Kapitel 12

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Fast die ganze Nacht hatte ich starr auf meinem Bett gelegen. Irgendwann gab ich auf die Situation zu analysieren und rutschte in einen unruhigen Schlaf. Der Wecker klingelte pünktlich um 6 und somit war der Albtraum wieder real. Ich verharrte so lange vor meiner Zimmertür bis ich mir sicher war das sich draußen nichts regte, erst dann ging ich hinaus, schnurstracks ins Badezimmer.
Die schnellste Dusche meines Lebens.

Endlich war Gott mal auf meiner Seite, denn weder Justin noch Lily ließen sich blicken, bis ich das Haus verlies.

Als ich aus dem Bus ausstieg und mich langsam dem Café näherte ,indem Jamie auf mich wartete, beschloss ich die Sache für mich zu behalten. Ich hoffte inständig das sich die Sache irgendwie totschweigen lies.

Ein Schauer lief mir über den Rücken als die Bilder in mein Bewusstsein flossen. Warum um alles in der Welt war diese verdammte Tür offen gewesen? Warum hab ich mich nicht sofort auf die Socken gemacht als ich realisierte was da gerade abging? Und warum hat er mich ....

"April? Hier drüben!" Dirigierte mich Jamie zu sich. Er wartete bereits an der Theke auf mich und war dabei zu bestellen.
"Alles okay? Du siehst so blass aus." Musterte er mich besorgt.
"Alles gut."
"Okay?" Er hob skeptisch eine Augenbraue. Ich nickte energisch und deutete zu der Bedienung die schon gereizt mit ihren Fingern auf das Holz pochte.
Er bestellte für uns das übliche und schob mich zurück nach draußen in die Sonne.

"Kann ich Bo am Samstag früh bei dir absetzten wenn ihr wandern wollt?"
"Du willst nicht mit?"
"Ich würde super gerne mit euch wandern, aber..." Er griff sich nervös durchs Haar.
" ... Ich soll meiner Mutter im Garten helfen." Langsam nippte ich an meinem Kaffee.
"Okay, und wann erzählst du mir was du wirklich vor hast?"
"Tobi hat das neue ps4 Spiel und ..." Nuschelte er.
"Dein Ernst?" Lachte ich.
"Zocken muss auch mal sein, April. Ich bin ein Mann, ich will auch mal einfach nur ..." Er holte tief Luft. "Zocken."
"Du weißt das die Hausarbeit ansteht?"
"Und du weißt das wir noch anderthalb Wochen Ferien haben? Und außerdem ist es ja nur der eine Nachmittag." Ich verdrehte die Augen als ich mitansehen musste wie er seinen Hundeblick aufsetzte.
"Ich nehm ihn. Aber du holst ihn pünktlich wieder ab."
"Du bist die beste Freundin die..."
"Jaja Schleimer. Ich weiß."

Die gesamte restliche Woche hatte ich damit zugebracht Justin auszuweichen. Entweder verschanzte ich mich in meinem Zimmer und gab mich hoch beschäftigt, oder ich quartierte mich spontan bei Jamie ein. Auch die kurzen Gespräche mit Lily fielen eher unterkühlt aus. Es gab weder Anzeichen das sie in der Nacht bei ihm war, noch das sie nicht dort war. Ich hatte zwar nicht mitbekommen wie sie nachts nach Hause kam, aber am nächsten Morgen hatte ich sie auch nirgends entdecken können. Sie war auch nicht das Problem.
Gut, es war irgendwie unangenehm mit ihr zu reden. Meine Stimme bekam jedesmal diesen schnippischen Unterton wenn sie sich über mein seelisches Befinden erkundigte oder wissen wollte was es Neues gab.
Ich verstand nicht mal warum, aber ich konnte es nicht kontrollieren.
Genauso wenig brachte ich die Gänsehaut unter Kontrolle die jedes Mal ausbrach wenn ich an Justin's Ausdruck in seinen Augen dachte.
Ich konnte das Gefühl nicht beschreiben.
Keine Ahnung ob es gut oder schlecht war.
Schlecht.
Definitiv schlecht.
Gut wäre krank.
Sehr krank.
Pervers.
Ugh.

Ich saß auf meinem Bett und wollte Jamie gerade fragen ob Bo und er schon losgefahren waren als es unten klingelte.
Schnell machte ich mich auf den Weg und öffnete mit einem strahlenden Lächeln die Tür um meinen Lieblings Karottenkopf in Empfang zu nehmen.
Mit einem freudigen Schrei schlang er seine Arme um meine Taille und hüpfte aufgeregt auf und ab.
"Wunder' dich nicht, er hat Gummibärchen und Marshmellows intus." Lachte Jamie hinter ihm auf unserer Veranda.
"Hat da jemand einen Zuckerschock?" Ich fuhr ihm sanft durch die Haare und zwinkerte Jamie zu.
"Bekomm ich hin."
"Weiß ich doch." Er kam auf uns zu und umarmte Bo und mich zum Abschied gleichzeitig da der kleine mich nicht loslassen wollte.
"Und dir auch viel Spaß bei deinem Männlichkeitsritual!" Rief ich ihm hinterher.

Wir sahen noch zu wie er davon fuhr bevor ich die Haustür verriegelte und mich vor Bo hinhockte.
"Ich geh nur noch schnell ein paar Sachen holen und dann können wir los, hört sich das gut an?"
"Super." Sang er und lief auf die Couch zu.
Ich packte die Brote, dich ich vorbereitet hatte, ein wenig Obst und Wasserflaschen in einen Rucksack und holte aus meinem Zimmer noch mein Handy und Sonnenbrille. Wir würden bis zum Bach laufen, wie wir es schon öfters gemacht hatten. Eine Stunde Fußweg und der kleine konnte sich ordentlich austoben.

Ich schloss die Zimmertür hinter mir und zuckte zusammen als ich das melodische Kichern, was nur einem gehören konnte, von unten vernahm.
Scheisse.

Eyes wide open. (Justin Bieber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt