Kapitel 111 - Die letzte Ruhestätte der Grenzbewahrer - Teil 5

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Doch die Bogenschützin dachte gar nicht daran aufzuhören und schickte einen Pfeil nach dem nächsten in dessen Richtung. Was Stallion dazu veranlasste in vollkommen lächerlichen Posen durch die Luft zu hüpfen, weil ein jeder neue Pfeil auf seinen Schritt gerichtet war.

„Arg!"

„Du-"

„Willst-"

„Es ja nicht-"

„Anders!"

Erklangen die erbosten Rufe Stallions abgehakt inmitten seiner Sprungeinlagen, während Bahe sich von neuem gegen den Nahkämpfer behauptete.

„Gut gemacht", erklangen dann endlich die erlösenden Worte Alucards, als er sich hinter der Bogenschützin materialisierte und seinen Dolch zu ihrer Seite fahren ließ.

Erleichterung erfasste Bahe, bis er plötzlich das schadenfrohe Grinsen seines Gegenübers bemerkte.

„Alucard, pass auf!", rief Bahe sofort aus voller Kehle, da ihm Böses schwante.

Der angesprochene Dieb zuckte noch in seiner Angriffsbewegung zusammen, ehe im nächsten Augenblick sein Dolch auf einen plötzlich erschienenen magischen Schild prallte. Die Bogenschützin wirbelte indessen bereits herum und führte einen Krummsäbel waagerecht zu Alucards Hals.

Dieser zögerte keine Sekunde, tauchte mit ein paar tänzelnden Schritten unter dem Säbel hindurch und stach erneut mit seinem Dolch auf den Schild ein, doch die Klinge wurde nur ein weiteres Mal zurückgeworfen.

„Hoh?", gab Bahes Gegner zunächst überrascht von sich, bis er amüsiert sagte: „Du bist verdammt aufmerksam, Kleiner. Aber das wird euch auch nicht mehr retten. Sebias Schild hält noch mindestens zwanzig weitere solcher Angriffe aus und mich wirst du allein niemals niederringen, auch nicht mit dem Bären. Wir hingegen müssen euch nur lange genug aufhalten, bis unsere Jungs von dort drüben dazu stoßen. Was keine Minute mehr dauern sollte..."

„Hat jemand eine Idee?", schrie Alucard lautstark.

„Also ich hätte ja noch meine Brandpf-", ereiferte sich Stallion.

„Keine Brandpfeile!", schrie Bahe erneut gemeinsam mit Alucard.

„Hey Kleiner!", raunte Bahes Gegner missgelaunt. „Du scheinst dir über deine Situation nicht wirklich im Klaren zu sein, wenn du glaubst mich ignorieren zu können."

Dann preschte er erneut an Bahe heran.

Hastig wich Bahe dem geschwungenen Schild seines Gegners aus und parierte dessen Schwert zur Seite. Doch sein Gegenüber setzte ihm mit so schnellen Hieben hinterher, dass er sich nicht wirklich fangen konnte und hilflos zurückstolperte. Verärgert musste er sich eingestehen, dass der Nahkämpfer der Wolfsunion weit mehr vom Schwertkampf verstand als er selbst. Von jeder Attacke die Bahe parierte oder blockte, wurde der Rückstoß in eleganter Weise dazu genutzt die Angriffswerkzeuge zurück zum höchsten Punkt zu führen. Der Ausbilder Tarat hatte ihn immer und immer wieder dazu geraten, eine solche Angriffsreihe niemals zuzulassen. Denn meist gewann die Person, die von oben angriff.

Bahe spürte bereits wie seine Arme vor Anstrengung schmerzten. Lange würde er dem Ansturm des Nahkämpfers nicht mehr standhalten und aus dieser gefährlichen Lage auszubrechen, war leichter gesagt als getan.

Ein Blick zur Seite bestätigte ihm, dass Balu, trotz der Anleitung der Elementare nicht wirklich in den Kampf eingreifen konnte. Der Nahkämpfer schwang seinen Schild und sein Schwert in solch einem Wirbel durch die Lüfte, dass für Balu einfach kein Herankommen war.

Auf der anderen Seite, deckte die Bogenschützin ununterbrochen Stallion mit Pfeilen ein, der so gar keine Zeit hatte, das Feuer zu erwidern. Alucard, der die ganze Zeit seine Dolche auf ihren Schild niederfahren ließ, beachtete sie gar nicht.

Was also tun?

Sollte er Alucard bitten, den Nahkämpfer von hinten anzugreifen?

Nein, das konnte er vergessen. Der Kerl war viel zu schwer gepanzert und weit aufmerksamer als seine toten Teamkollegen...

Egal wie Bahe gedanklich an die Situation heran ging. Es war eine Pattsituation. Solange es Alucard nicht gelang den Schild zu durchbrechen, konnten die Wolfsunionsspieler ewig Zeit schinden.

„Haha! Mach Bekanntschaft mit meinem Felsenbrecher!", schrie plötzlich eine Bahe nur allzu vertraute Stimme und lenkte ihn soweit ab, dass er sich fast die gegnerische Klinge einfing.

Hastig sprang er zurück und sah gerade noch aus den Augenwinkeln, wie Feiyings Waffe von oben den Schild der Bogenschützin durchbrach und ihren Schädel mit solcher Wucht spaltete, dass sie anschließend im Brustkorb des Leichnams hängen blieb.

Bei dem visuellen Schock herrschte für eine lange Sekunde absolute Stille, ehe Feiying lautstark an seiner Waffe zu ruckeln begann, um sie endlich von der Leiche zu befreien: „Verflixt, wieso muss diese Tussi auch so ein leichtes Opfer sein..."

Im nächsten Moment nahm die Situation wieder an Fahrt auf, als alle anderen Beteiligten wieder zu sich kamen.

„Shit!", fluchte der Wolfsunionsnahkämpfer und ging wie wild auf Bahe los.

Doch als Bahe Alucard verschwinden sah, dachte er gar nicht mehr daran fair zu kämpfen. Er machte auf der Stelle kehrt und rannte auf Stallion zu, der den Nahkämpfer mit seinem Bogen bereits ins Visier nahm.

„Jetzt!", zischte Alucard plötzlich im Teamprofil und Stallion ließ seinen ersten Pfeil fliegen. Nahezu gleichzeitig wirbelte Bahe herum und beobachtete aufmerksam, wie sein Verfolger schnell den Schild hob und den Pfeil abwehrte. Im selben Moment schnellte Alucard hinter dem Wolfsunionsspieler aus seiner Tarnfähigkeit und schlitzte dem Nahkämpfer die Kniekehlen auf.

Bahe reagierte daraufhin sofort und schlug die Waffen des gemeinsamen Gegners zur Seite, so dass direkt darauf der zweite Pfeil Stallions sein Ziel finden konnte und dem Nahkämpfer mit einem Halstreffer den Gar aus machte.

„Ha! Endlich ist meine Waffe wieder frei", rief derweil Feiying enthusiastisch und wirkte sichtlich geknickt, als er den Nahkämpfer am Boden mit seinem Todesröcheln bemerkte.

„Ist das dein Kumpel von dem du gesprochen hast, Anael?", fragte Stallion und beäugte Feiying interessiert.

„Ja, das ist-", begann er, wurde von einem kreidebleichen Feiying unterbrochen, der panisch schrie: „Fuck! Wir müssen sofort hier weg!"

Danach drehte er um und rannte in die Felsformationen, während er ihnen über die Schulter zurief: „Keine Zeit für Erklärungen! Bewegt eure Ärsche bevor es zu spät ist!"

„Hey, was ist denn los?", fragte Stallion, während sie ihm alle hinterher rannten.

„Hat er nicht gerade gesagt keine Zeit für Erklärungen?", schrie Alucard genervt ob Stallions Idiotie.

„Schaut doch einfach hinter euch!", hörte Bahe plötzlich Feiying von vorne und blickte sich sogleich um.

In etwa neunzig Metern Entfernung rannte eine riesige Spielerin mit einer gigantischen Axt auf sie zu.

Moment... es waren nur achtzig Meter... nein, siebzig...

„Verdammte Scheiße ist die schnell!", fluchte Stallion und erst jetzt begriff Bahe, dass diese Spielerin eine Geschwindigkeit drauf hatte, die Ihresgleichen suchte. Es würde nur noch ein paar Sekunden dauern, bis sie von ihr eingeholt wurden.

„Feiying, sag mir, dass du einen Plan hast!", rief Bahe auf seinen besten Freund hoffend.



Teil 2/?

Und noch vor 24 Uhr :-P

Kommentare beantworte ich am Wochenende! ;-)

RiBBoN

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt