Kapitel 110 - Wer ist blöd genug geradeaus zu laufen? - Teil 3

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Ohne hinzusehen hörte Feiying wie eine belustigte Frauenstimme durch die Höhlengänge hallte: „Thronias Stahlkriegerinnen sind auch nicht das, was sie versprechen. Ein kleiner Klaps mit meiner Axt und schon liegen sie am Boden. Oh, was haben wir denn da? Nette Rüstungsplatte... Wie kann die Tussi bloß so blöd sein, die unter ihren Klamotten zu tragen, wenn sie gar nicht kämpfen will..."

„Hehe, Mao", vernahm Feiying kurz darauf eine lachende Männerstimme und wagte es erneut vorsichtig an seinem Felsen vorbei zu spähen.

„Kurz angebunden wie eh und je", meinte ein Speer führender Spieler, der mit seinem eher athletischen und sehnigen Körperbau wie ein Winzling neben der Riesin Mao wirkte.

„Oh hi, Blitzfeuer", nickte Mao ihrem Gildenkameraden zu. „Lange nicht mehr gesehen. Seid ihr mit der Quest endlich fertig?"

„Ja", bestätigte Blitzfeuer und erklärte: „Wir sind danach direkt hierhin gekommen, da der Boss den Minen einiges an Bedeutung beimisst."

„Oh, Wolf ist auch hier?", fragte Mao.

„Unser Gildenanführer genießt gerade ein Bisschen Zeit der Zweisamkeit mit seiner Kleinen. Aber er wird später schon noch nachkommen", winkte Blitzfeuer ab und wandte sich dann an die inzwischen nur noch neunundzwanzigköpfige Gruppe von Spielern, die verunsichert zusammen standen. „Ihr habt nun zwei Möglichkeiten, Leute. Die Wolfsunion ist bereit euch Zugang zu den Minen zu gewähren, selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass ihr fünfzig Prozent eurer Beute mit unserer Gilde teilt. Im Gegenzug genießt ihr unseren Schutz und habt über kurz oder lang die Möglichkeit unserer Gilde beizutreten."

„Und die andere Wahl?", verlangte einer der letzten mutigen Spieler zu wissen.

„...", Blitzfeuer grinste nur schadenfroh und zuckte mit den Schultern, ehe er sagte: „Ihr entscheidet euch dagegen und ich lasse Mao auf euch los. Sie liebt ein gutes altes Blutbad..."

„Och, Blitzi...", säuselte Mao ganz angetan. „Du weißt wirklich was die Frauen wollen..."

„...", neunundzwanzig Spielerinnen und Spieler wussten daraufhin nicht, was sie sagen sollten.

Feiying zog sich derweil langsam zurück. Er hatte genug gesehen. Bislang war er den Spürhunden der Wolfsunion entkommen. Er konnte nur beten, dass er sein Glück anhalten würde, bis Bahe endlich die Minen erreichte.

Da löste sich ein Gesteinsbrocken plötzlich unter seinem linken Fuß und rollte mit einem leisen Klackern über den steinernen Höhlenboden hinweg. Scharf zog Feiying den Atem ein und lauschte angestrengt in die Höhlengänge hinein.

Das Poltern hallte im dunklen Innern der Mine so stark wieder, dass Feiying zerknirscht den ganzen Körper anspannte und vollkommen still hielt.

Die Zeit, bis der Gesteinsbrocken zwei Meter später endlich ausrollte, kamen Feiying wie eine Ewigkeit vor. Dann herrschte Stille.

Feiying wollte schon aufatmen, als jegliche Hoffnung von ein paar belustigten Wörtern zunichte gemacht wurde.

„Scheint, als ob wir die Minen noch nicht gründlich genug durchsucht haben", vernahm er Blitzfeuers Stimme von weit her. „Was meinst du, Mao? Willst du auf die Jagd gehen? Oder soll ich?"

Feiying traute den selbstsicheren Worten nicht eine Sekunde über den Weg und brachte bereits so viel Abstand zwischen sich und die Wolfsunionsmitglieder wie möglich. Wie er wenig später feststellte, war seine Entscheidung goldrichtig gewesen. Denn während er immer noch ganz leise Blitzfeuers und Maos Streitgespräch vernahm, wer für eine Jagd besser geeignet wäre, strömten ihre Gildenmitglieder längst in die verschiedenen Höhlengänge, um nach ihm zu suchen.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt