Shade 35

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POV Sebastian

Grell küsste mich mit viel Liebe. Ich erwiderte mit so viel Liebe, wie ich in diesem Augenblick nur zustande bringen konnte. Ich legte meine Arme um ihre Taille. Sie lächelte in den Kuss hinein.

Das Rote Blut regnete weiter vom Himmel. Es tränkte unsere Umgebung in ein tiefes Rot. Auch Grells feuerrote Haare wurden allmählich immer dunkler. Eine Sache, die mich etwas störte. Ich liebte ihr rotes Haar genau wie es war. Jetzt verlor es jedoch an Strahlkraft und die Farbe verblasste in ein Rot, dass zwar wunderschön war, jedoch nicht ihre flammende Seele repräsentieren konnte, so wie ihre Haare es normalerweise taten.

Ich beendete den Kuss, lies jedoch meine Arme um ihre Taille. Sanft legte ich meine Stirn an Grells. Tief blickte ich ihr in die Augen. Sie lächelte mich noch immer an. Ich musste auch lächeln und sagte in einem nun leicht belustigten Ton: „Weißt du eigentlich, dass du ganz schön stur bist?" Grell nickte und grinste nun regelrecht. „Ich weiß. Trotzdem muss ich jetzt einmal ein bisschen unsere schöne Stimmung zerstören." Ich sah Grell etwas verwundert an. „Wie meinst du das?" „Naja...Wir sollten hier weg. Hier im Wald sind wir zwar sicher vor dem Viscount....aber hier sind wir angreifbar." Ich nickte. „Du hast Recht. Es ist wirklich unsicher hier." Ich stand auf und hielt Grell meine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Sie nahm meine Hand und ich zog sie hoch. „Hast du eine Ahnung, in welche Richtung wir müssen?" fragte ich Grell. Sie dachte kurz nach. Dann blickte sie um sich. Kurz entschlossen zog sie mich hinter sich her. Dabei hielt sie meine Hand fest umschlossen. Ich ließ mich widerstandslos von ihr führen, wissentlich, dass sie wusste in welcher Richtung das Anwesen des Viscounts lag.

Wir liefen durch den dunklen Wald, vorbei an unzähligen Bäumen, durch deren Blätterdach nur selten einige Strahlen des Mondlichts drangen. Irgendwann wurde das Blätterdach dünner und das Mondlicht mehr. Wir hatten den Rand des Waldes erreicht. Wir rannten an den letzten Bäumen vorbei und schauten nach vorne auf das nächtliche London. In vereinzelten Häusern brannte Licht. Auch manchen Schornsteinen stieg Rauch auf. Die Türme Londons überwachten die Stadt, in welcher sich nachts das Gesindel herumtrieb, welches Tagsüber nicht auf den Straßen erwünscht war.

Dieser Anblick war so unbeschreiblich schön. Ich hatte London schon häufig des Nachts betrachtet, und konnte über Jahrhunderte beobachten,  wie es sich von einer Kleinstadt zu einer Metropole umwandelte. Ich sah, wie die ersten Straßenlaternen aufgestellt wurden und wie sie durch die heutigen ausgetauscht wurden. Doch noch nie hatte ich London mit einer geliebten Person betrachtet. Denn bisher gab es keine Person in meinem Leben, die ich liebte. Doch jetzt war alles anders. Ich hatte Grell gefunden. Und mit Grell zuerst einen Feind. Doch nun war Grell meine Geliebte. Und mit ihr war es eine neue Erfahrung auf London zu blicken.

Wir standen einige Zeit Hand in Hand am Rande des Waldes und blickten einfach nur auf die schlafende Stadt, welche für viele wohl jetzt am gefährlichsten wäre, doch für uns genau in diesem Moment der sicherste Ort auf Erden.

Fifty Shades of GrellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt