Zum Zeitpunkt der ersten größeren Pause ereignete sich eine ausgedehnte Hetzjagd quer durch das Schulgebäude. An den meisten Orten sorgte dies für allerhand Lacher. Vermutlich hätte sich Bahe ebenfalls köstlich über den Anblick amüsiert, wenn nicht gerade er das Ziel dieser rennenden Kanonenkugel gewesen wäre, die ihn inzwischen seit fast zehn Minuten ohne Atempause verfolgte.
„Ich habe achtundachtzig Mal angerufen! Das ist eine fucking Glückszahl! Du hättest zumindest zurückrufen können! Aber nein... stattdessen marschierst du am nächsten Tag in die Schule tust so, als ob nichts gewesen wäre!", schrie ihm die Kanonenkugel in Gestalt seines Freundes Muning entgegen, während er sein Tempo weiterhin aufrecht erhielt und Bahe die letzte Treppe hinunter jagte, die zum Schulhof führte.
„Woher sollte ich denn wissen, dass es um etwas Wichtiges geht?!", rief Bahe entnervt zurück.
„Das fragst du noch?!", ereiferte sich Muning. „Ich habe achtundachtzig Mal versucht dich zu erreichen!"
„Ach, jetzt soll das wichtig sein?", verdrehte Bahe die Augen als er lautstark zurück schrie: „Genauso wichtig, wie es beim letzten Mal war, als du sechzig Mal angerufen hast, nur um mir zu sagen, dass du beschlossen hast abzuspecken?"
„Das habe ich doch längst aufgegeben!", wehrte Muning ab.
„Darum geht es ja!", rief Bahe über seine Schulter.
„Nein!", beschwerte sich Muning. „Das ist was völlig Anderes!"
„Ah man... wieso gebe ich mich mit diesem Idioten immer noch ab...", murmelte Bahe vor sich her und legte am unteren Ende der Treppe noch einmal an Geschwindigkeit zu.
Anfangs war er dem heran rennenden Muning eher zum Spaß davon gelaufen, als er dann aber merkte, dass Muning wirklich sauer auf ihn war, beschloss er den Abstand lieber beizubehalten. So friedfertig Muning sonst auch war, sobald ihn einmal der Frust gepackt hatte, ließ er diesen gerne an der Ursache aus.
Bahe hatte mehr als nur einen Bodycheck in der Schule miterleben dürfen, der Munings Mitschüler von den Füßen riss. Sofern er es sich aussuchen konnte, wollte er nicht auf solch unsanfte Art und Weise über den Fußboden fliegen.
So schnell ihn seine Beine trugen, rannte er zum Schulgarten und hielt unmittelbar vor den Büschen an, hinter denen sich der Gartenteich verbarg, in denen irgendeine Arbeitsgemeinschaft wohl sogar Fische aufzog.
Im Stand streckte er die Hände Muning entgegen und meinte in einer beschwichtigenden Geste: „Können das Ganze nicht einfach vergessen?"
„Was vergessen?", rief Muning im Rennen aufgebracht. „Ich dachte wir sind Freunde! Aber nein, du erzählst mir gar nichts!"
„Was labert er denn jetzt schon wieder...?", murmelte Bahe, konzentrierte sich aber gleich wieder auf die heranstürmende Kanonenkugel, die ihm inzwischen gefährlich nah gekommen war.
Noch sieben Meter...
Sechs...
Fünf...
Vier...
Drei...
Zwei...
Ein...
Blitzartig duckte er sich zur Seite weg und raubte Muning so jedwede Chance sich zu fangen, ehe er überrascht durch die Büsche preschte und mit voller Wucht in den Teich dahinter fiel.
Neugierig schob Bahe ein paar Zweige zur Seite und schaute sich das Ergebnis an.
Lautes Platschen war zu hören, als Muning panisch um sich schlug und mit Wasser im Mund rief: „Ich kann nicht schwimmen! Bahe, ich kann nicht schwimmen. Hilf mir hier raus!"
Bahe konnte sich ein zufriedenes Lachen nicht mehr verkneifen, als er Muning im Teich liegen sah, wie er sich im knietiefen Wasser wandte und nicht bemerkte, dass er sich problemlos hinstellen konnte.
„Bahe! Hilfe, verdammt!"
„Beruhig dich und stell dich hin", rief Bahe ihm zu.
„Was heißt hier beruhigen?! Ich verrecke hier verdammt! Wie soll ich mich hinstell...", schrie Muning sich erneut in Rage, bis er endlich zu begreifen schien.
„Oh...", gab er von sich und setzte sich im Wasser auf. Peinlich berührt stand er auf, straffte seine Schuluniform und kämpfte sich aus dem Wasser.
Einen Moment später trat er durch die Büsche wieder auf den Weg zu Bahe und meinte finster: „Kein Wort darüber was hier gerade passiert ist, klar?"
Bahe musste schmunzeln, versicherte aber: „Ich werde schweigen wie ein Grab. Aber du musst echt mal was gegen deine Aggro-Anfälle unternehmen..."
„Meh...", gab Muning nur von sich, aber Bahe war sich sicher, dass einer von Munings Mundwinkeln zuckte.
Beruhigt atmete Bahe aus. Munings Wut war offensichtlich verflogen.
Dann lachte Muning plötzlich laut auf und verpasste Bahe einen Stoß gegen die Schulter.
„Du bist der Erste, der mir bisher entkommen ist!", rief er aus. „Nicht anders zu erwarten von meinem besten Kumpel!"
„Bester Kumpel...?", echote Bahe verblüfft.
„Etwa nicht?", verzog Muning gefährlich das Gesicht.
„Doch, doch, sicher", wiegelte Bahe ab. „Ich war nur überrascht..."
„Ach, nicht doch, mein Freund", erklärte Muning selbstzufrieden und kniff dann die Augen zusammen: „Aber beste Freunde erzählen sich alles, oder?"
„Hah...", seufzte Bahe.
Es ging schon wieder los...
„Ich weiß ja noch nicht mal wieso du auf mich sauer bist...", versuchte er sich zu erklären.
„Du hast echt keine Ahnung?", musterte ihn diesmal Muning verblüfft. „HoF?"
„Hä?"
„Die Schlacht am Belungagebirge?"
„Ähm... und?"
„Was und? Die Berichterstattung von HoF? Wie viel Geld hast du gemacht?", verlangte Muning zu wissen.
„Ich verstehe gar nichts mehr...", antwortete Bahe. „Über welche Berichterstattung redest du?"
„Du meinst das ernst, nicht wahr?", sagte Muning ungläubig.
Bahe zuckte nur mit den Schultern.
„Cafeteria auf dem Dach, in der Mittagspause, am hintersten Tisch in der Ecke zu den Mülltonnen, verstanden?", erklärte Muning und setzte sich in Bewegung.
„Dir ist schon klar, dass ich nicht schwul bin?", meinte Bahe zur Aufforderung sich in einer unbeobachteten Ecke zu treffen.
„Reiz mich nicht, Bahe...", knurrte Muning und Bahe musste lachen.
„Aber, dass du echt nicht mitbekommen hast, wie du einen Wahnsinnsauftritt im Fernsehen hattest...", schüttelte Muning den Kopf. „HoF hat dich so sehr in den Fokus gerückt, dass ich felsenfest davon überzeugt war, dass du einen Deal mit ihnen abgeschlossen hast."
„Hmm...", gab Bahe nachdenklich von sich, als ihm dieNachricht von dieser Angel Eye wieder einfiel. Konnte die damit zusammenhängen?
Sooo... sorry für die lange Wartezeit. Den Teil von Donnerstag habe ich nun komplett neu geschrieben... Irgendwie hatte ich wohl eine Schreibblockade^^
Der Teil von Sonntag kommt Montag (also heute) Abend, ich kriege den vorm Schlafen einfach nicht mehr fertig.
Teil 1/4!
Bis später!
RiBBoN
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Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3
FantasyMehrere Wochen ist es inzwischen her, dass Bahe es wagte, sich für für das Online-Spiel "Raoie" anzumelden. Vieles besserte sich bereits, sowohl im Spiel als auch in der Realität. Während Bahe zu Beginn noch in seinen Erfolgen schwelgt, muss er weni...