Kapitel 39

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April:

"Ich wollte dir nie wehtun."
Wehtun?
Warum wehtun?
Justin?

Er kniete vor mir, weinte in meinen Schoß.
Ich versuchte ihn zu beruhigen doch es gelang mir nicht. Ich konnte weder mich bewegen noch zu ihm zu sprechen.
Meine Beine waren wie Blei, die Schwerkraft fesselte mich an einen Stuhl mitten im Nebel. Das einzige was ich neben diesem dichten Dunst und dem verzerrten Fetzten von Justins Stimme wahrnahm war eine leise Melodie.
Ich hatte das Gefühl das ich sie kenne, doch ich fand einfach keinen Anhaltspunkt, noch konnte ich sagen welches Instrument sie spielte.

"Verlass mich nicht!"
Ich wollte ihm sagen das ich ihn nicht verlasse, das alles gut wird, die Worte schrieen in meinem Kopf doch er hörte mich nicht.

"Ich brauche dich April, bitte bleib bei mir!"
Je lauter er wurde, desto lauter wurde die Melodie und plötzlich würde ich von ihm fort gerissen. Ich hörte wie er verzweifelt nach mir rief, doch er verschwand im endlosen Grau.

"April."
Der Stuhl auf dem ich saß drehte sich zu der sanften Stimme, in den Sog der Melodie, weg vom Nebel, weg von Justin.

"Sieh dich nicht um." Die Stimme die mir nur allzu bekannt vorkam hauchte in mein Ohr.
Eine Hand strich vorsichtig durch meine Haare.
Zayn?

"Denn Liebe ist blind, nicht wahr?"
Langsam baute er sich vor mir auf, nahm meine Hände in seine und zog mich auf die Beine, bevor er mich nachdenklich musterte.

"Du wirst es verlieren." Flüsterte er und deutete mit seinem Zeigefinger eine Linie von meiner Stirn hinunter zu meiner linken Brust.
Was verlieren?

"Hör niemals auf Fragen zu stellen."
Fragen?
Was für Fragen?
Wem soll ich sie stellen?

"April." Zayn seufzte und legte seine Stirn behutsam gegen meine.
Wärme schoss durch meinen Körper, Farben wirbelten durch die Luft während die Melodie im Hintergrund ihren Höhepunkt fand.
Nun hörte ich deutlich wie sie von einer Gitarre gezupft wurde.
Verwirrt sah ich in Zayns strahlende Augen, die fest die meinen taxierten.
Dann hob er den Kopf, löste seinen Blick und pflanzte einen Kuss auf meine Haut.

"Wach auf."

Schlaftrunken setze ich mich in meinem Bett auf, scannte mit zugekniffen Augen meine Umgebung ab.
Nein. Kein Zayn.
Niemand.
Ganz allein.
Allein.
Moment....
Allein?!

Schnell riss ich die Bettdecke von der Matratze.
Meine Hoffnung das sich Justin irgendwo zusammengekugelt hatte erstarb jäh im nichts.
Was wenn er mich verlassen hat?
Was wenn er einfach abgehauen ist?
Warum hab ich nichts mitbekommen?!

Angst durchzuckte meinen Körper und wurde mit dem Blick auf die Uhr zu einem nervigen Puls in meinem Hals.

12:37 Uhr.

In unmenschlicher Geschwindigkeit zog ich mir irgendwelche Klamotten über und hetzte aus dem Zimmer.
Lily wollte schon vor anderthalb Stunden hier sein.
Warum weckt mich eigentlich keiner?!
Und wo ist dieser verdammte Kerl....

Auf der Hälfte der Treppe erstarrte ich.
Da saßen sie.
Alle beide.
Es war nicht die Tatsache das sie zusammen frühstückten, ohne mich, nein, es war die Tatsache das ihre Hand in seiner lag, die mich komplett lähmte. 

Justin riss bestürzt die Augen auf als er mich in meiner Starre betrachtete und entzog Lily seinen Griff während sie mir ein frisches Lächeln schenkte.

"Hey Süße!" Sofort sprang sie auf und lief mir freudig entgegen um mich begrüßend zu umarmen.

"Ich hab dich so vermisst!" Trällerte sie während ich ihren vertrauten Duft inhalierte. Ihre blonden kurzen Haare saßen perfekt und glänzten in ihrem altbekannten Honigton in dem auch ihre Augen erstrahlten.

"Wie ist es dir ergangen? Irgendwas aufregendes passiert in deiner letzten Ferienwoche?" Zwinkerte sie und zog mich mit zum Tisch an dem Justin mit eingezogenem Kopf kauerte.
Keine Ahnung was ich erwartet hab.
Das nicht.

"Alles gut, das übliche." Murmelte ich und lies mich auf den Stuhl gegenüber von ihm schieben.
Angespannt musterte er jede Bewegung, ich konnte spüren wie mich sein Blick durchbohrte während Lily mir von ihrem aktuellen Projekt erzählte.
Dieser Raymond muss unheimlich erfolgreich sein, so viel wie er in sie investiert.
Anscheinend wird sie ihre Zeit verlängern.
Raymond.
Was ist das überhaupt für ein Name?
Und warum redet Justin nicht einfach mit mir?!

Nachdem meine Gesichtsmuskeln langsam ausgedient hatten und begannen durch die Gegend zu zucken, drückte ich mir frustriert Weintrauben in den Mund und betete inständig das jemand diesen Redefluss stoppen würde.
Ich weiß das sie mich nur vollplapperte damit sie mir zeigen konnte wie sehr sie mich vermisste, aber mit meinem Hegenüber in Hörweite machte mir das zuhören einfach keinen Spaß.
Warum hat er mich nicht geweckt?!
Warum hat er ihre Hand gehalten?!
Was zur Hölle läuft hier?!

"Hörst du mir überhaupt zu?" Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt wie ich Justin anstarrte.

"Alles okay zwischen euch?" Kicherte sie und zeigte zwischen mir und Justin hin und her.
"Oder gabs Ärger während ich weg war?" Betreten sah ich auf meine Hände, als Justin es nicht mal mehr wagte meinen Blick zu erwidern.

"Lass mich raten, er hat den Abwasch nicht nach Plan gemacht?"
Nein, er hat seine Hormone nicht nach Plan verpackt.

"Ich denke sie ist sauer weil ich sie nicht geweckt habe bevor du gekommen bist." Lächelte er ihr falsch entgegen.
Du miese Ratte.

"Was hör ich da? Du weckst sie? Sie lässt sich ja nicht mal von mir wecken."
"Jaja... Lustig lustig trallalala..." Motzte ich und lies mir von Lily eine Tasse Kaffe einschenken, als plötzlich etwas vibrierte.
"Deins?" Wollte Lily wissen.
"Nope.."
"Ich komm gleich wieder." Justin stolperte hastig vom Tisch und verschwand mit großen Schritten nach oben.
Ich hasse ihn.
Ja, wir sind wieder am Anfang.
Ich hasse ihn.

"Also." Räusperte sich Lily und rückte ihre himmelblaue Bluse zurecht.
"Was läuft da zwischen euch?"
Oh oh.
"Kommt ihr klar oder streitet ihr euch?"
Wenn du wüsstest.

"Wir kommen klar." Skeptisch erhob sich ihre Braue.
"Gut, ich bin echt etwas angepisst das ihr mich nicht geweckt habt, zumal du ja heute Abend wieder fährst." Seufzte ich und kratze mir nervös am Oberarm herum.
"Eigentlich bin ich nur bis Vier da." Sie presste ihre Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und prüfte ihre Fingernägel.
"Bis vier? Wer ist denn der Glückliche?"
"Mr. Raymond will die weiteren Schritte mit mir besprechen. Ein Geschäftsessen sozusagen."
"An einem Sonntag?" Lässig zuckte sie mit den Schultern bevor sie mir schelmisch zuzwinkerte.
"Wie sieht er denn aus?"
"April!" Lachte sie.
"Na komm schon, ich möchte wenigstens sichergehen das es sich lohnt wenn du mich für ihn praktisch versetzt."
"Er ist groß, dunkel, teuflisch sexy und nun ja ......" Sie zögerte und nippte an ihrer Tasse.
"Jaaa?"
"Schwul."
"Schwul?" Nun brach ich in Gelächter aus.
Es war anscheinend wirklich nur ein Geschäftsessen.

"Es ist wirklich rein geschäftlich." Bestätigte sie meine Gedanken und lächelte mich warm an nachdem ich mich wieder gefangen hatte.
"Was?"
"Du hast dich irgendwie verändert. Dein Lachen ist lauter." Ich stockte, während sie begann den Tisch abzuräumen.

"Lass das ruhig. Ich mach das schon." Bot ich ihr an woraufhin sie meine Stirn küsste.
"Danke. Ich sollte vielleicht schon mal das nötigste zusammensuchen." Seufzte sie und betrat die Treppe.
"Tu das."
"Ach und April?" Sie sah über das Geländer zu mir hinunter.
"Ja?"
"Wer er auch ist, ich mag ihn jetzt schon."

Eyes wide open. (Justin Bieber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt