Shade 6

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POV Sebastian

Erneut regte sich etwas in meiner Hose. Das ziehen in meinen Lenden wurde stärker. Ich sah Grell direkt an, er schien nicht zu bemerken, was sich bei mir veränderte. Er starrte mit fragendem Gesichtsausdruck in die Luft.

Nach kurzer Zeit öffnete er seinen Mund: „Weißt du Sebby, es ist eine Schande, dass mich immer alle als Transgender oder als Mann bezeichnen. Alle denken ich sei einer. Dabei bin ich doch eine waschechte Lady. Und das bin ich wirklich. Auch untenrum." Grell zeigte in Richtung seiner intimen Zone „Ich habe vor einigen Monaten eine OP vornehmen lassen. Jetzt bin ich im richtigen Körper. Ich hatte schon immer Probleme damit, dass ich im Körper eines Mannes geboren wurde. Jahrelang fühlte ich mich eingesperrt. Männer wie du wiesen mich ab, da ich ein Mann war. Jetzt ist alles anders, aber immer noch nicht besser. Jetzt bin ich tatsächlich auch körperlich eine Frau und trotzdem will mir es keiner glauben. Es gibt immer noch Leute, die mich verspotten. Weißt du eigentlich wie verletzend so etwas ist? Nein, du weißt es bestimmt nicht. Du bist schon immer ein gutaussehender Mann gewesen. Du stecktest schon immer im richtigen Körper. Du hattest noch nie solche Probleme. Eigentlich kannst du gar nicht verstehen, was ich dir hier erzähle. Es ist völlig belanglos für dich. Nicht wahr? Es tut dir garantiert nicht leid, dass auch du einer derjenigen warst, die mich missachteten. Du bist wahrscheinlich auch noch stolz darauf und freust dich jetzt, dass ich darunter leide." Traurig blickte Grell in meine Richtung.

Ich sah Grell mitleidig an. Er tat mir tatsächlich leid. Jetzt wo er es erzählte, wurde mir erst klar, wie es wohl für ihn, entschuldigung, sie gewesen sein muss, im falschen Körper zu stecken. Es muss eine Qual gewesen sein, jahrelang als jemand anderes betrachtet zu werden. Abgewiesen zu werden, von Leuten, die man gern hat, nur weil man äußerlich etwas anderes, als seelisch war.

Grell sprach weiter: „Ich war schon immer ein Mann. In meinen ersten Jahren hab ich dies nicht bereut, ich war glücklich einer zu sein. Doch irgendwann traf ich auf jemanden. Es war ein Mann. Ich verliebte mich in ihn. Zuerst dachte ich, ich sei schwul. Doch nach einiger Zeit merkte ich, wie unzufrieden ich eigentlich mit meinem Körper war. Das es eigentlich nicht der richtige Körper für mich war. Ich spürte tief in meinem Herzen war ich eine Frau. Also erzählte ich immer allen ich sei eine Lady. Die Leute, die mich bereits kannten erklärten mich für verrückt, manche verstießen mich sogar und brachen den Kontakt zu mir ab. Einige sprachen sogar abfällig hinter meinem Rücken über mich. Ich war einem Zusammenbruch nah. Mein Drang allen zu zeigen, was wirklich in mir steckte, wer ich wirklich war, hielt mich jedoch davon ab, aufzugeben. Ich versuchte also alles um weiblich zu wirken. Ich zog mich weiblicher an, trug mein Haar länger und schminkte mich. Schließlich tat ich den letzten Schritt. Die OP. Ich erzählte jedem davon. Aber keiner glaubte mir. Ich beharrte darauf, dass ich eine Frau war. Ich tat alles Mögliche. Trotzdem blieb es dabei: alle hielten mich für einen Mann. Immer mehr Leute wanden sich von mir ab. Sagten, mit so einem Mann-Frau-Gemisch wollten sie nichts zu tun haben." Grell stütze ihre Ellenbogen auf ihren Knien ab und legte ihren Kopf auf ihre Hände.

Ich spürte ein leichtes stechen in meinem Herzen. Mein menschlicher Körper wird doch wohl jetzt nicht schlapp machen.

Ich bereute alles, was ich Grell je angetan hatte, und womit ich sie wahrscheinlich die ganzen Jahre verletzt hatte. Sie tat mir tatsächlich leid.

Fifty Shades of GrellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt