viel zu sehen, dafür waren die Büsche in ihrer Nähe zu dicht. So wie es aussah blieb ihnen nur über das Bachufer zu wechseln und sich von der anderen Bachseite heranzuschleichen, um nicht auf sich aufmerksam zu machen.

Leise wichen sie zurück und nach einem kurzen Gespräch stimmte sein Auftraggeber Yings Vorschlag mit dem Uferwechsel zu. So dauerte es noch knapp fünf Minuten, ehe sie einen halbwegs klaren Blick auf den neuen Lagerplatz werfen konnten und neben Anael nicht nur den von Ying tot geglaubten Bären fanden, sondern auch eine weitere Person in hölzerner Rüstung oder Ähnlichem.

Zu seinem Leidwesen konnte er die Person jedoch genauso wie Anael nicht überprüfen. Wie er es hasste, dass die Fähigkeit Überprüfen bereits nutzlos war.

„Boss, was hast du nun vor?", fragte Ying. „Ich kann dir nicht sagen, was der Kerl gegenüber von Anael drauf hat, wenn es überhaupt ein Spieler ist, ein NPC wäre schließlich auch möglich."

Alucard blieb eine Weile ruhig, bis er erklärte: „Wir warten ab und beobachten. Deinen Worten nach, ist dieser Anael zum ersten Mal ohne die Aufforderung einer Quest unterwegs. Genau darauf habe ich gewartet."

„Und was ist mit dem anderen Kerl?"

„Der interessiert mich nicht", meinte Alucard. „Solange wir ihn nicht verärgern, sollten wir auch keine Probleme mit ihm bekommen. Aber hast du nicht gesagt, dass er alleine losgezogen ist?"

„Dieser Anael ist definitiv alleine losgezogen. Er muss diesem anderen Typen unterwegs begegnet sein. Diesen Bär oder was auch immer es ist, sehe ich auch zum ersten Mal", antwortete Ying.

„..."

Ying beobachtete wie Alucard still blieb und stattdessen für einen Moment die Augen zusammenkniff, ehe er meinte: „Wir sollten uns etwas weiter zurückziehen. Wenn ich mich nicht irre, hat uns Anaels Kumpel bemerkt."

„Was?!", fuhr Ying erstaunt herum und musterte Anaels Gegenüber konzentriert. Er konnte jedoch keinerlei Regung ausmachen. „Bist du dir sicher, Boss?"

„Es schadet auf jeden Fall nicht etwas mehr Abstand zu nehmen", zuckte dieser die Schultern und wich erstaunlich leise zurück. Ying vermutete nicht zum ersten Mal, dass die Berufsklasse seines Bosses, die eines Diebes war.

In zwanzig Metern Entfernung kletterte Ying schließlich auf Geheiß seines Auftraggebers auf einen Baum, machte es sich halbwegs bequem und beobachtete weiterhin die beiden Gestalten am andern Ufer.

Er konnte sich nicht beschweren, egal wie langweilig die Aufgabe auch war. Schließlich wurde er für seine Dienste bezahlt und das nicht zu knapp. Sein Boss mochte unfreundlich und zuweilen mehr als befremdlich sein, aber spendabel war er allemal.

Dennoch fragte er sich nicht zum ersten Mal, was sein Boss eigentlich von diesem Anael wollte... Es musste etwas sehr Spezifisches sein, wenn Alucard all diese Umstände dafür in Kauf nahm.

Schulterzuckend schüttelte er sich selbst belächelnd den Kopf. Was ging ihn das schon an?




Recht kurz... ich weiß. Das nächte Kapitel wird länger, versprochen!

Und sorry für die sehr unregelmäßigen Updates in letzter Zeit... Hah...

Dieses kleine Energiebündel gibt so selten Ruhe, dass ich beinahe keine Zeit zum Schreiben finde

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Dieses kleine Energiebündel gibt so selten Ruhe, dass ich beinahe keine Zeit zum Schreiben finde... (der Familienzuwachs von dem ich zuvor mal gesprochen habe ;-) )

Nun, wir haben 0:30Uhr... also eigentlich schon Montag... Ich zähle es dann mal als erstes Kapitel dieser Woche ;-)

Teil 1/?

Bis spätestens Donnerstag :-)

RiBBoN

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt