Kapitel 5

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Jamie wohnte mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder in einem schlichten aber sehr gemütlichen Einfamilienhaus in einer gewöhnlichen und eher biederen Gegend. Die Art von Nachbarschaft in der man seine Kinder noch abends alleine spielen lassen konnte. Auch wir wohnten etwas abgelegener von der Stadt am Rand des Naturschutzgebietes, allerdings in der komplett anderen Richtung. Es war schon immer Lily's Traum gewesen nah am Wald zu wohnen und sobald sie damals genug Geld zusammen hatte, kaufte sie auch gleich die einsamste und von der Stadt weit entfernteste Villa die die Makler für sie finden konnten. Die längste und einzige Bindung die sie jemals eingegangen war. Beste Entscheidung ever, wenn ihr mich fragt. Wenn man wusste welchen Weg man gehen musste, konnte man Stunden lang durch den Wald spazieren ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen und es waren gerade mal 20 Minuten zu Fuß von unserem Haus bis zum See.

Ich hielt Jamie den Rucksack auf während er die Bierflaschen verstaute.
"Ist deine Mutter nicht zu Hause?"
"Nope, wahrscheinlich Shoppen oder bei unserer Nachbarin zur abendlichen Klatsch und Tratsch Stunde."

Mrs. Bennet war ein Scheissdreck gegen Jamies Mutter. Wenn es etwas Neues gab, ganz egal ob hier direkt vor Ort oder gar in der prominenten Welt, und sei es nur das plötzliche umstellen von Mülltonnen, die neue Haarfarbe der geschiedenen Zahnarzthelferin mit dem netten Häuschen am Ende der Straße, sie wusste es. Zum Glück nahm unser jetziges Jahrtausend ihr die Mühe ab für ihre Söhne gebärfreudige Schwiegertöchter zu suchen sonst hätte sie sich das zur Aufgabe gemacht, bei all der Langeweile über die sie sich sonst immer beschwert.
Das Leben als Hausfrau ist ein hartes Brot.

"Und wo ist Bo?"
"Bei Freunden."

Bo, bzw Boris war ein 8 Jahre alter Karottenkopf, der es faustdick hinter den Ohren hatte. Muss in der Familie liegen. Doch neben diesen ganzen Flausen die er im Kopf hatte war er so ziemlich der wunderbarste kleine Fratz den man sich vorstellen konnte.

"Er wusste nicht das du kommst, sonst wäre er bestimm da gewesen um dir seine neuen Fußballsticker zu zeigen."
"Macht nichts, ich komm morgen einfach nochmal mit her."
"Mi casa es su casa." Kicherte er, während er den Rucksack schulterte.
"Du könntest ja auch einfach hier bleiben solange Lily noch in ihrer Liebeshöle haust."
"Erinner' mich nicht daran." Stöhnte ich und trat aus der Garage, bevor er das Tor verriegelte.
"Ich biete es dir nur an. Nur für den Fall das dir dieser Justin auf die Pelle rücken sollte."
"Das bezweifle ich."
"Ach ja?" Er hob die Augenbraue. "Was macht dich da so sicher?"
"Zu aller erst die Tatsache das ich nicht sein Typ Frau bin, er scheint ja auf ältere zu stehen und zweitens: sein Aussehen."
"Was soll das jetzt heißen?"
"Er ist ... Er macht auf mich nicht den Eindruck als könnte er mit mir auch nur irgendwas anfangen. Ich denke mal er steht auf flippige selbstbewusste, mit allen Wassern gewaschene Frauen und .."
"Und du denkst du bist das nicht?" Ich lachte auf.
Nein, bin ich nicht.

Als wir am See ankamen war das Lagerfeuer schon voll im Gange. Neben Tobi, Melanie und Susan waren auch andere Mitstreiter aus unserem Jahrgang dabei und hielten fröhlich smalltalk, betranken sich oder sprangen wild im Wasser herum.
Es war zwar schon dunkel aber die drückende Hitze des Tages hatte ihre Arbeit auch bei der Temperatur des Wassers geleistet.
"Na endlich! Unser Bier ist fast alle!" Rief uns Tobi entgegen während Melanie uns aufgeregt entgegenlief. Beide gehörten zu unserem engeren Freundeskreis und waren für Jede Art von Ablenkung zu haben.

"Hey ihr beiden!" Melanie schloss mich zur Begrünßung in eine Umarmung bevor sie sich an Jamie wendete der etwas betröpfelt dreinsah.
Es dauerte keine 5 Sekunden das ich den Grund dafür erkannte.
Susan Murray befand sich gerade im Nahkampf mit einem mir unbekannten männlichen Wesen im Wasser. Ich zog Jamie am Arm hinter mir her zu Tobi und versuchte ihn mit belanglosem Gequatschte abzulenken. "Ist doch nicht so voll wie wir befürchtet haben, oder?"
"Hmm."
"Hey Patricia und George sind auch gekommen!"
"Seh ich."
"Hast du Hunger? Ich glaube Robbie da drüben hat noch Steaks über."
"Kann sein."
"Jamie Marshall!" Ich zog ihn gewaltsam zu mir ran. "Du wirst jetzt nicht den ganzen Abend Trübsal blasen nur weil diese hormongesteuerte Möchtegern Paris Hilton nicht sieht was für ein 6er im Lotto ihr durch die Lappen geht wenn sie lieber mit Lackaffen wie dem da vorlieb nimmt!"
"April..."
"Nein Jamie." Seufzte ich. "Lass uns erstmal was trinken."
"Hört hört!" Stimmte Tobi ein und fing an in Jamies Rucksack zu wühlen und die Flaschen zu verteilen.
"Ein Lackaffe ist das jedenfalls nicht." Flüsterte Melanie mir zu.
Ich blickte wieder zum Wasser. Die beiden standen noch immer umklammert und wild knutschend abseits vom Ufer. Susan's platinblonde Mähne könnte sogar ein Blinder erkennen. Nun, vielleicht nicht erkennen, aber die Tonne Haarspray könnte man auch gut eine Meile gegen den Wind riechen. Aber ihren Gespielen konnte ich von hier aus definitiv nicht zuordnen.
"Wer ist es denn diesmal?" Wollte ich wissen bedacht darauf das nur Melanie mich hören konnte.
"Keine Ahnung. Hab ihn vorher noch nie gesehen. Aber er sieht ziemlich gut aus."
"Ahja."

Jamie und Tobi waren gerade dabei sich über die vergangenen Zwischenprüfungen aufzuregen als ich beobachtete wie das vermeintliche paar aus dem Wasser trat und hinter die anliegenden Büsche verschwand. Na holla die Waldfee.
Ich spürte sie mir jemand in die Seiten boxte. Melanie deutete in die Richtung in die ich zuvor gestarrt hatte und wackelte amüsiert mit ihren Augenbrauen.
"Die lässt nichts anbrennen was?"
"Wenn sie meint sie muss es überall und mit jedem treiben ..."
"Naja sie besitzt den Luxus jeden den sie will zu bekommen."
"Du hast doch auch den bekommen den du willst."
"Stimmt." Lachte Melanie und boxte Tobi auf dem Oberarm. "Und was hab ich mir da nur für einen Armleuchter angelacht?"
"Hast du mich eben Armleuchter genannt?"
"Vielleicht?" Kicherte sie und küsste ihn beschwichtigend auf die Wange, woraufhin Tobi sie in seine Arme zog um sie richtig zu küssen. Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum während Jamie einen Arm um meine Schultern legte.
"Weißt du was mir eben für ein Gedanke gekommen ist?"
"Klär mich auf."
"Ich brauch Susan eigentlich gar nicht."
"So?"
"Ich hab doch dich."
"Träum weiter Marshall." Lachte ich und Kniff ihm ihn die Seiten.

Eyes wide open. (Justin Bieber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt